1820 - Karenas Liebesbiss
Klatschen, weil der Bleiche in diesem Moment einen Laut von sich gab. Das war auch alles, was er schaffte. Eine Sekunde später wirkte die Magie der Peitsche. Der Vampir ging keinen Schritt mehr, er blieb für einen Moment auf der Stelle stehen, dann war auch das vorbei.
Er sackte zusammen, und wir sahen, dass aus einer der Wunden, die die Peitsche in seinem Gesicht hinterlassen hatte, eine Masse rann, die fast so zäh wie Leim war.
Er fiel.
Ich war näher bei ihm als Suko und fing ihn ab. So legte ich ihn vorsichtig zu Boden. Er würde keinen Menschen mehr in Gefahr bringen, das stand fest.
Suko hatte die Peitsche in den Gürtel gesteckt und nickte mir zu, bevor er sagte: »Wir haben einen Fehler gemacht.«
»Ach? Und welchen?«
»Wir hätten ihm vorher einige Fragen stellen können.«
Ich verzog die Lippen. »Ja, du hast recht. Aber jetzt ist es zu spät dafür. Ich denke, dass über uns die Musik spielt. Wir müssen nach oben.«
»Du sagst es.«
Die Treppe hatten wir erreicht aber noch nicht die erste Stufe, als es passierte.
Das heißt, wir sahen nicht, dass etwas geschah, aber wir hörten von oben Geräusche. Und dann stellten wir fest, dass es Stimmen waren, und eine davon war besonders zu hören.
Sie gehörte unserem Freund Bill Conolly. Zeit, lange darüber nachzudenken, ließen wir uns nicht, denn plötzlich fielen in der oberen Etage Schüsse, und an deren Klang erkannten wir, dass es sich um eine Beretta handelte …
***
Der Reporter wusste nicht genau, wie stark die Cavallo war. Aber sie gehörte schon zu den stärksten Blutsaugern, die es je gegeben hatte, das war Bill klar.
Er dachte in diesem Fall weniger an sich, sondern mehr an seinen Sohn. Und ihn wollte er in Sicherheit wissen. Er musste ihm die Chance geben, und er musste sie ihm zeitlich so lange wie möglich bieten.
Die Cavallo stand in einer guten Schusslinie. Bill feuerte auf sie. Er sah, dass sie zuckte, dann mit pfeilschnellen Bewegungen von einer Seite zur anderen sprang und einmal beinahe fast bis an die Decke kam. Von der ehemaligen Schwäche war bei ihr wirklich nichts mehr zu erkennen.
Wenn sie zusammenzuckte, wusste er nicht, ob das durch einen Kugeleinschlag passiert war. Jedenfalls begleitete er die Schüsse mit wütenden Schreien, bis er plötzlich einen zweiten Gegner bekam.
Von der Seite her wurde Bill angesprungen. Er sah es zwar noch im letzten Augenblick, konnte aber nicht mehr ausweichen. So musste er Karenas Rammstoß voll hinnehmen.
Bill wurde zur anderen Seite geschleudert, fand natürlich keinen Halt mehr und landete am Boden.
Er nahm den Aufprall hin. Er dachte auch nicht über Schmerzen nach und richtete seinen Blick nach oben.
Da stand sie.
Nicht die Cavallo, sondern Karena, die immer noch darauf wartete, Blut trinken zu können. Beim Sohn hatte sie es nicht richtig geschafft, jetzt versuchte sie es beim Vater.
Sie gierte nach seinem Lebenssaft. Die Zunge glitt aus ihrem Mund und umkreiste die Lippen. Dann riss sie den Mund auf. Dass Bill noch eine Waffe in der Hand hielt, schien sie nicht zu stören. Sie wollte sein Blut.
Und das wollte die Cavallo nicht.
Plötzlich war sie da. Der Schlag fegte Karena zur Seite, und Bill hörte den Befehl, den Justine ihr mit scharfer Stimme gab.
»Der Vater gehört mir. Kümmere du dich um den Sohn! Ist das klar für dich?«
»Ja.«
»Dann weg mit dir!«
Karena verschwand. Was hätte sie auch anders tun sollen? Gegen Justine Cavallo kam sie nicht an.
Die blieb vor Bill stehen – unverletzt. Sie breitete die Arme aus. »Deine Kugeln haben nichts gebracht. Hat man dir nicht gesagt, dass ich gegen sie resistent bin? Ich habe das Erbe von Dracula II in mir stecken, und ich habe auch den Blutstein. Oder habe ich ihn nicht? Du kannst es dir aussuchen, während ich mir überlege, wie ich dich langsam aussauge.«
»Das wirst du nicht schaffen, Großmaul.«
»Wirklich nicht?«
»Ja, denn bevor ich mich von dir beißen lasse, erschieße ich mich lieber selbst.«
Es war ganz einfach. Bill brauchte nur seine rechte Hand zu drehen, und die Mündung zeigte genau auf seinen Kopf …
***
Das musste Bill sein, der geschossen hatte. Es gab keine andere Erklärung, und wir hofften, dass er sich durch die Schüsse hatte befreien können. Nur wollten wir nicht alles ihm überlassen, etwas mussten wir auch selbst tun.
Es war weiter oben geschehen. Aber nicht ganz oben, und so gingen wir von der ersten Etage aus, in die wir mussten.
Plötzlich kam jemand die Treppe
Weitere Kostenlose Bücher