1814 - Unter dem Galornenstern
diese Distanz zu manipulieren imstande war.
Das Gefühl, das er beim Anblick der Fremden verspürte, war schrecklich. Er war jetzt ganz sicher, daß der größere von beiden ein Passantum trug.
Am linken Handgelenk! Das sechs Zentimeter breite schwarze Band war nicht zu verkennen, wenn man einmal ein solches Objekt gesehen hatte. Foremon besaß die nötige Sensibilität, den Charakter des Passantums zu spüren. Er erinnerte sich, daß er dem wahren Träger einmal begegnet war ...
Vor seinem inneren Auge formte sich ein Bild: zwei Meter zwanzig groß, mit silberner Haut, und in seiner humanoiden, extrem dürren Statur eher dem Wächter ähnlich als den beiden Fremden. Der wahre Träger hatte einen lediglich dreißig Zentimeter dicken Rumpf besessen, seine Glieder waren zerbrechlich erschienen.
Woran sich Foremon am besten erinnerte, das war die überwältigende Persönlichkeit des wahren Trägers. Solche Wesen gab es nicht viele im Universum. Ce Rhioton war so einer, und eben der wahre Träger, der vierte Bote von Thoregon.
Den Namen des vierten Boten hatte Foremon nicht gekannt. Aber nun, da er in unmittelbarer Nähe sein Passantum am Arm eines anderen sah, bemächtigte sich seiner ein ungeheueres Schockgefühl.
Die Boten von Thoregon gehörten zu den wertvollen Geschöpfen. Sie waren es, die in vielen Galaxien den Frieden trugen, auf deren Schultern der Fortgang der Geschichte lastete.
Und nun mußte einer von ihnen nicht nur gestorben sein, sondern er war ermordet worden. Denn daß der Fremde sich das Band zu Unrecht angeeignet hatte, das wußte Foremon in diesem Augenblick ganz sicher.
Er hatte einen Feind vor sich. Foremon begriff, daß er den großen Braunhaarigen und den etwas kleineren Rothaarigen bekämpfen mußte.
Sein eigenes Schicksal zählte überhaupt nichts mehr. Der Wächter betrachtete sich nicht mehr als lebendiges Wesen mit Würde und mit Rechten, sondern nur noch als Werkzeug, das eine bestimmte Entwicklung verfolgte.
Der größere der beiden Fremden deutete auf sich selbst und brachte Worte in einer fremden Sprache hervor.
Viel zu fremdartig klangen die Laute, als daß der Wächter sie verstanden hätte. Zwei davon identifizierte er als Namen. Er war nicht ganz sicher, ob die Vermutung stimmte, doch er nahm an, daß die Fremden „Perry" und „Bully" hießen.
Foremon spürte, wie die Energie in seinem Innern wuchs. Viel zu langsam, dachte er. Es war tragisch, den Mördern des vierten Boten so nah zu sein und doch nicht kämpfen zu können.
Im selben Augenblick wandten sich die Fremden ab, plötzlich und ohne nachvollziehbare Gründe.
Die Mörder drehten ihm die Rücken zu. Sie schienen keine Sicht nach hinten zu besitzen.
Foremon nutzte seine Chance. Er hatte optimalen Körperkontakt zum Basalt, also ließ er unter Einsatz seiner akkumulierten Energie eine Höhlung entstehen. Binnen zwei Sekunden sackte sein Körper nach unten durch. Die Lücke im Gestein, die sich über ihm auftat, schloß er mit einer dünnen Lage Basalt.
Damit, so hoffte er, war er für die Mörder spurlos verschwunden. Er hatte etwa die Hälfte seiner Energie verbraucht und besaß gerade noch genug, den Basalt ein zweites Mal zu öffnen. Lediglich auf den Zeitpunkt kam es an.
Wenn er das nächstemal in Aktion trat, dann benötigte er unverzüglich Sonnenlicht und war zu keiner anderen Regung mehr fähig.
*
Foremon versetzte sich in absolute Ruhe. Gern hätte er ein paar Tage abgewartet. Dann wäre er hervorgekrochen, hätte in Ruhe Sonnenlicht getankt - und wäre als Racheengel über die Mörder gekommen.
Aber so lief die Sache nicht, er mußte handeln, und zwar mit der größtmöglichen Geschwindigkeit.
Der Fremde mit dem braunen Haar, der größere namens Perry, hatte eine verstörende Aura besessen. Sie kennzeichnete ihn als Wesen, das nicht so weit von Ce Rhioton oder vom vierten Boten entfernt war; das eben nur auf der anderen Seite stand.
Der Wächter traute diesem Perry zu, daß er auch ohne Hilfe einen Weg aus der Ebene fand. Foremon wand sich innerlich unter furchtbaren Gedanken. Was, wenn die Mörder nach Gaalo zogen? Was, wenn sie am Ende Herz-FÜNF erreichten?
Foremon morphte den Basalt zur Seite, nachdem er zwei Stunden regungslos verbracht hatte. Er streckte die Ohren und die Augen ins Freie. Hätte er den gesamten Körper ins Licht von Galornenstern gerückt, wäre er vielleicht ein zweites Mal entdeckt worden.
An die beiden Fremden erinnerte keine Spur mehr. Er wußte, daß sie
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