1821 - Invasion der Igelschiffe
Vilgor hervor.
„Was, also doch?"
„Die LFT kann diesen IndifferenzKompensator nicht so einsetzen, wie sie es wollen", stellte Vilgor fest.
„Entweder hält das Gerät nicht das, was man sich davon versprochen hat, oder es stehen nur wenige Exemplare zur Verfügung. Es sieht gar nicht gut aus für die LFT!"
„Bedauerlich, nicht wahr?"
Die LFT-Einheiten hatten es mit zwei sehr unterschiedlichen Gegnern zu tun. Die Gazkarschiffe waren schwer zu treffen, ansonsten aber nur in der Übermacht gefährlich. Da beide Gegner fast Bleichstark waren, hielt sich die Bedrohung durch die Gazkar in Grenzen.
Mit den Schiffen der Neezer allerdings durften sich die Terraner nicht auseinandersetzen. Gegen den gefürchteten Tangle-Scan gab es immer noch kein Abwehrmittel. Die einzige Rettung war, sofort nach dem Kontakt mit dem Tangle-Scan die Syntronik das Schiff übernehmen und aus der Gefahrenzone bringen zu lassen. Zumindest für kurze Zeit fielen diese Schiffe für den Kampf aus.
Centoar Vilgor kalkulierte die Chancen durch. Wenn er sich nicht irrte, ergab die Analyse ein kleines Übergewicht zu Gunsten der Tolkander. Er knirschte mit den Zähnen.
Noch nicht ...
Üpkek betrachtete ihn mit sichtlichem Amüsement.
„Auf wessen Seite stehst du eigentlich?" fragte er sarkastisch. „Etwa auf Seiten der LFT? Oder sind dir die Tolkander lieber?"
„Ich bin auf unserer Seite", antwortete Vilgor etwas schroffer, als er beabsichtigt hatte. „Und für uns, für das Forum, ist es besser, wenn die LFT ein Weilchen durchhalten kann."
„Was für ein Weilchen? Stunden? Oder denkst du längerfristig?"
„So lange, bis beide Parteien nicht mehr kampfkräftig sind", antwortete Vilgor offen. „Denkst du anders?"
„Keineswegs", versicherte der Leiter der Raglund-Delegation. „Auch ich habe nur den Vorteil des Forums in den Augen."
Er lachte halblaut; kurz fiepte das Ultraschall-Organ des Blue vor Erheiterung.
Die Schlacht wogte hin und her, löste sich in Einzel- und Gruppenkämpfe auf. Für die Zuschauer wahrscheinlich hing die halbe Galaxis vor den Trividschirmen - wurde das Geschehen bald unübersichtlich, und auch die unermüdlichen und tüchtigen Reporter schafften es nicht, ihren Kunden einen Überblick zu verschaffen.
Das Kämpfen, Schießen und Sterben löste sich sozusagen in einen chaotischen Wirbel auf. Erkennbar und interpretationsfähig war nur die laufende Statistik, die immer wieder eingeblendet wurde.
Danach waren die Terraner erfolgreicher als ihre Gegner. Sie hatten bereits mehr als zweihundert angreifende Igelschiffe abgeschossen, bei nur vier eigenen Verlusten.
Centoar Vilgor begann zu grinsen.
„Was erheitert dich?" wollte Tayloz Üpkek wissen.
„Du kennst doch sicher die Leidenschaft der Terraner für sportliche Wettkämpfe? Und ihren absurden Hang zu völlig überflüssigen Statistiken? Erste Aufschläge im Feld: 67 Prozent: Vermeidbare Fehler: 32 und so weiter. Nun, hier machen sie es genauso. Nur daß so viele Spieler auf dem Feld sind, daß man von dem eigentlichen Spiel gar nichts mehr mitbekommt. Nur diese lächerliche Statistik funktioniert noch."
„Immerhin verrät sie uns, was dort passiert", versetzte Üpkek scharf. „Und darauf kommt es an!"
Vilgor nippte an seinem Glas.
Wie mochte es sein, sinnierte er, an Bord eines solchen Schiffes zu sein? Zu sehen, wie feindliche Salven in die Schutzschirme hämmern, zu spüren, wie die riesige Schiffshülle zu tönen beginnt wie eine Glocke? Furchtbare Angst zu haben und zugleich zu wissen, daß diese Angst und alles andere auch in -der nächsten Sekunde für immer beendet sein konnte?
Nein, dieses Gewerbe war nichts für einen Centoar Vilgor. Seine Sprache war nicht die der Waffen und des Kampfes; er zog geistige Mittel vor, Intrigen und Listen, Heimtücke und Verrat. Einen Gegner mit Worten, Schriftstücken und Dokumenten so einzukreisen, bis er sich nicht mehr wehren konnte und aus dem Spiel ausscheiden mußte; nicht körperlich verletzt oder verwundet, aber dafür tief in der Seele gedemütigt und geschlagen. Das war das Metier des Centoar Vilgor, und er freute sich schon darauf, seine Arbeit wieder aufzunehmen, wenn dieses absurde Herumgeballere endlich abgeschlossen war.
Dann wollte er zeigen, wozu er imstande war - ganz ohne Gewalt, nur mit friedlichen Mitteln, ein praktizierender Pazifist des reinsten Wasser. Welch ein hübscher Zynismus!
Die Anzeige der kämpfenden Schiffe schnellte plötzlich in die Höhe.
Hatte Cistolo Khan
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