1815 - Rätselwelt Galorn
wie gefährlich das ist?" erkundigte sich Dyn-Qar sanft.
Er schnupperte und nahm bei Lyskun einen Hintergrundgeruch nach Aggression wahr, der ihm ziemlich unangenehm in die Nüstern stieg. Körperliche Auseinandersetzungen entsprachen nicht der Lebensart eines Tasch-Ter-Man; allerdings gingen die Wesen von Tasch-Term Kämpfen auch nicht grundsätzlich aus dem Weg.
Lyskun machte eine Gebärde der Erheiterung.
„Du wirst es erleben", prophezeite er. „Schon bald, glaube mir. Eines Tages werden wir Galorn wieder verlassen ..."
Das war es, was Dyn-Qar auch für sich erstrebte. Die Vorteile Galorns zu behalten, aber sie auf einer anderen, weniger unwirtlichen Welt zu genießen. Wirklich leiden und Entbehrungen aushalten mußte man auf Galorn nicht; mit ein bißchen Geschick, Fleiß und Eifer kam man schon über die Runden, aber auch nicht mehr als das. Fast alle auf diesem Planeten wußten, wie es auf anderen Welten aussah. Dort war es wärmer, dort gab es funktionierende Technik, dort gab es keinen sauren Schnee. Und dort mußte man sich nicht dem Willen der Galornen und deren elenden roten Robotern beugen, mußte man nicht in Unwürde leben, um glücklich sein zu können.
Aber wenn es keine Alternative gab zwischen Glück und Entbehrung, dann wählten die meisten Bewohner Gaalos zuverlässig das Glück ...
5.
Es schmeckte. Wirklich und wahrhaftig, man konnte es nicht nur essen, es schmeckte sogar richtig gut.
Zugegeben, es war wie beim Austernessen oder beim Genuß von Oliven. Man mußte sich daran gewöhnen, den Geschmack erst einmal erkennen und ihn für sich als angenehm definieren - wobei einem der Hunger sehr hilfreich sein konnte. Danach war es der reine Genuß.
Und der Höhepunkt war der Napf. Woraus er bestand, wußte ich nicht und wollte es vorsichtshalber auch nicht wissen -, aber er schmeckte. Das Zeug war hart und knusprig, hatte einen süßlichen Beigeschmack und erinnerte ansonsten an Kekse.
„Sehr gut", lobte ich ein ums andere Mal und schlug dem Mocksgerger, der mich darauf aufmerksam gemacht hatte, anerkennend auf die Schulter.
Zuerst sah er mich entgeistert an hatte ich ihm in seiner Gestik womöglich einen unsittlichen Antrag gemacht? dann äußerte er jene Laute, die wir inzwischen als Erheiterungskundgebung eingestuft hatten. Es ließ sich in diesem Stadium der Beziehungen einfach nichts anderes machen; zu einer Verbesserung der Kommunikation konnte es nur kommen, wenn man jede Ehrpusseligkeit vergaß und sich gegenseitig einen Humor- und Trotteligkeitsbonus einräumte.
Meysto, unser besonderer Freund, hatte sich inzwischen an einer anderen Schlange angestellt und kehrte nun zu uns zurück. Er trug einen metallenen Kasten mit zahlreichen Löchern darin, und seine Mimik zeigte, daß er sehr zufrieden war. Radebrechend versuchte er uns klarzumachen, welche Art von Zuteilung er bekommen hatte.
„Etwas wie ein Ofen", kam Perry als erster zur Erkenntnis. „Sehr praktisch und angenehm bei diesem scheußlichen Klima und diesen erbarmungswürdigen Wohnverhältnissen."
Ich sah Meysto von der Seite her an. Daß Perry und ich uns sichtlich gefreut hatten, hatte er sehr wohl mitbekommen - und genau das schien ihm nicht zu gefallen.
„Mir schwant", sagte ich leise zu Perry, „als sei der freundliche Teil unserer Bekanntschaft vorbei.
Offenbar haben Meysto und seine Leute keine Lust, auch diesen Ofen mit uns zu teilen."
Der Regen war .tagsüber nahezu ohne Pause auf uns herabgeprasselt, sehr unangenehm, aber gerade noch zu ertragen. Wenn es auf Galorn normal zuging mit dem Wetter, dann mußte es nachts, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, entschieden kälter werden - und das konnte auf zehn, fünfzehn Grad und mehr hinauslaufen, auf dem Minus-Teil der Skala, wohlgemerkt. Unter derartigen Bedingungen würde uns auch der Aktivator nicht mehr viel helfen; es gab Grenzen für das, was ein menschlicher Körper ertragen konnte, und fünfzehn Grad minus lagen jenseits dieser Grenzen.
„Wir werden ein Nachtquartier brauchen", stellte Perry gelassen fest. Er versuchte es mit Zeichensprache.
Die Reaktion war auch ebenso eindeutig wie heftig: Die Mocksgerger dieser Gruppe hatten keine Lust, ihr Nachtquartier mit uns zu teilen. Das lag vor allem daran, daß sie selbst keines hatten. Einen Miniatur-Ofen besaßen sie zwar, aber keinen Raum, in dem man Unterschlupf suchen und den man damit hätte mollig warm heizen können.
Wahrscheinlich würde es auf einen Deal mit einer
Weitere Kostenlose Bücher