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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Andalusiens?
    Ächzend wälzte er einen Toten auf den Rücken und zog ihm Hemd und Weste aus. Er fror, und es störte ihn nicht im Geringsten, eine preußische Weste unter seiner zu tragen, solange er dadurch weniger fror. Langsam wurde es Zeit, dass er hier wegkam. Nach Hause, zurück in sein Land, in dem einem wenigstens die Sonne die Knochen wärmte.
     
    Die seit dem Elbübergang bei Wartenburg schlimm dezimierte Brigade Steinmetz stand als letzte Reserve hinter den preußischen Linien und wartete auf ihren Einsatzbefehl.
    Dort wartete auch Felix Zeidler, am rechten Flügel der ersten Linie.
    »Jetzt schicken sie uns bestimmt gleich los«, redete Philipp Trepte auf ihn ein, während in vielleicht zweihundert Meter Entfernung Gewehrsalven und einzelne Schüsse krachten, Kampfgebrüll und Schmerzensschreie bis zu ihnen drangen.
    »Das Dumme daran, in Reserve zu stehen, ist das Warten, obwohl man sich längst mit den anderen ins Gefecht stürzen will. Aber das
Schlimmste
ist es,
letzte
Reserve zu sein. Denn das heißt, wenn sie uns schicken, gibt es niemanden mehr sonst, der es schaffen könnte. Das ist der siebente Angriff. Hast du gesehen, wie viele Verwundete herausgetragen werden? Angeblich sind fast alle Offiziere gefallen oder verwundet. Und Prinz Karl zu Mecklenburg schwer getroffen. Da will ich gar nicht wissen, wer von unseren Leuten noch als Toter zwischen den Ruinen liegt. Wir
müssen
es einfach schaffen!«
    Philipp redete ununterbrochen, ohne dass Felix etwas entgegnete.
    Ihn fror, seine Uniform war durchnässt, sein Magen krampfte, denn sie hatten an diesem Tag noch nichts zu essen bekommen. Doch vor allem musste er jetzt seinen Geist wappnen für das, was ihm bevorstand.
    Von vorn drang ein donnerndes »Vive l’Empereur!« zu ihnen.
    »Marinegarde«, fuhr Philipp Trepte lakonisch fort. »Zähe Burschen, gnadenlos. Wenn dir einer von denen über den Weg läuft – dunkelblaue Uniformen, leuchtend orange Verschnürung, die übersieht man nicht –, mach dich auf was gefasst. Dann bete, dass du schnell genug bist mit dem Laden oder mit dem Bajonett!«
    Philipp sah völlig überflüssigerweise noch einmal in seiner Kartuschentasche nach, ob wirklich alle dreißig Schuss darin waren, während er weitersprach. »Marmont hat in diesem Krieg noch keine einzige Niederlage einstecken müssen. Aber die machen mir keine Angst, nicht einmal die Marinegarde! Das Korps Yorck hat die Gegner schon ein paarmal in die Knie gezwungen, und die Brigade Steinmetz war immer mittendrin im dicksten Kampfgetümmel. Von Anfang an in diesem Feldzug! Bei Halle, in Großgörschen, Colditz und Gersdorff, Bautzen oder an der Elbe.« Er streckte das Kinn nach vorn. »Übrigens, die Kavallerie, mit der sie heute Mittag die Russen verjagt haben – das sind alte Bekannte von dir. Fournier und württembergische Reiter unter diesem General Normann. Der Verräter am deutschen Vaterland, der euch Lützower in Kitzen zusammengehauen hat.«
    »Wenn ich noch einen Grund bräuchte … das wäre es«, meinte Felix, der sofort an Moritz von Klitzing dachte.
    »Dein erster Satz seit mindestens einer Stunde«, hielt ihm Philipp Trepte vor. »Bist wohl eher einer von den Stillen? Jeder versucht auf seine Art, vor der Schlacht mit sich ins Reine zu kommen. Die einen beten, die anderen würden etwas trinken, wenn wir Branntwein hätten, aber es gibt nicht mal einen Fingerhut voll. Und ich rede wahrscheinlich zu viel. Stört es dich? Früher war es mein Bruder, der immer so viel geredet hat. Nicht der Max, den kennst du ja. Sondern Julius, der …«
    Jäh verstummte Philipp.
    Felix zögerte, ehe er sagte: »Ich würde gern ein paar Dinge in Ruhe zu Ende denken.«
    Philipp war nicht gekränkt, sondern zuckte nur mit den Schultern. Er wusste schließlich, wie es vor einer Schlacht zuging. Eine Weile schwieg er und vertiefte sich dann in ein Gespräch mit seinem Nebenmann zur Linken.
    Felix musste angesichts des Gemetzels, das nur zweihundert Meter von ihm entfernt stattfand und in das man ihn bald schicken würde, noch mit ein paar Dingen ins Reine kommen.
    Vielleicht war dies der letzte Tag in seinem Leben. Wahrscheinlich sogar.
    Er dachte daran, wie seine Eltern die Nachricht verkraften würden. Aber womöglich kehrte sein Bruder ja doch heim. Die Hoffnung gab er nicht auf.
    Noch vor einem halben Jahr hatte er gedacht, fürs militärische Leben nicht zu taugen. Jetzt konnte er sich eine ruhige Laufbahn in der Salinenverwaltung beim besten Willen nicht

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