1822 - Ich jagte die böse Äbtissin
sieht alles nicht gut aus.« Ich wandte mich an die Novizin. »Weißt du, wo sich noch überall die Öffnungen befinden?«
»Das wohl in jedem Zimmer. Man hat sich darüber nur keine Gedanken gemacht.«
»So kann man die Menschen schnell ausschalten, wenn es sein muss«, sagte ich.
»Dann frage ich mich, wer schon alles ausgeschaltet worden ist«, sagte Suko.
»All die harmlosen Nonnen.«
»Und die anderen?«
»Werden uns jagen.«
»Das denke ich auch«, sagte Suko, bevor er mit seinen Überlegungen rausrückte. »Ich traue dem Braten nicht, John. Ich glaube nicht, dass nur in den Zimmern die Öffnungen zu finden sind. Ich kann mir vorstellen, dass sie überall vorhanden sind.«
»Ja, das würde ich unterschreiben.«
»Und deshalb bin ich dafür, dass wir unseren Schützling hier erst mal in Sicherheit bringen. Am besten ist es, wenn du nach draußen gehst, Pia. Da hast du freie Bahn, wenn du fliehen musst.«
»Und – ähm – ihr wollt allein bleiben?«
»Klar doch.«
Es gefiel ihr nicht, das sahen wir ihr an, aber wir mussten mit dem Schlimmsten rechnen, wenn die Äbtissin sich die Unterstützung der Hölle geholt hatte. Dann konnte dieses Kloster leicht zu einer Todesfalle für uns werden. Deshalb war es auch besser, wenn wir Pia in Sicherheit brachten.
Sie stand in meiner unmittelbaren Nähe. Ich schaute sie an. Ihr junges Gesicht zeigte den Schauder der Angst. Da zuckten die Lippen, und es sah aus, als könnte sie nur mit großer Mühe ein Weinen unterdrücken. Die Hände hatte sie zu Fäusten geballt.
Irgendwie hatte sie bemerkt, dass ich sie anschaute. Sie kam plötzlich zu mir und lehnte sich an mich.
»Hoffentlich wird alles gut«, flüsterte sie.
»Klar.«
»Das sagen Sie nur so.«
»Es klappt schon, keine Angst.«
»Aber die andere Seite ist so hinterhältig.«
»Das sind wir in unserem Job und bei den Gegnern, die wir haben, gewohnt.« Ich schob sie auf die Tür zu. »Jetzt wird es Zeit, dass du aus diesem Haus rauskommst.«
»Ja, das will ich auch.«
Suko blieb im Hintergrund. Er beruhigte mich mit einer Handbewegung und sagte mir damit, dass er alles im Blick hatte.
Ich ging mit Pia auf die Tür zu. Sie hielt die Lippen zusammengepresst. Ich sah auch, dass sie schluckte, doch kein Wort drang aus ihrem Mund.
Als sie die Tür erreicht hatte, atmete sie tief durch und legte dann eine Hand auf die Klinke. Sie schaute mich an, wollte etwas sagen und drückte die Klinke nach unten.
Das war es auch. Dabei blieb es.
Ihre Hand rutschte ab. Ich hörte ihren leisen Ruf, dann versuchte sie es noch mal, ohne dass sich ein Erfolg zeigte. Die Tür war abgeschlossen.
»Die haben vorgesorgt«, sagte Pia.
Auch Suko hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Er kam zu uns.
»Abgeschlossen«, sagte ich.
»Toll.«
Ich hob die Schultern. »Wir konnten ja nicht überall sein. Erst das Gas, jetzt die verschlossene Tür. Man tut alles, um uns hier festzuhalten.«
»Klar.« Suko nickte. »Und uns hier zu jagen wie die Hasen. Bin gespannt, was noch kommt.«
»Hoffentlich kein Gas!«, flüsterte Pia.
Darauf gaben wir keine Antwort, gaben ihr aber innerlich recht.
Zu dritt standen wir vor der Tür und ließen unsere Blicke durch die kleine Halle gleiten. Es gab nichts zu sehen, was uns hätte Angst einjagen können. Wir hörten auch kein leises Zischen, das auf irgendeinen Gasangriff hingedeutet hätte. Alles war ruhig.
Keiner von uns verlor die Nerven. Mit ruhiger Stimme fragte ich: »Wo gibt es einen zweiten Ausgang?«
»An der Rückseite.« Pia drehte den Kopf zur Seite. »Aber der ist meistens verschlossen. Durch ihn kann man in den Garten gelangen.«
»Und wo sind die Schlüssel?«
»In der Küche, die auch dort in der Nähe liegt.«
Ich schaute Suko an. »Sollen wir es dort versuchen?«
»Ja, das wäre eine Möglichkeit. Aber wir haben auch noch die Fenster.«
»Das ist wahr.«
Hier unten gab es die größeren. Das heißt, sie waren länger, aber auch schmaler, und es waren keine normalen Fenster, denn ich sah keine Griffe.
»Die lassen sich nicht öffnen«, sagte Pia.
Ich nickte. »Ja, schon gesehen.«
»Und was tun wir jetzt?«
Es blieb dabei. Wir mussten raus. Allerdings mussten wir erst einen Weg erkunden.
Und wir durften nicht vergessen, dass hier im Kloster eine tödliche Gefahr lauerte. Es gab einige Nonnen, die unseren Tod wünschten, und an erster Stelle stand da die Äbtissin, als deren Jäger ich mich fühlte, wobei ich hoffte, sie bald zu Gesicht zu bekommen.
Ich
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