1821 - Aus den Tiefen der Hölle
Mund hatte Hale nicht geschlossen. Er stand verzerrt offen, und ich sah, dass der Arzt etwas sagen wollte, es aber nicht schaffte, weil sich der Schädel wieder bewegte.
Er zuckte.
Dann drehte er sich weiter.
Aber nur eine viertel Drehung, dann kam er wieder zur Ruhe, und jetzt schauten wir in sein Gesicht. Da war nichts mehr von einer Entspannung zu sehen, die Haut zeigte wieder eine starke Röte, und der Arzt gab einen Kommentar ab.
»Das Gift«, flüsterte er, »das Gift arbeitet noch in ihm.«
»So muss es wohl sehen.«
Suko hatte meine Antwort abgewartet, dann sagte er: »Es ist noch nicht das Ende, fürchte ich. Schaut euch den Kopf mal an. Ist das noch der von Richard Hale?«
»Ja«, sagte ich, »nach außen hin schon, aber das ist noch nicht ausgereizt, das geht weiter.«
Keiner widersprach mir. Wir warteten darauf, dass noch etwas passierte. Uns wäre schon damit geholfen gewesen, wenn er uns angesprochen hätte.
Auch das tat er nicht.
Und wenn ich daran dachte, dass er sich viele Male um die eigene Achse drehen würde, stand ich kurz vor dem Durchdrehen. Etwas war mit ihm passiert in der letzten Zeit. Das lag nicht nur an der rötlichen Gesichtsfarbe, die bestehen blieb.
»Was sollen wir tun?«, fragte Dr. Smith. »Es muss etwas geschehen. Ich weiß nicht, ob ich ihn noch länger hier in der Klinik lassen kann.«
»Das heißt, Sie wollen ihn uns übergeben?«
»Ja, Mister Sinclair, das meine ich so.«
»Richtig.«
Suko sagte: »Ich hoffe nur, dass er mit uns geht. Vielleicht sollten wir ihn mal fragen.«
»Übernimm du das«, sagte ich zu Suko.
»Alles klar.« Suko ging auf Richard Hale zu. Der musste ihn sehen, nahm ihn aber offenbar nicht zur Kenntnis. Er schaute auch nicht an ihm oder an uns vorbei, seine Blicke waren nach innen gerichtet. Das lag an den leicht verdrehten Augen, als wollte er sich seine eigene Seele anschauen.
Er sagte nichts, schien kein Interesse an uns zu haben, und deshalb startete Suko einen Versuch.
»Willst du mit uns kommen, wobei wir versuchen werden, dich in Sicherheit zu bringen?«
Nichts, es gab keine Reaktion von ihm.
Aber Suko gab nicht auf. »Hast du mich verstanden?«, drängte er.
Etwas tat sich, denn ich hörte ein Zischen aus seinem breiten Mund dringen. Suko sah es als positive Antwort an.
»Also gut, wir schaffen dich in Sicherheit. Wir werden versuchen, dich wieder zu einem normalen Menschen zu machen. Ist das okay?«
Es mochte okay sein, aber er sagte es nicht, nichts drang aus seinem Mund. Den Atem stieß er durch die Nasenlöcher aus. Noch immer war sein Gesicht verzerrt, als wäre er dabei, sich anzustrengen, um sich von irgendwelchen Fesseln zu befreien.
Suko drehte sich uns wieder zu. »Ich denke, dass wir ihm jetzt die Fesselung abnehmen können.«
Ich war dafür.
Dr. Smith aber zeigte sich skeptisch. »Ich weiß nicht, in welchem innerlichen Zustand er sich genau befindet. Jedenfalls kann ich für nichts garantieren.«
»Kann er denn gehen?«, fragte Suko. »Oder hat seine Krankheit ihn zu sehr geschwächt?«
»Ich denke, er kann sich auf den Beinen halten.«
»Gut, dann schnalle ich ihn jetzt los.«
»Tun Sie das, Inspektor.«
Ich stand in der Nähe und hatte zugehört. Natürlich war ich gespannt, was sich da noch entwickeln würde. Harmlos sah dies alles nicht aus, und als Suko sich daran machte, die Stricke zu lösen, blieb ich in seiner Nähe und achtete nur auf Richard Hale.
Er tat nichts. Er war frei, konnte sich bewegen, blieb aber auf seinem Stuhl sitzen. Dafür rollte er mit den Augen, legte den Kopf zurück und stöhnte auf.
Dr. Smith sprach ihn jetzt an. »Du kannst aufstehen, Ritchie. Du bist nicht mehr fixiert. Steh einfach auf und geh deinen Weg.«
Tat er es? Kam er dem Befehl nach? Wir hofften, wir warteten, wir mussten Geduld haben, aber die hatte Dr. Smith nicht, denn er schüttelte den Kopf.
»Was sagen Sie dazu?«, fragte ich.
»Man muss ihn dazu animieren.«
»Aber er lässt sich nicht ansprechen.«
Dr. Smith nickte. »Das ist das Problem. Vielleicht sollten wir ihn in die Höhe ziehen. Wenn er erst mal steht, sieht es schon ganz anders aus. Finde ich.«
»Okay«, sagte Suko. Er nickte mir zu, und so setzte ich mich in Bewegung.
Wir wollten ihn an den Armen fassen und dann hochziehen. Hoffentlich hatte er nicht zu lange gesessen, sodass er beim ersten Stehen einknickte.
»Jetzt!«, sagte Suko.
Der gemeinsame Ruck reichte aus, um Richard Hale auf die Beine zu stellen. Er stand, er blieb auch
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