1813 - Königin der Knochen
Stütze. Er hatte beide Hände auf den Griff gelegt und wartete jetzt ab. Irgendetwas musste passieren, das wusste er.
In seinem Innern brodelte es, doch das nahm er weniger wahr. Ihn interessierte, was mit dem Schwert geschah, denn es veränderte sein Aussehen. Es wechselte die Farbe. Der dunkle Schimmer auf dem Metall verschwand, sodass etwas Helles durchkam.
Silbern, glatt, beinahe wie Sternenglanz.
Und das war nicht alles. Der Glanz blieb nicht auf dem Schwert, er löste sich langsam vom Stahl der Klinge, breitete sich aus und bewegte sich auf ein Ziel zu.
Das Ziel war das Skelett!
Duke Haltry fühlte sich wie der große Macher, denn nur durch seine Initiative war es möglich gewesen, dass dieser Glanz auf dem Weg zum Skelett war und sich dort festsetzte. Er umschloss die knöcherne Gestalt wie ein Umhang, und er gab ihr eine andere Farbe.
Die Knöcherne sah jetzt anders aus. Sie saß im Licht, und der Totenschädel erstrahlte in einem wunderbaren Glanz.
Das war nicht alles.
Es geschah noch etwas, und genau das raubte dem einsamen Zuschauer den Atem.
Das Skelett veränderte sich. Etwas kehrte zurück, was die Gestalt vor langer Zeit verloren hatte.
Das war der Körper.
In dieser magischen Zone bildeten sich die Haut, die Muskeln, die Sehnen, alles zurück. Nur das Blut fehlte, aber das schien nicht existentiell zu sein.
Dafür kehrten die Haare zurück. Und wie! Eine wahre Flut mit einem rötlichen Farbton. Sie umwallten den Kopf.
Und auch der Körper erhielt das Fleisch, sodass eine wunderbare Figur geformt wurde. Eine nackte Frau saß plötzlich vor Duke Haltry, der das kaum fassen konnte. Hier war mehr geschehen, als er sich in seinen kühnsten Träumen hätte ausmalen können. Er wusste gar nicht, wohin er zuerst schauen sollte.
Diese Person war neu erschaffen worden, und er hatte dabei mitgeholfen. Es war Isabella. Es war diejenige, die in der Vergangenheit ihre Zeichen gesetzt hatte.
Aber man hatte sie nicht vergessen. Das galt nicht nur für Duke und seine Freunde, es ging vor allen Dingen um die Macht, die alles möglich gemacht hatte.
Sie hatte ihre Dienerin nicht vergessen. Sie hatte sich wieder an sie erinnert, und der Name des mächtigen Dämons schoss Duke Haltry durch den Kopf. Baphomet. Er würde seine Dienerin wieder an die Front schicken, wie er das auch mit seinen drei Helfern getan hatte.
Duke fragte sich, wie es weitergehen würde.
Isabella war erwacht. Sie war auch keine Gestalt des Schreckens mehr, sondern ein Mensch, und sie würde sich unter Menschen bewegen können. So weit dachte Duke bereits an die Zukunft.
Jetzt aber musste er sich um die Gegenwart kümmern, und die war fantastisch genug. Er wusste nicht, wie er sich richtig verhalten sollte, denn jetzt war sie es, nach der sich alles zu richten hatte. Sie war erwacht. Sie sah wieder aus wie damals. Das würden bald auch seine Freunde sehen, und er fragte sich, wie die damit zurechtkamen.
Sie tat nichts. Noch nicht. Sie hockte an ihrem Platz, und er sah nicht mal, ob sie die Augen offen hatte. Wahrscheinlich wartete sie noch und sammelte Kräfte.
Duke Haltry dachte an das Schwert, das er in den Händen hielt und das eigentlich ihr gehörte.
Sollte er es aus der Hand geben?
Er wusste es nicht und hörte aus dem Hintergrund einen lauten Ruf. Pike Ash hatte es nicht mehr ausgehalten.
»He, wie weit bist du?« Seine Stimme hallte durch die Gruft.
Duke Haltry ärgerte sich, dass er abgelenkt wurde. Er gab keine Antwort. Er schaute nur auf die Frau, die jetzt nichts mehr von einem normalen Menschen unterschied. Bisher hatte sie sich nicht bewegt oder nur kaum, aber das änderte sich jetzt.
Sie gab sich einen Ruck, erhob sich und baute sich nackt von Duke Haltry auf. Ihre Haut schimmerte bleich. Er sah die runden Brüste, die wirren Haare, und er sah auch das Gesicht, das einen ernsten Ausdruck angenommen hatte.
Er sagte nichts. Er wartete und fragte sich, ob die andere Seite ihn akzeptierte. Wenn nicht, dann würde sie ihn töten.
Die Augen bewegten sich. Sie schienen erst alles checken zu wollen, bevor auch der Körper reagierte.
Das tat er jetzt!
Die Nackte gab sich einen Ruck und ging auf den Mann zu.
Alles wies darauf hin, dass sie die Gruft verlassen wollte.
Duke Haltry wusste nicht, was er tun sollte. Er starrte die nackte Gestalt an, musste schlucken, wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton hervor.
Es wurde ernst.
Sie kam näher.
Duke fing an zu zittern. Er öffnete den Mund und holte hörbar
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