1819 - Eine Ladung Vivoc
wieder ihre Position in der Kette aufzusuchen.
Icho Tolot gab das halutische Pendant eines schadenfrohen Lachens von sich. Wäre nicht der SERUN mit der automatischen Lautstärkeregelung gewesen, hätten Atlans Trommelfelle den Orkan vermutlich nicht überlebt.
„Schlecht organisiert, wirklich", dröhnte die gewaltige Stimme des Riesen. „Sie wissen wohl nicht, daß dieser Boden nur für leichte Fähren gedacht ist. Ein Vorteil für uns, Atlan. Vielleicht verklemmt sich das Schiff und kann nicht sofort wieder starten."
„Du willst das Schiff in deine Gewalt bringen?"
„Natürlich. Es transportiert Vivoc. Was immer das ist, wir müssen es von den Kolonisten fernhalten."
„Du hast recht. Legen wir los. Ich bin an deiner Seite."
In der rotgoldenen Oberfläche des Schiffes bildeten sich übergangslos Hunderte von Öffnungen. Für die Gazkar schien es ein Zeichen zu sein, denn sie lösten die Kette auf und rannten zur Mitte des Hafens hinüber. Über mehrere Rampen verschwanden sie ins Innere des Schiffes. Gleichzeitig hüllte sich das Schiff in einen Schirm, der bis zum Rand des Hafens reichte.
„Zu spät", stellte der Haluter sachlich fest. „Natürlich wissen die Eloundar von den Alazar, daß jemand in der Nähe ist. Sie wissen sich zu schützen. Den Schirm können wir mit unseren bescheidenen Mitteln nicht durchdringen."
Jetzt stellte es sich als Fehler heraus, daß sie ihre komplette Ausrüstung einer trügerischen Sicherheit geopfert hatten. Atlan wollte sich auf den Weg zum Versteck des Transmitters machen, aber der Extrasinn hielt ihn zurück.
Tolot hatte recht. Es ist zu spät. Bis du das Gerät zusammengebaut hast und eine Nachricht an die RICO schicken kannst, haben die Fremden ihr Ziel auf Lafayette bereits erreicht.
Die Gazkar luden erste Container aus. Sie besaßen einen Durchmesser von zehn Metern und Wabenstruktur.
„Vivoc!" ächzte der Arkonide. „Ich kann nichts erkennen, aber das muß der Stoff Vivoc sein, der alle Menschen glücklich macht."
Dumpfe Ahnungen schlichen in sein Bewußtsein und weckten Urängste in ihm. Er erinnerte sich an ähnlich gelagerte Vorkommnisse in seinem vieltausendjährigen Leben. Etwas Ähnliches ging jetzt auf Lafayette und dreiundzwanzig anderen Planeten vor. Für Lafayette war es zu spät. Die anderen Menschenwelten konnten vielleicht noch vor dem Schlimmsten bewahrt werden.
Die ersten Flug-Eier der Neezer tauchten auf und nahmen die Container mit Traktorstrahlen auf. Dicht über den Blockhütten flogen sie davon, den Scharen der Kolonisten entgegen, die durch die Straßen von Swamp-City drängten.
„Wir folgen ihnen", sagte Tolot. „Außerhalb des Schirms stehen unsere Chancen besser."
Ihre Unsichtbarkeit schützte sie. Sie hielten sich abseits der fliegenden Eier und vermieden es, den Gazkar und Alazar nahe zu kommen. Und sie beschleunigten entsprechend, so daß es zu keiner Resoko-Ortung kam.
Resoko hatte sich in ihrer Unterhaltung auf dem Weg zum Raumhafen als Abkürzung für die Resonanz-Körper eingebürgert.
Die ersten Container verließen den Bereich unter dem Schirmfeld und steuerten auf die Straßen der Stadt zu. Die Ortung ergab, daß die Container aus Formenergie bestanden und keine eigene Energieversorgung besaßen. Dennoch strahlten sie ein Übermaß an Wärme ab, wie sie durch Reibung oder Bewegung in einem engen Behältnis entstand.
„Der Inhalt ist mit höchster Wahrscheinlichkeit organisch." Atlan spürte ein leichtes Zupfen am Hinterkopf. „Vivoc ist lebendig. Bei Arkon und allen Mächten des Universums! Icho, wir greifen ein."
Längst konnte der Arkonide sich nicht mehr gegen die Erregung zur Wehr setzen, die ihn erfaßt hatte.
Dort unten in den Straßen zogen die Prozessionen entlang. Die Kolonisten stießen Rufe des Jubels und des Erstaunens aus. Ohne daß es ihnen jemand sagte, wußten sie um den Inhalt der Container.
„Vivoc kommt!" riefen sie im Chor. Die Worte machten die Runde und zogen wie ein Lauffeuer durch die Straßen. „Vivoc ist da!"
Die Neezer verteilten die Container gleichmäßig über die Straßen und Plätze und setzten sie ab. Dann zogen sie sich mit ihren Fahrzeugen hastig zurück.
Auch die Alazar entfernten sich unauffällig. Ihre Aufgabe war beendet, den Bund dorthin zu begleiten, wo die Erfüllung und das höchste Glück auf ihn warteten.
Die Kolonisten scharten sich um die Behälter und warteten ungeduldig. Ihren Mienen und Bewegungen war es anzusehen, daß sie es kaum erwarten konnten.
Die
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