1814 - Unter dem Galornenstern
Alle anderen Wege hätten durch unser Blickfeld geführt.
Die verschwundene Gestalt erinnerte mich an die Sache mit dem Sandhasen. Blitzschnelles Verschwinden gehörte in der Basaltebene offenbar zum guten Ton.
*
Foremon versank in ein Stadium des Nicht-Denkens, in dem er selbst die Wahrnehmung auf das Notwendigste reduzierte. Er war sich seiner selbst bewußt, aber er hätte keinen Gedanken zu Ende führen, kein Glied mehr rühren können.
Das Feuer von Galornenstern reicherte sich in seinem Inneren an. Wenn er genügend Kräfte akkumuliert hatte, würde er von allein erwachen.
Nur ein winzig kleiner Teil seiner selbst befand sich in Aktion. Deshalb brauchte es eine ganze Weile, bis er bemerkte, daß etwas nicht in Ordnung .war. In kleinen Schritten kämpfte sich sein Bewußtsein aus dem Dämmern empor.
Daß er sich anfangs nicht bewegen konnte, war ein großer Vorteil. Ansonsten wäre er aufgesprungen, oder er hätte in Panik einen anderen Fehler gemacht. Wenn man nicht denken kann, gibt es vielfältige Möglichkeiten.
Foremon schaute direkt in die häßlichen, nackten Gesichter der beiden Fremden.
Sie hatten ihn entdeckt.
Ihre farbigen Augäpfel waren von einer linsenförmigen, weißen Zone umgeben. Die Nasen besaßen zwei Löcher und eigneten sich wahrscheinlich nur beschränkt zum Riechen. Aus dem Rhythmus, wie sich die Brust der Fremden hob und senkte, wie sich zugleich die Nasenflügel blähten, schloß er, daß die Nase gleichzeitig zum Atemholen verwendet wurde. Foremon deutete die Form dieses kombinierten Riech- und Atemorgans als wenig zweckmäßig.
Die Fremden stellten ein Mittelding zwischen Naturkreaturen und zur Hälfte angepaßten Zivilisationsgeschädigten dar. Degeneriert waren sie - körperlich gesehen. Auf der anderen Seite eigneten sich ihre Körper für den Aufenthalt innerhalb sehr verschiedener Ökosphären.
In einer übermächtigen Anstrengung zwang er sich zur Ruhe. Er zuckte mit keinem Glied, obwohl er in tödlicher Gefahr schwebte. In diesem Augenblick, so rechnete er, waren sie vielleicht nicht imstande, ihn als lebendig zu erkennen. Vielleicht vermochten sie gar nichts mit ihm anzufangen.
Die Fremden rochen nicht gut. Sie streuten dieselbe Sorte Dünstung aus, wie man sie oft bei Lebewesen der Klasse „Säugetier" wahrnahm. Ihre Körper konnten die aufgenommene Nahrung nicht vollständig verwerten, sondern gaben über verschiedene ‘Körperöffnungen Abfallprodukte ab.
Tiere waren sie allerdings keine, darauf deutete schon die Kleidung hin. Ein Tier hätte niemals die Passage über die Brücke bewältigt. Foremon wußte, daß man einen stabilen Geist benötigte, wollte man auf der Brücke nicht ins Nichts gesogen werden.
Er war unsicher, ob er diesen Gang selbst bewältigt hätte. Weder Ce Rhioton noch seine Vorgänger hatten ihn jemals aufgefordert, sich die Brücke anzusehen.
Die Fremden waren ihm also nicht nur körperlich überlegen, sondern geistig mindestens ebenbürtig.
Foremon besaß lediglich so etwas wie den Standortvorteil; er kannte sich in der Ebene aus, er konnte morphen, und er besaß Zugang zum Fahrstuhl. Er war den Lebensbedingungen angepaßt, im Gegensatz zu jenen offenbar dünnhäutigen Fremden. Ihre nichtkristalline, weiche Körperstruktur eignete sich wohl für unterschiedliche Ökosphären - aber sie benötigte eine hohe Nährstoffzufuhr. Darin lag ihr entscheidender Nachteil.
Säugernahrung ließ sich in der Ebene nirgendwo beschaffen..
Ruhe. Nicht bewegen.
Die Fremden dachten gar nicht daran, zu verschwinden. Mit entnervender Akribie untersuchten sie ihn.
Er stand reglos da, in permanenter Todesangst gefangen, und seine Körperkreisläufe blieben fast stehen .bei dem Gedanken, daß sie ihn unvorsichtig berühren könnten.
Foremon wußte sehr genau um seine Zerbrechlichkeit. Die anderen waren gegen ihn Titanen. Sie brauchten nur einen Schlag, womöglich einen Rempler, und seine Glieder würden zerbrechen.
Was, wenn er zu morphen anfing? Konnte er sie auf diese Art vertreiben? Aber nein, seine Kräfte reichten nur für eine kurze Aktion, nicht für einen Angriff. Er hatte nicht die Zeit gefunden, für eine gezielte Aktion genügend Energie zu sammeln.
Sein nächster Gedanke galt Steinkind. Schon einmal war es ihm gelungen, die Fremden mit Steinkinds Hilfe abzulenken. Und in diesem Fall? Nein ... Er hatte keine Chance, zumal die Rohmasse seines Begleiters in einiger Entfernung ruhte. Foremon glaubte nicht, daß er Steinkind, über
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