1820 - Intrige auf Trokan
sie nicht vertrugen, und mit der Schwärze und Kälte der Nacht, die auf Trokan stärker ausfiel als auf der Erde. Gewaltige Stürme hatten die Oberfläche Trokans verwüstet, Häuser zum Einsturz gebracht, Ernten vernichtet und die Herreach wieder und wieder in Panik versetzt.
Kein Wunder, daß viele der hilflosen Trokanbewohner irritiert, ratlos und verzweifelt waren.
„Gehen wir wieder an die Arbeit", sagte Jeromy Argent energisch. „Jede Stunde zählt."
Seine Aufgabe als wissenschaftlicher Leiter und Koordinator der Hilfsexpeditionen der LFT war es, die Bemühungen der Terraner zur Rettung Trokans und dessen Bevölkerung zu koordinieren, Schwerpunkte zu setzen und die geeigneten Mittel und Mitarbeiter anzufordern.
Es war eine Aufgabe, wie man sie bisher nur aus der Mythologie gekannt hatte - in der Legende von Sisyphos, der zur Strafe für seine Untaten von den griechischen Göttern gezwungen worden war, einen riesigen Marmorblock bergan zu rollen. Und jedesmal, kurz vor dem Erreichen des Zieles, entglitt ihm der tückische Marmor und kollerte zurück in die Tiefe ...
Die Verhältnisse auf Trokan waren ähnlich geartet.
Auch hier wurden die Rettungsarbeiten immer wieder gestört oder über den Haufen geworfen.
Selbst das kümmerliche Nachbeben hatte erneute Schäden hervorgerufen. Einige Notzelte waren eingestürzt, ein großer Tank mit Frischfutter war umgekippt und geborsten. Der kostbare Inhalt versickerte jetzt im ausgedörrten Boden.
Jeromy Argent stieß einen langen Seufzer aus. In Teilbereichen würde er wieder von vorne anfangen müssen.
„Ob wir das jemals schaffen werden?" fragte Rafton Dibbs leise und machte eine weit ausholende Bewegung, die die gesamte Umgebung umfaßte. „Ist diese Aufgabe nicht eine Nummer zu groß für uns?"
Argent stieß ein grimmiges, halblautes Lachen hervor.
„Haben wir eine andere Wahl? Wenn wir Trokan sich selbst überlassen würden, hätte das unweigerlich das Ende der Herreach zu Folge. Bis sich das Leben auf Trokan wirklich an die neuen Lebensumstände angepaßt hat, vergeht womöglich ein Jahrhundert; so lange können die Herreach niemals durchhalten."
Er atmete tief durch.
Trokan wies andere Lebensbedingungen auf als die Erde. Trokan hatte den Mars ersetzt, der weiter von der Sonne entfernt gekreist hatte als Terra. Der Tag auf Trokan dauerte 25 Stunden, tagsüber stieg die Durchschnittstemperatur nur selten über zwölf Grad Celsius, nachts sank sie oft unter den Gefrierpunkt.
Auch das war völlig neu und ungewohnt für die Herreach - viele Herreach litten auch im Januar 1289 NGZ noch unter der Umstellung. Die Tagessonne verbrannte ihre Haut, nachts zitterten die unglücklichen Geschöpfe vor Kälte. Der Wechsel von Tag zu Nacht, von Helligkeit zu Dunkelheit, hatte Schlafstörungen zur Folge. Idas klang harmlos, war es aber nicht. Ein Mensch, dem man einen für ihn ungewohnten extremen Tag-Nacht-Rhythmus aufzwang, drehte nach einiger Zeit unweigerlich durch und wurde psychotisch. Vielen Herreach ging es nicht anders.
Es gab nicht genug Nahrung, es gab nicht genug Wasser. Die meisten Gebäude, hergestellt aus gebrannten Ziegeln, waren schon bei den ersten tektonischen Erschütterungen zerbröselt. Es gab daher für die Herreach kaum eine Möglichkeit, sich vor Sonnenglut oder Nachtkälte zu schützen. Viele verkrochen sich in Erdspalten oder gruben sich Löcher, in denen sie Zuflucht suchten - und die beim nächsten Beben dann unweigerlich zu tödlichen Fallen wurden und die Unglücklichen zermalmten oder erstickten.
Die Luft auf Trokan war dünn, sie enthielt lediglich zwölf Prozent Sauerstoff. Argent und viele andere Helfer von Terra und, den anderen Welten der LFT trugen daher kleine Luftverdichter auf der Brust. Die faustgroßen Geräte sogen die Trokan-Luft an, erhöhten den Sauerstoffanteil und bliesen ihn in sanftem, stetigem Strom vor die Gesichter der Träger. Dadurch waren die Terraner nicht gezwungen, Masken zu tragen, was die Kommunikation untereinander und mit den Herreach verkompliziert hätte.
Die Herreach mit doppelt so großen Lungen, von den Terranern Kollektorlungen genannt, hatten mit der Luft keine Probleme.
Dafür gab es jede Menge anderer Schwierigkeiten.
Die Herreach waren moderne Technik nicht gewöhnt - und sie hatten in aller Regel auch kein Interesse daran.
Das geistige Leben der Herreach hatte sich viele Äonen lang um Religiöses gedreht, um ihren Gott Kummerog. Die ganze Zeit über hatten die Herreach auf das
Weitere Kostenlose Bücher