1821 - Aus den Tiefen der Hölle
Gedanken. Ich hatte ja alles hautnah erlebt, hier war nichts normal gewesen. Richard Hales Kopf war einfach explodiert, und dafür musste es einen Grund geben. Den kannte ich auch. Er war manipuliert worden. Er hatte das Zeug genommen, das Crystal hieß, und das war sein Fehler gewesen. Er hatte mit seinem Hirn Harakiri gemacht, das hatten wir jetzt erlebt.
Aber es war nicht das Problem. Wir mussten herausfinden, von wem er das Zeug hatte. Einen Namen hatten wir gehört. Wenn es tatsächlich Matthias gewesen war, dann mussten wir davon ausgehen, dass dieser Richard Hale nicht der Einzige gewesen war, den man so manipuliert hatte. Und Matthias hatte den Stoff manipuliert und dem Konsumenten möglicherweise schreckliche Bilder geschickt. Noch schlimmer als die, die ihnen sonst in ihrem Rausch präsentiert wurden.
Das Zeug machte sie fertig. Es war grausam, und es sorgte für ihren Tod. Wir hatten Glück gehabt, dass wir Hale rechtzeitig genug gefunden hatten, aber jetzt musste man daran denken, wen es noch alles erwischt hatte. Er war bestimmt nicht der Einzige gewesen. Einer wie Matthias machte keine halben Sachen.
Dr. Smith fand seine Sprache wieder. »Damit habe ich nicht gerechnet.«
»Kann ich mir denken.«
Er schaute mich an. »Was haben Sie jetzt vor?«
»Wir müssen versuchen, die Quelle zu finden. Irgendjemand ist unterwegs und verteilt das Gift.«
»Haben Sie einen Verdacht?«
»Ja.«
Der Arzt nickte. »Diesen Matthias, nicht wahr? Jedenfalls haben Sie schon seltsam reagiert, als Sie den Namen hörten. Das ist mir aufgefallen.«
»Gut beobachtet.«
Dr. Smith lächelte knapp. Dann sagte er: »Dieser Matthias, ist es ein Mann aus der Szene? Ein Dealer?«
»Nein, bisher nicht. Er wird seine Aktivitäten wohl verlagert haben. Davon müssen wir ausgehen.«
»Es ist sicherlich keine leichte Aufgabe für Sie – oder?«
»Nein, das ist es nicht.«
»Wenn ich Ihnen dabei behilflich sein kann, lassen Sie es mich wissen.«
»Danke, aber das wird nicht nötig sein. Wir kommen schon allein zurecht.«
»Gut. Und was ist mit dem Toten hier?«
»Lassen Sie alles so, wie es jetzt ist, Doktor. Es werden irgendwann einige Kollegen von uns erscheinen und sich um die Dinge hier kümmern.«
»Werden sie den Toten mitnehmen?«
»Das denke ich schon.«
»Gut, Mister Sinclair.«
Ich wollte, dass Hale von unseren Spezialisten untersucht wurde. Der verdaute Stoff war sichtlich noch im Blut des Toten zu finden.
Wir verließen den Raum. Im Flur schaute uns der Arzt an. Dann nickte er.
Er sprach mit leiser Stimme.
»Ich wünsche Ihnen bei der Jagd nach diesen Verbrechern alles Gute.«
»Danke, das können wir gebrauchen«, erwiderte ich, bevor Suko und ich die Klinik verließen.
***
Jenny Price wollte, dass Jane Collins sie nicht verfolgte. Aber da hatte sie sich geschnitten. Jane dachte nicht daran, ihr den Gefallen zu tun. Sie wollte ihr nach, denn sie musste wissen, woher sie diesen mörderischen Stoff hatte. Die Detektivin hoffte auch, dass sie Kontakt mit ihrem Dealer aufnehmen würde. Das wäre ideal gewesen, falls es ihr gelang, der jungen Frau so lange auf der Spur zu bleiben.
Jane war zudem gespannt, wie sich Jenny verhalten würde. Wie sie ihren Weg fand. Sie war zu Fuß unterwegs, und damit kam sie in der Riesenstadt London nicht weit. Deshalb rechnete Jane damit, dass sie einen Helfer hatte und diesen anrufen würde.
Den Vorgarten hatte Jenny Price hinter sich gelassen. Bevor sie den Gehsteig betrat, schaute sie sich noch mal um, als wollte sie sich vergewissern, dass ihr auch niemand folgte. Jane hatte damit gerechnet. Sie stand in der Küche und schaute dort durch das Fenster. So konnte sie vom Gehsteig aus nicht gesehen werden.
Lange hielt sich Jenny nicht auf. Sie schleuderte ihre Haare zurück, und als wäre dies so etwas wie ein Startzeichen gewesen, gab sie sich einen Ruck und ging los.
Sekunden später war sie aus dem Blickfeld der Detektivin verschwunden.
Jane hatte sich schon zuvor ihre Jacke übergestreift, war fertig und hatte sich auch bewaffnet. So verließ sie das Haus. Als sie den Gehsteig erreichte, schaute sie nach links. Dorthin war Jenny gegangen.
Sie war noch zu sehen.
Jane wusste nicht genau, wie sie die Verfolgung aufnehmen sollte. Zu Fuß und Jenny auf den Fersen bleiben oder in ihren Wagen steigen und ihr langsam hinterher fahren.
Bis zum Ende der Straße hatte es Jenny nicht mehr weit. Bevor sie dort anlangte, musste sich Jane Collins entschieden haben. Sie
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