1820 - Karenas Liebesbiss
schlug sie zu.
Damit hatte Johnny nicht gerechnet. Die flache Hand klatschte gegen seine Wange. Durch den heftigen Druck brachen die beiden kleinen Wunden wieder auf, und Johnny spürte die Feuchtigkeit erneut an seinem Nacken. Seine Wange brannte. Er war durch den Schlag zur Seite geschleudert worden und stellte fest, dass seine linke Seite frei lag.
Das wollte Karena ausnutzen.
Sie schrie auf.
Dann warf sie sich nach vorn. Sie wollte auf Johnny fallen und ihn auf die Sitzfläche pressen, und genau da hatte sie sich geschnitten, denn jetzt wehrte sich Johnny.
Mit beiden Fäusten schlug er zu. Er konnte nicht so viel Power hinter den Schlag legen, weil seine Haltung einfach zu schlecht war.
Einen Erfolg erzielte er trotzdem.
Beide Schläge trafen die Unperson. Einmal im Gesicht, und das zweite Mal in der Körpermitte. Dieser Treffer ließ die junge Blutsaugerin zusammensinken, und plötzlich sah Johnny seine Chance.
Er jagte hoch.
Er übersprang die am Boden liegende Karena. Der nächste Sprung sollte ihn in die Nähe der Tür bringen, aber da gab es noch Justine Cavallo, und die war um einiges schneller.
Er sah sie wie einen Schatten und riss zum Schutz seine Hände hoch. Da hatte er gut reagiert, sonst hätte ihm der Schlag möglicherweise das Gesicht zerschmettert.
Er flog zurück, verfehlte die Couch, landete hart mit dem Hinterteil auf dem Boden und spürte den Schmerz bis zum Hals.
»Das hast du dir so gedacht«, keuchte die Cavallo. »Einfach von hier verschwinden. Nein, Johnny Conolly, dich habe ich als Ersten ausgesucht, und ich weiß, dass auch mir dein Blut schmecken wird.«
Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und bekam Johnny am Kragen zu fassen.
Sie zerrte ihn hoch, und ein Beobachter hätte den Eindruck haben können, dass die Blonde es hier mit einem Müllsack zu tun hatte und nicht mit einem Menschen.
Sie warf ihn auf die Couch. Diesen Platz hatte sie bestimmt, und dabei sollte es auch bleiben.
Johnny lag auf dem Bauch. Nicht weit entfernt versuchte Karena, auf die Beine zu kommen. Sie schluchzte dabei, denn sie wusste, dass sie eine Niederlage erlitten hatte.
Jetzt würde sich erst ihre Lehrerin einen Schluck von der Blutmenge gönnen. Sie konnte nur zuschauen. Später war sie dann an der Reihe, wenn Justine Wort hielt.
Neben der Couch bückte Justine sich, packte Johnny wieder an und legte ihn in eine andere Position auf die rechte Seite, damit die linke freilag.
Das war ideal. Mit einer Hand drückte die blonde Bestie den jungen Mann hart auf das Sofa.
»So, jetzt kannst du zuschauen, Karena.«
Karena stand auf. Sie nickte und trat dicht an ihre Mentorin heran.
»Ja, so«, sagte die Cavallo, »du siehst die linke Seite. Das ist die Blutseite bei einem Menschen. Du kannst sie …«
»Das weiß ich, denn ich habe …«
»Du hast nicht richtig zugebissen. Ich werde dir jetzt zeigen, wie man das macht!«
»Das wirst du auf keinen Fall, Justine«, sagte Bill Conolly mit krächzender Stimme …
***
Suko musste nichts sagen, ich sah es selbst, denn es war schlimm. Man konnte hier nicht von einer einzigen Wunde sprechen, da hatte jemand wie ein wildes Tier gewütet und fast die gesamte linke Halsseite zerrissen.
»Wer tut so was?«, fragte ich leise.
»Johnnys Freundin?«
»Ich weiß nicht. Oder ist der Hals nicht nur von einem Vampirangriff aufgerissen worden?«
»Das kann ich dir nicht sagen, John.«
»Ich denke daran, dass er bald aufsteht und sich in seine andere Existenz verwandelt. Könnte sein, Suko, muss nicht.«
»Dann mach doch den Test.«
»Das werde ich auch.«
Um einen Vampirtest durchzuziehen, musste ich mein Kreuz nehmen. Ich hätte dem Toten auch eine Kugel in den Kopf schießen können, aber das wäre zu laut gewesen.
Suko fragte noch, ob er seine Dämonenpeitsche einsetzen sollte, doch das lehnte ich ab.
»Dann bin ich gespannt.«
Ich nickte. Das war ich auch.
Ich zupfte an der Kette. Bald hatte das Kreuz den Hemdausschnitt erreicht, dann zog ich es die letzten Zentimeter hoch, bis es auf meiner Hand lag.
Es war immer das gleiche Ritual, um herauszufinden, ob jemand zu den Blutsaugern gehörte oder nicht.
Das Kreuz schwang noch einige Sekunden über dem Gesicht, dann senkte ich es.
Der Kontakt war da – und ich erlebte das, was ich erwartet hatte.
Der Mann schrie auf. Es war ein irrer Schrei, aber keiner, über den man sich freuen konnte. Der Körper schnellte in die Höhe, er zitterte dabei, als hätte er einen elektrischen Stromstoß
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