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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Verlauf dem Schlachtgeschehen noch einige Überraschungen bescheren sollte.
     
    Auch für die Bewohner des Dorfes Markkleeberg hatte der Tag Angst und Schrecken gebracht. Das Dorf war bereits in den Vortagen von Polen besetzt worden, aber an diesem Sonnabend drangen Österreicher erfolgreich dagegen vor. Doch kaum wähnten die verängstigten Dörfler die Franzosen vertrieben, marschierten diese in geschlossenen Linien erneut gegen den Ort vor, um ihn zurückzuerobern. In Todesangst rief der Schulmeister Schumann seine verschreckten Schüler und Familienangehörigen zusammen und verkroch sich mit ihnen unter Tischen und Bänken. Ein sinnloses Unterfangen, denn von allen Seiten flogen Gewehrkugeln durch Fenster und Fensterläden. Die Türen wurden mit Äxten zerschlagen, und ein Österreicher forderte die in Todesfurcht harrenden Dorfbewohner auf, schleunigst zu verschwinden, wenn sie überleben wollten. Durch den Kugelhagel huschten die Verzweifelten hinaus, und auch sie sahen ihre Häuser in Flammen aufgehen, als sie noch einmal zurückblickten.
    Polen unter Fürst Józef Poniatowski und Österreicher unter dem General der Kavallerie Maximilian von Merveldt lieferten sich blutige Kämpfe um das für die südliche Verteidigungslinie wichtige Markkleeberger Schloss und das nahe gelegene Gut Dölitz. Dessen Torhaus war nur über eine Brücke zu erreichen und besaß somit eine besondere strategische Bedeutung.
    Nach mehrmaligem Verlust, Rückeroberung und erneutem Verlust hatten die Österreicher am Abend Markkleeberg wieder für sich gewonnen.
    Hartnäckig versuchten Poniatowskis Soldaten, in Torhaus und Gut Dölitz einzudringen, aber die Österreicher bewachten beides und vereitelten unter großen Opfern jeden Übergang über den Fluss, die Pleiße.
    Inzwischen war für Poniatowski Verstärkung eingetroffen: General Kellermanns Kavallerie, die Junge Garde unter Oudinot und auch Friedrich von Dreßlers Gardegrenadierbataillon in seinen hellen Uniformen.
    Mit deren Auftauchen bot sich General Merveldt die Gelegenheit, auf die er den ganzen Tag mit wachsender Sorge gewartet hatte.
    »Das sind unsere, die Division Bianchi!«, rief er und gab seinem Pferd die Sporen, um den provisorischen Steg zum dortigen Torhaus zu überqueren – die einzige Verbindung, denn sämtliche Brücken waren zerstört. Sein Ordonnanzoffizier, ein Kürassier, folgte ihm, ohne zu überlegen.
    »Nicht, das sind Gegner!«, riefen der Oberst von Wolzogen und der Fürst von Liechtenstein wie aus einem Munde. Aber der General ignorierte ihre Warnung, schrie noch, niemand solle ihm folgen, und ritt, wie von Hunden gehetzt.
    Der Fürst von Liechtenstein ritt an, um ihn zurückzuholen, doch sein Pferd brach durch den provisorischen Steg, den Pioniere nur aus ein paar Brettern gelegt hatten. Pferd und Reiter konnten nur mit Mühe gerettet werden.
    Wolzogen, der immer noch für den Zaren Nachrichten sammeln und übermitteln sollte, sah Merveldt noch gegen eine Anhöhe reiten, wo ihn eine Linie französischer Truppen mit einer Salve empfing. Er stürzte vom Pferd in einen Graben, Sekunden später auch seine Ordonnanz.
    Betroffen sahen sich die Offiziere an. Wie konnte ein General, der noch dazu bekanntermaßen kurzsichtig war, so unüberlegt handeln und dem Feind geradewegs in die Hände laufen?
    Bald kam zu aller Überraschung der Kürassier zurück, verletzt, vollkommen entkräftet, und brachte die Nachricht: »Der General ist tot.«
    Wolzogen hielt das für so wichtig, dass er beschloss, sie dem Kaiser und auch Schwarzenberg persönlich zu überbringen. Merveldt war einer ihrer erfahrensten Generäle und ein enger Freund Schwarzenbergs.
    Vier Stunden war er unter Führung der Kosaken unterwegs, bis er endlich den Ort Rötha südlich von Leipzig und Markkleeberg erreichte, in dessen Schloss beide Kaiser Quartier genommen hatten, wobei jeder einen Flügel für sich beanspruchte. Auch Fürst Repnin-Wolkonski, ein Mann, der sich in Austerlitz 1805 durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet hatte, wohnte im »russischen Flügel«, die Fürsten Wolkonsky – der Generalstabschef des Zaren – und Woronzow in der Gartenstube.
    Der König von Preußen logierte mit seinen Söhnen im Nachbarort Gruna. Schwarzenberg war im Haus des Röthaer Bürgermeisters Schirmer untergekommen, Graf Orlow-Denissow beim Schneider Mädler, Hetman Platow im Haus des Lehrers, Barclay de Tolly beim Glaser Schlenzig.
    Das vom Zaren als Hauptquartier erwählte Röthaer Schloss war ein

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