1822 - Ich jagte die böse Äbtissin
vornehmen?«
»Ja, ich will die Äbtissin.«
»Gut. Wie ich dich kenne, willst du nicht auf mich warten.«
»So ist es.«
»Dann viel Glück.«
Ich schaute Pia an. »Sag mir, wie ich in den Keller komme.«
»Das ist nicht schwer«, flüsterte sie. »Es gibt in der Halle eine Tür, die recht versteckt liegt. Man kann sie kaum sehen, weil sie mit der Wand plan ist.«
»Und wo muss ich hin?«
»Ich zeige es dir.«
»Okay.«
Wir gingen die paar Schritte zurück. Ich leuchtete in die leere Halle hinein und ließ mir von der jungen Novizin sagen, wo ich hingehen musste.
»Okay, das finde ich.«
Wir trennten uns. Ob es der richtige Weg zum Ziel war, wusste ich nicht.
Ich war auf der Hut und hatte auch meine Waffe gezogen. Ich wollte so schnell wie möglich reagieren können, sollte sich etwas verändern.
Zunächst tat sich nichts. Die kleine Halle war leer. Es gab keine Nonnen, die sich hier versteckt hielten.
Dann hatte ich die Stelle erreicht, an der sich die Tür befand. Eine Klinke gab es nicht. Der Weg ins Reich der Äbtissin führte über einen Druck, der an einer bestimmten Stelle auf die Tür ausgeübt werden musste.
Ich hörte ein leises Knacken.
Danach schwang die Tür wie von selbst auf. Vor mir tat sich ein Gang auf, der kurz war und vor einer Treppe endete.
Das alles nahm ich wahr, weil in diesem kurzen Gang Licht brannte. Es stammte von einer Glühbirne, die unter der Decke schaukelte und sich in einem schwachen Luftzug bewegte.
Die Tür schloss ich nicht. Ich ließ sie für Suko offen.
Dann aber machte ich mich auf den Weg …
***
Pia klammerte sich an Sukos Arm fest. »Meinen Sie denn, dass wir alles richtig gemacht haben?«
»Das kann man nie im Voraus sagen. Ich kann es nur hoffen. Wir müssen durchhalten.«
»Ja, ja, das will ich auch.« Pia stieg scheu über den toten Körper hinweg.
Suko hatte sich aus ihrem Griff gelöst und lenkte seine Schritte auf die nächste Tür zu. Er klopfte nicht erst an, sondern legte seine Hand auf die Klinke, um die Tür zu öffnen.
Es ging nicht.
»Abgeschlossen?«, flüsterte Pia.
»Leider.«
»Sollen wir weiter suchen?«
»Klar.«
»Und wenn alle anderen Türen auch verschlossen sind?«
»Erst mal abwarten.«
Die nächsten beiden waren es zumindest.
»Das habe ich mir gedacht«, flüsterte Pia. »Die haben uns erwartet.«
»Kann sein.«
»Und Sie bleiben so ruhig?«
Trotz der nicht eben tollen Lage musste Suko lachen. »Was soll ich machen? Durchdrehen?«
»Haben Sie denn keine Nerven?«
»Doch. Aber das muss man ja nicht unbedingt zeigen.« Er hatte die nächste Tür erreicht und hielt davor an.
»Und jetzt?«, fragte Pia.
»Werden wir sehen, was uns hier erwartet.«
»Gut.«
»Und bleib du hinter mir.«
»Okay, mache ich.«
Suko war zwar kein Hellseher, er konnte sich aber vorstellen, dass es hinter der Tür anders aussah.
Er schob seinen Schützling etwas zur Seite und legte seine Hand auf die Klinke.
Ja, sie ließ sich bewegen.
Er drückte sie so weit nach unten wie möglich und lehnte sich dann nach vorn.
Die Tür ließ sich öffnen.
Plötzlich schlug sein Herz schneller. Suko war auf der Hut. Er rechnete mit allem, als er in das Zimmer schaute, in dem es nicht besonders hell war.
Und trotzdem war es für Suko hell genug, denn er sah die beiden Nonnen, die vor dem Bett standen und ihre Pistolen auf Suko gerichtet hielten. Dass sie jeden Moment abdrücken würden, lag auf der Hand …
***
Schon wieder eine Treppe. Und schon wieder eine, die in die Tiefe in eine fremde Umgebung führte. Vor der ersten Stufe blieb ich stehen. Keinen Schritt weiter zunächst. Die Stufen waren schmal, auch etwas höher als normal. Es gab ein schwarzes Eisengeländer, das stabil aussah, aber es gab niemanden, der mich am Ende der Treppe erwartete.
Die Treppe mündete in einen Gang. Es gab nur den einen, und der führte nach vorn. Da auch dort Licht brannte, brauchte ich meine Leuchte nicht. Ich blickte in den Gang hinein und entdeckte keinen Quergang, der ihn kreuzte.
Die Beretta lag in meiner Hand. Die muffige und kühle Luft störte mich nicht, denn ich konzentrierte mich auf andere Dinge. Und ich erlebte, dass man mich bereits erwartete, denn ich bekam eine Stimme zu hören.
»Geh weiter, immer weiter, du willst mich doch erleben …«
Ja, das war sie. Endlich. Ich hatte sie zwar nicht zu Gesicht bekommen, doch wer sonst hätte mich rufen sollen? Ich würde der Aufforderung Folge leisten und passierte die ersten
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