1813 - Königin der Knochen
besonders markante Stelle war fixiert worden. Duke war sich sicher, dass er sie bald finden würde, denn da öffnete sich das Gelände und lief in ein Tal aus. Er brauchte nur eine bestimmte Höhe zu erreichen.
Und genau das geschah.
Sie hatten die Höhe erreicht, und die Felsen rechts und links traten zurück. Vor ihnen lag das Tal, in dessen Mitte so etwas wie ein trübes Auge lag.
Es war ein kleiner See, und den mussten sie noch passieren, um an ihr Ziel zu gelangen.
»He, sind wir da?« Pike Ash hatte es nicht mehr ausgehalten.
»Ja, wir sind fast da.«
»Super.«
»Reiß dich ja zusammen. Was wir hier vorhaben, das ist alles, nur kein Spiel.«
»Schon klar.«
Duke Haltry fuhr weiter. Er sah den kleinen See, dessen Wasser vom Wind leicht gekräuselt wurde. An seinem Ufer fuhren sie entlang über einen hart gefrorenen Boden, der recht uneben war, sodass der Wagen heftig schaukelte.
Die Sicht war jetzt frei, es gab keinen Nebel, der sie behindert hätte, auch keine Wälder, deren Bäume ihnen den Ausblick verwehrt hätten.
Den See hatten sie passiert und sie sahen, dass sich das Tal wieder verengte und die Hügelflanken näher an den Wagen heranrückten. Jetzt musste eigentlich das Ziel zu sehen sein, wenn man sie nicht getäuscht hatte.
Und da gab es etwas zu sehen. Sie hatten Glück, dass sich ein Sonnenstrahl aus dem Himmel verlor. So entdeckten sie mitten im Gelände etwas völlig Neues, und das musste ihr Ziel sein. Sie sahen die Ruinen einer Ansiedlung, die längst verlassen worden war. Es war wie ein breiter Eingang, ein Felsentor, auf das sie zurollten. An den Seiten ragten die Mauern hoch, die so etwas wie einen Spitzbogen bildeten.
Als der Fahrer dieses Tor entdeckt hatte, fuhr er unwillkürlich langsamer. Im Schritttempo rollten sie durch das Tor, und kurz dahinter bremste Duke Haltry ab.
Eric Larsson meldete sich mit brummiger Stimme. »Verdammt, was ist das denn?«
»Wir sind da.«
Die Männer schwiegen und schauten. Schließlich fasste Pike Ash es zusammen.
»Wir befinden uns auf einem Friedhof.«
»Aha«, flüsterte Larsson. »Hast du das gewusst, Duke?«
»Nicht genau. Aber man hätte davon ausgehen müssen. Isabellas Grab muss ja irgendwo liegen, und ich denke, dass ein Friedhof genau der richtige Ort dafür ist.«
»Nicht schlecht. Glaubst du denn, dass hier noch jemand begraben wird?«
»Nein, Pike.«
»Dann können wir ja aussteigen und das Grab suchen.«
Es war alles gesagt worden. Sie hatten es bis hierher geschafft. Jetzt mussten sie zu Fuß weiter und vor allen Dingen das Grab finden, in dem diese Isabella lag. Es war klar, dass sie keine schöne Frau vorfinden würden und auch keine mumifizierte. Sie mussten mit einem Skelett rechnen, und sie hofften, dass die Magie funktionierte, auf die sie gesetzt hatten.
»Dann steigt mal aus«, sagte Duke Haltry.
Es gab nichts, was sie lieber getan hätten, und sie dachten auch an das besonders Wichtige. Sie nahmen das Schwert mit, dessen Schneide in einer Hülle steckte. Nur der Griff ragte hervor.
Sie gingen. Eric Larsson trug das Schwert. Er bildete den Schluss der kleinen Prozession. Das Schwert hatte er über seine Schulter gelegt.
Die Männer schritten durch die Stille. Hier schien die Welt zu Ende zu sein.
Menschen hielten sich in dieser Einöde nicht auf. Aber auch die Tiere ließen sich nicht blicken. Dieser Ort hätte auch aus einem Märchen stammen können. Wer sich hier wohl fühlte, der konnte nicht normal sein. Es war ein alter Friedhof, und sie sahen auch die Gräber. Alte Grabplatten, die kaum mehr zu sehen waren, weil die Natur sie überwuchert hatte.
An der rechten Seite sahen die Männer eine schmale Straße, die dicht am Friedhof vorbei führte. Über die wären sie irgendwann zu einem Dorf gelangt, das in der Nähe eines Sees lag. Im Winter sollte es ausgestorben sein. Da zog es die Bewohner in die größeren Orte. Die Ansiedlung bewohnten sie nur im Sommer, wenn sie ihre Schafe auf die Weiden treiben konnten, das alles hatte Duke Haltry herausgefunden und sich vorgestellt, die Ansiedlung erst mal als Versteck zu nehmen.
Als sie die Mitte des alten Friedhofs erreicht hatten, blieben die Männer stehen. Sekundenlang herrschte Schweigen zwischen ihnen, bis Haltry sagte: »Hier ist es.«
»Bis du sicher?«, fragte Larsson.
»Das kann nur hier sein.«
»Und jetzt?«
»Wir müssen nur noch in die Gruft und nachschauen.«
»Ja, mach du das.«
Haltry grinste. Mit einem langen Schritt betrat er die
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