Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
mehr vorstellen. Was kümmerte ihn totes Gestein, wenn es um ihrer aller Leben, die Zukunft seines Landes ging?
    Die Zeit beim Rittmeister von Colomb war nicht nur lehrreich gewesen, sie hatte ihn verändert. Unter dem Kommando des Rittmeisters konnte er etwas bewirken.
    Er hatte Schießen gelernt. Aber er hatte noch nie wissentlich jemanden getötet. Heute würde er töten müssen, vermutlich nicht nur auf Distanz, sondern im Nahkampf. Würde er es über sich bringen, einen Menschen zu töten, dem er dabei in die Augen sehen konnte? Er wusste es nicht. Und er verabscheute allein den Gedanken.
    Doch dieser endlose Krieg musste ein Ende nehmen. Deutschland musste frei werden.
    An ihnen liefen immer wieder Trainsoldaten vorbei, die Schwerverwundete aus dem Schlachtgetümmel trugen.
    Würde es ihm vergönnt sein, schnell zu sterben, statt das durchzumachen, was ihnen jetzt bevorstand?
    Vielleicht hätte er Henriette beim Abschied sagen sollen, dass er sie liebte. Viel gab es dabei doch für ihn nicht zu verlieren. Andererseits war es wahrscheinlich besser so. Sie sollte nicht zu sehr um ihn trauern.
     
    Um vier Uhr nachmittags entschied General Yorck, seine letzte Reserve in den Kampf zu schicken, die Brigade Steinmetz mit acht Bataillonen Infanterie und Landwehr.
    Er eröffnete den Großangriff durch gezieltes Feuer seiner gesamten Artillerie, bis die letzte Munition verschossen war. Dann ließ er drei Bataillone in geschlossener Linie gegen das von Franzosen besetzte Dorf vorrücken, die fünf anderen mit gefälltem Bajonett gegen den Hügel stürmen, auf dem Marschall Marmont seine Artillerie postiert hatte.
    Felix rannte mit, trotz seiner Angst.
    Sie waren auf hundert Schritt heran, als mit Höllenlärm Kanonenkugeln und Kartätschen um ihn einschlugen. Erdbatzen flogen auf, links und rechts von ihm stürzten tödlich Getroffene zu Boden, Verwundete brüllten vor Schmerz, ein Blutschwall traf ihn von der Seite. Ein Tschako fiel ihm vor die Füße, in dem noch der Kopf eines Getöteten steckte. Jeder vernünftige Reflex sagte ihm, sich umzudrehen und so schnell wie möglich wegzulaufen. Doch er rannte weiter nach vorn.
    Halb taub und halb blind sah er reihenweise Männer niederstürzen, die berittenen Offiziere zuerst.
    Den zweiten Angriff führte der Brigadekommandeur persönlich an. Augenblicke später wurde Karl Friedrich von Steinmetz, dem Mann, der Musik liebte, Geige und Flöte spielte, der linke Arm zerschmettert.
    »Der Kommandeur ist verletzt«, schrie jemand und winkte hektisch zwei Männer heran, die Steinmetz aus der Schusslinie trugen.
    Felix ließ allen Mut sinken. Trotzdem rannte er weiter vorwärts, durch das brennende Dorf und den Franzosen entgegen, die in unerschütterlichem Sturmschritt auf sie zuhielten.
    Das ist das Ende, dachte er, und versuchte, einem feindlichen Bajonettstoß auszuweichen. Er stürzte, sein Angreifer fiel über ihn. Felix mühte sich, seine Waffe so fest zu packen, dass er den anderen damit durchbohren konnte, doch nur mit einer halben Hand schaffte er es nicht.
    »Stich ihn ab!«, brüllte Philipp und rammte im nächsten Augenblick dem Franzosen selbst die Klinge in den Leib.
    Felix wälzte den reglosen Körper von sich, rappelte sich auf und sah entsetzt, wie Knäuel von Menschen wütend und blindlings aufeinander einstachen. Er würgte bitteren Gallensaft heraus und wurde dabei von einem Gewehrkolben erneut zu Boden geschlagen.
    Mit ohrenbetäubendem Lärm flogen kurz hintereinander mehrere französische Munitionswagen in die Luft.
    Und genau in diesem Moment größter Verwirrung ritten drei Schwadronen Brandenburgischer Husaren heran und sprengten die Karrees der Franzosen.
    Sie brachten die Wende, sie und die Brandenburgischen Ulanen, Litauischen und Westpreußischen Dragoner, die Mecklenburg-Strelitzschen Husaren und Reiter der Schlesischen Landwehr – die gesamte Reservekavallerie …
    Unter den Hufen ihrer Pferde und von ihren Waffen wurde jeder zermalmt, der es nicht schaffte davonzurennen.
    Die Einzigen vom Korps Marmont, die sich noch geordnet zurückzogen, waren die Männer der Marinegarde.
    »Das war klar, dass die nur im Karree zurückgehen – wenn überhaupt«, meinte Philipp keuchend. »Aber wir haben sie dazu gebracht! Gott schütze den König und die Brandenburgischen Husaren! Die Landwehr und die Litauischen Dragoner!«
    Ich lebe noch, dachte Felix, während er auf das Gemetzel vor seinen Augen starrte.
    »Du blutest!«, sagte Philipp besorgt und deutete

Weitere Kostenlose Bücher