1825 - Kampf um Trieger
LogosSimulationszentrum von Regierungstruppen gestürmt und erobert worden sei. Durch den vorangegangenen Raketenbeschuß demoralisiert, hatten sich nur wenige Verteidiger zu wirklichem Widerstand hinreißen lassen.
„Es gab Tote und Verwundete auf beiden Seiten", meldete der Geheimdienstmann. „Caliform und seine engsten Vertrauten waren nicht darunter. Es sieht so aus, als hätten sie sich vor dem Beschuß abgesetzt."
„Wohin?"
„Wir wissen es nicht."
„Dann findet es heraus! Ich will Caliform sehen, tot oder lebendig!"
Minuten später waren Bully und ich wieder mit A-Betchaga allein. Er wandte uns den breiten Rücken zu, hatte unsere Anwesenheit allem Anschein nach längst vergessen, und hantierte in aufkommender Hektik an den Geräten.
Wollte er uns auf die Probe stellen? Immerhin hatte der Regierungschef von Zentrifaal-Zentrum keinen Grund, Bully und mir zu vertrauen. Wir hatten seinem politischen Gegner das Leben gerettet, hatten somit entscheidend Anteil an der Entwicklung auf Z-Z. Ohne Caliform hätte es keine Revolution gegeben, zumindest nicht zum augenblicklichen Zeitpunkt. Aber es wären andere gekommen, die sich an seiner Stelle zum Führer der GEDEONTA aufgeschwungen hätten. Irgendwer fand sich immer, der das Rad der Geschichte mit Gewalt weiterdrehte.
Bully warf mir einen fragenden Blick zu. Ich zuckte mit den Achseln, schüttelte gleich darauf den Kopf, denn er suchte’ bereits die Decke nach verborgenen Projektoren ab. Sein Blick blieb an zwei winzigen Vertiefungen hängen, die zu regelmäßig waren, als daß es sich um bloße Materialschäden gehandelt hätte.
Ich entschloß mich, in die Offensive zu gehen.
„Provozierst du uns, damit wir dir in den Rücken fallen, A-Betchaga?" fragte ich frei heraus. „Werden wir dann getötet oder nur von Energiefeldern betäubt?"
Er wandte sich flüchtig um. „Was wäre euch lieber?"
„Die Beendigung der Kampfhandlungen, so schnell wie möglich."
Er starrte mich durchdringend an.
„Ich werde aus euch Fremden nicht schlau", gestand er zögernd. „Ihr kämpft wie Zentrifaal, aber ihr redet von Frieden wie die Galornen. Das ist absurd, weil das eine das andere ausschließt."
„Nimm es trotzdem als gegeben hin", riet Bully. „Und rede mit Caliform."
„Was sollte ich ihm denn sagen?" Eine fließende, knapp ausholende Bewegung. A-Betchaga hatte einen. Datenträger ergriffen und schleuderte ihn in unsere Richtung.
Die achteckige flache Scheibe überschlug sich mehrfach. Urplötzlich wurde sie in gleißendes Licht getaucht, das aus den Vertiefungen in der Decke hervorbrach. Eine dumpfe Explosion, glühende Bruchstücke fielen zu Boden.
„Ein nettes Spielzeug", seufzte ich.
„Sehr effektiv", fügte der Regimechef hinzu.
Vier von gut einem Dutzend planetarer Videostationen waren schon von der GEDEONTA erobert worden, andere Sender bekannten sich bereits offen als Sympathisanten der Reformbewegung.
Eine Bildschirmwand informierte uns überaktuelle Sendungen. Ob hier oder in früheren Zeiten in der Milchstraße oder auf Terra, die Bilder glichen sich: Die Bevölkerung wurde manipuliert. Was davon Tatsachen waren, was Erfindungen einer ausgeklügelten Propagandamaschinerie, Bully und ich wußten es nicht.
A-Betchaga wurde offen als Versager gebrandmarkt, als Schwächling, der die Furcht vor dem Shifting schürte, weil er nur so sein Unvermögen kaschieren konnte.
„... ich sage allen, ob sie es hören wollen oder nicht, daß die Galornen längst ihre Bedeutung verloren haben. Wir müssen sie nicht respektieren, vor allem müssen wir uns nicht länger in unserer Freiheit unterdrücken lassen." Caliform richtete eine flammende Rede an die knapp vier Milliarden Zentrifaal auf Z-Z.
Und zweifellos war dies keine Konserve, sondern er stand in dem Moment selbst vor den Optiken.
Nur noch auf drei Kanälen wurde A-Betchagas Aufruf zur Vernunft gesendet. Ein schwacher Abklatsch, eine Verlegenheitslösung, die wohl niemanden mehr interessierte.
Die Abenddämmerung lag über der Millionenstadt. Ein Bild der Ruhe und des Friedens, wären da nicht auch die nahezu senkrecht aufsteigenden Rauchwolken gewesen.
In der blauen Düsternis blähte sich der Glutball einer Explosion auf. Eine zweite Feuerlohe folgte, sie fraß etliche Stockwerke eines wenige Kilometer entfernten Hochhauses. Glutflüssiges Material regnete in die Straßenschluchten hinab und entfachte neue Brände. Der Wahnsinn bekam Methode, weitete sich aus und forderte wohl Hunderte von
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