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1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt (German Edition)

1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt (German Edition)

Titel: 1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Platthaus
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Oktober, nachdem er in der Nacht zum 19. verwundet hierhergebracht worden war, wo man das Pfarrhaus für ihn und seine Entourage requiriert hatte. Aufsehen erregten in der Stadt vor allem ein Kamel, das zu den Reittieren seiner Begleiter gehörte, und die ruppige Wesensart der Kosaken. Der damalige Pfarrer Seyfart berichtet über die chaotischen Zustände nach den Kämpfen vom 18. Oktober: «Nachts gegen 10 Uhr traf endlich ein Kosakenoffizier, der sich für einen Adjutanten des Generals Manteuffel ausgab, hier ein, brachte auch sein Pferd mit in die Stube und verlangte mit großem Ungestüm Essen und Trinken. Ein hiesiger Bürger, welcher das Pferd aus der Stube führen wollte, bekam dafür eine derbe Ohrfeige und büßte auch zugleich seine Tabakpfeife ein. … In den Morgenstunden des 19. Oktober traf auch der tödlich verwundete russische Generalmajor Graf Manteuffel hier ein und starb am folgenden Tage im Hause No. 231 und die feierliche Beerdigung desselben erfolgte am 21. Oktober.» [450] Auf dem Grabdenkmal, das Manteuffels Frau später errichten ließ, ist in den russischen und deutschen Inschriften als Todestag der 18. Oktober angegeben, doch davon ist am 17. Oktober 2012 nichts zu sehen, denn die gesamte prächtige Erinnerungsstätte, ein zweieinhalb Meter hoher Baldachin auf vier kleinen Säulen, unter dem der eigentliche Grabstein auf vier Sockeln ruht, die aus jeweils mehr als einem Dutzend zusammengeschmiedeten Kanonenkugeln gebildet werden, ist mit Brettern verschalt, weil sie für das kommende Jubiläumsjahr restauriert werden soll. Das hat das direkt rechts davon liegende Grabdenkmal für Richard Bogue schon hinter sich: ein Quader von etwas mehr als einem Meter Kantenlänge, in dessen Seiten Inschrifttafeln mit deutschem und englischem Text eingelassen sind. Englische Kaufleute, die 1814 erstmals nach vielen Jahren wieder zu den Leipziger Messen reisen konnten, hatten die Grabstelle des nach der Völkerschlacht in seiner Heimat gefeierten Bogue besucht und sich entschlossen, für ein würdiges Andenken Geld zu sammeln. Der Stein wurde 1816 aufgestellt und mit einem gusseisernen Zaun umgeben. Die Aufschrift lautet: «Gewidmet Richard Bogue, geboren in Hampshire in England, Kapitän im Königlich großbritannischen Regiment der reitenden Artillerie und Kommandeur der Kongreveschen Raketenbrigade. Er fiel im Alter von 31 Jahren rühmlichst fechtend für die vereinigte Sache Deutschlands und seiner Verbündeten in der Schlacht von Leipzig am 18. Oktober 1813. Durch die wichtigen Dienste seiner Raketenbatterie beim Dorfe Paunsdorf hat er sich bei dem glänzenden Siege dieses denkwürdigen Tages sehr ausgezeichnet.»
    Der Weg zurück nach Leipzig erfolgt mit der Straßenbahn, die exakt dem Verlauf der früheren Chaussee folgt, am Heiteren Blick vorbei, von dem nicht mehr übrig geblieben ist als der Name des großen neuen Wohngebiets Heiterblick jenseits der riesigen Gewerbeflächen direkt an der Straße, wo Amazon ein mehrere Hundert Meter langes Auslieferungslager errichtet hat, zur Einmündung der Leupoldstraße, wo ein weiterer Apelstein an Kronprinz Karl Johann erinnert, dessen Truppen von hier aus Paunsdorf angriffen. Am Nachmittag, als sich das strahlende Wetter ein einziges Mal an diesen vier Herbsttagen eintrübt und schließlich in dünnen Regen übergeht, breche ich abermals mit dem Auto in den Nordosten der Stadt auf, nach Plaußig, wo der schwedische Feldherr zuvor die Parthe überquert hatte. Noch einmal also nach Thekla und Richtung Taucha, bis es links nach Plaußig abgeht, dessen gedrungene Kirche auf ihrer Uferanhöhe ein sicherer Blickfang ist. Rechts hinter der Brücke über die Parthe liegt die Ruine einer Schmiede aus dem Jahr 1801, deren Hammer vom Wasser angetrieben wurde, und gleich gegenüber auf der linken Straßenseite erinnert ein kleiner Findling an Karl Johanns Übergang. Es ist eine verwunschene Flusslandschaft: Bäume neigen sich von beiden Seiten über die Parthe und tunneln sie ein, dichtes Gestrüpp zieht sich darunter bis unmittelbar an die Ufer, die hier einen guten Meter zum tief eingeschnittenen Bachbett abfallen. Es ist leicht vorstellbar, wie lästig ein solches Hindernis dem riesigen Heer mit Geschützen und Wagen fallen musste, zumal auf der anderen Seite Scharfschützen in den Uferwäldchen lauerten und auf jeder Anhöhe Artilleriestellungen standen. Dann bricht langsam die Dunkelheit herein, und das Wetter wird immer hässlicher; der 17. Oktober als Datum des

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