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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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auf Felix’ linken Oberarm.
    Irritiert sah der auf den zerfetzten Ärmel. Wie konnte man
nicht
merken, dass einen eine Klinge getroffen hatte?
    »Wird wohl nicht so schlimm sein«, murmelte er. »Du hast mir das Leben gerettet …«
    »Trotzdem, lass das im Lazarett verbinden, sonst entzündet es sich, und dir fault der Arm ab! Glaub mir, das hab ich schon oft genug gesehen, bei Leuten, die ich noch gern um mich hätte.«
    Bevor sie den Verbandsplatz erreicht hatten, war die Nachricht schon herum, dass ihrem Brigadekommandeur der linke Arm amputiert worden war. Das beendete schlagartig die Siegesstimmung seiner eingeschworenen Truppe.
    Am Lazarettplatz warteten so viele Männer darauf, verbunden zu werden, die viel schwerer verletzt waren als er, dass sich Felix nur ein paar Leinenstreifen geben lassen wollte.
    Einer der Feldapotheker rief ihn zu sich. »Zeidler, Sie dienten doch auch in Colombs legendärer Streifschar!«
    Verwundert bejahte Felix.
    »Dann müssten Sie den Offizier hier kennen. Sagen Sie ihm etwas Aufrüttelndes, damit er uns nicht verreckt!«
    Erschrocken starrte Felix auf den brandenburgischen Reiter, den eine Kugel in die Brust getroffen hatte: Leutnant Eckardt, der einstige Justizrat aus Berlin! Wieso war er hier und nicht bei Colomb? Oder war Colomb etwa gerade eingetroffen?
    Eckardt blinzelte mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »Zeidler …«, ächzte er, »bringen Sie das hier ordentlich zu Ende! Zeigen Sie denen, was in Ihnen steckt … und jagen Sie sie zurück nach Paris!«
    Dann sank sein Kopf leblos zur Seite.
    Felix musste an die Streifzüge im Mai denken, die vergnüglichen Momente, wenn Eckardt ängstlichen Behördenvertretern mit fröhlichen Plädoyers versicherte, es sei vollkommen in Ordnung, die Preußen mit Geld und Proviant zu unterstützen. Er wollte nicht glauben, dass dieser kluge, tapfere und humorvolle Mann nie wieder die Augen öffnen und ein Wort sagen würde. Dass sein Leichnam heute noch in einem Massengrab mit Erde bedeckt wurde.
    Morgen oder übermorgen konnte ihm das Gleiche passieren. Die Schlacht um Möckern war zwar gewonnen. Doch die große Entscheidungsschlacht, die Schlacht um Leipzig, die Schlacht um Deutschland stand noch bevor.
     
    Diese Nacht verbrachten Yorcks Männer auf dem Kampffeld. Sie durften kein Feuer anzünden, damit der Feind nicht auf sie aufmerksam wurde. Also stapelten sie Leichname, von denen es Tausende gab, als Windfang übereinander, um wenigstens etwas vor der Kälte geschützt zu sein.
    Schaudernd sah Felix dabei zu, der wegen seiner Verwundung von dieser Arbeit freigestellt war.
    Jetzt bin ich wirklich im Krieg angekommen, dachte er.
    Und der Krieg frisst meine Seele auf.

Geheime Mission
    Markkleeberg, 16 . Oktober 1813
    A n diesem 16 . Oktober 1813 starben in und um Leipzig so viele Männer wie am schicksalhaften 7 . September 1812 bei Borodino in Russland.
    Der Erste Heereschirurg der Grande Armée, Dominique Jean Larrey , hatte sein Hauptlazarett im Süden bei Meusdorf eingerichtet und dort fünftausendfünfhundert Verwundete aufgenommen, die oft unter Beschuss vom Schlachtfeld geholt worden waren. Doch es gab viel mehr Verletzte, als er und seine Kollegen behandeln konnten. Wer nicht ins Hauptlazarett kam, wurde nach Leipzig gefahren, getragen oder schleppte sich dorthin.
    In vielen Dörfern um Leipzig waren die Häuser zerstört oder standen in Flammen: Möckern, Liebertwolkwitz, Gröbern, Güldengossa, Wachau, Seifertshain, Lindenau, Eutritzsch, Connewitz …
    Hunderttausende Soldaten vieler Nationen errichteten ihre notdürftigen Biwaks auf den Feldern oder in den verwüsteten Orten. Sie froren, sie waren zu Tode erschöpft, viele verwundet, die wenigsten hatten noch etwas zu essen.
    Also drangen Hunderttausende Bewaffnete sämtlicher am Kampf beteiligter Nationen in die bisher noch verschonten Dörfer um Leipzig ein, holten alles Essbare heraus, schlachteten das letzte Vieh, zerhackten Möbel, Zäune, Dächer, Balken, Bäume, um ihre Wachtfeuer in Nässe und Kälte am Brennen zu halten.
    Jedes Gutshaus wurde in ein Lazarett verwandelt.
    Der Kampf dieses blutigen Tages brachte ein Unentschieden, was Schwarzenberg schon als Sieg betrachtete. Er hatte
nicht verloren
gegen den großen Feldherrn Bonaparte! Und morgen, nach Eintreffen weiterer Truppen der Alliierten, würde das Kräfteverhältnis ein ganz anderes sein.
    Doch an diesem Abend ereignete sich bei Markkleeberg ein Zwischenfall, der mit seinem weiteren, höchst geheimen

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