1825 - Kampf um Trieger
Widerschein der aufgehenden Sonne tauchte Cursor in ein kaltes, erschreckend nüchtern wirkendes Licht.
A-Betchaga schien über Nacht um Jahre gealtert zu sein. Auf mich machte er den Eindruck eines gebrochenen Mannes, der schlagartig alles verlor, was seinem Leben einen Sinn gegeben hatte.
Zumindest ahnte er inzwischen, daß seine Ära zu Ende ging. Falls die Reportagen die Wahrheit sagten, liefen seine Truppen scharenweise zum Gegner über. Sogar Angehörige der Geheimdienste. A-Caliform ließ sich schon als neuer Herrscher feiern.
Nur wenige Truppen stellten sich noch der GEDEONTA entgegen. Der heldenhafte Tod dieser Männer und Frauen war ein qualvolles Sterben, das die Geschichte nicht mehr anhalten, geschweige denn das Geschehene rückgängig machen konnte.
Ein Bote brachte die Nachricht, daß drei Angehörige aus A-Betchagas Clan während der letzten Stunde gefallen waren. Und er redete davon, daß A-Caliform in Kürze zum Sturm auf das Regierungsgebäude ansetzen würde. Die Nachricht war derart brisant, daß B-Padrista bewußt darauf verzichtet hatte, sie über Funk durchzugeben.
A-Betchaga starrte seine Krallen an. Minutenlang, ohne jede Regung. Außerdem schwieg er. Ich begann zu befürchten, daß er sich selbst entleiben würde.
Endlich wandte er sich Bully und mir zu.
„Ein Opfertod wäre sinnlos", sagte er langsam. „Vor allem würde ich nie die Wahrheit über die Galornen erfahren. Hat Caliform recht? Ich beginne anzuzweifeln, daß sie über uns wachen. Perry Rhodan und Reginald Bull, ich stelle euch frei, mit mir in den Untergrund zu gehen oder zurückzubleiben. Nur kann ich euch nicht beschützen, wenn ihr euch entscheidet, meine Nähe zu verlassen."
„Ich zweifle daran, daß er das kann, wenn wir bei ihm bleiben", raunte Bully sarkastisch. Ob der Clanchef die Worte verstand, vermochte ich nicht zu erkennen, zumindest riefen sie keine Reaktion bei ihm hervor.
„Was hast du vor, A-Betchaga?" fragte ich.
Er bedachte mich mit einem unergründlichen Blick.
„Das Verlangen der Galornen nach Frieden sollte mich eigentlich dazu zwingen, mich Caliform zu ergeben", sagte er zögernd. „Aber falls sie nicht mehr existieren, gelten andere Regeln, ein Gesetz, das schon vor tausend Jahren unser Handeln bestimmt hat. Dann muß ich die Herausforderung annehmen und innerhalb Jahresfrist Caliform besiegen. Andernfalls habe ich mein Recht verwirkt, ihm jemals wieder gegenüberzutreten."
„Ein Sieg im Zweikampf?"
„Es genügt, wenn ich ihm eine Kugel zwischen die Wirbelsäulen schieße und ihn auf diese Weise töte."
Ein heimtückischer, vom Recht gebilligter Mord als eine Art Gottesurteil? Es fiel mir schwer zu verstehen, daß ein Volk solche Methoden billigte. Aber waren nicht die Gladiatorenkämpfe irralten Rom ähnlich gewesen? Hatten die Zuschauer nicht den Tod des Unterlegenen gefordert?
„Wir begleiten dich", sagte ich. „Weil wir wissen, daß die Galornen sehr wohl noch existieren."
Und weil wir annahmen, daß Caliform Bully und mir mittlerweile nach dem Leben trachtete. Aber das sprach ich nicht aus; diese Befürchtung behielt ich wohlweislich für mich.
Was die Nacht gnädig verborgen hatte, wurde am Morgen offenbar. Über vielen Stadtbezirken kreisten Califorms Gleiter, und nur in der Nähe des Regierungsgebäudes waren überhaupt noch Maschinen der Verteidiger zu sehen.
Der Belagerungsring zog sich zunehmend enger zusammen. Im Verlauf einer halben Stunde trafen nur Hiobsbotschaften ein. A-Betchaga ließ uns die Anzüge aushändigen, die Caliform speziell für uns hatte anfertigen lassen und die uns in der medizinischen Abteilung abgenommen worden waren. Flugfähige SERUNS wären uns lieber gewesen, doch wir konnten nicht wählerisch sein.
Der Regierungschef legte Sprengladungen in seinem Büro aus. Er blickte nicht zurück, als er ging.
Ein Schnellaufzug brachte uns in die Untergeschosse. Für uns war nicht ersichtlich, wie weit der Palast in den Boden reichte, und A-Betchaga ließ Bullys diesbezügliche Frage unbeantwortet.
Zehn Zentrifaal stießen noch zu uns. Wir kannten bisher nur B-Padrista und zwei weitere aus A-Betchagas Clan, den übrigen wurden wir nicht vorgestellt. Der eine oder andere lauernde, ja sogar sezierende Blick traf uns, doch niemand wagte gegen unsere Begleitung zu protestieren. Zumindest bei diesen Zentrifaal war A-Betchagas Macht ungebrochen.
Die Ver- und Entsorgungseinrichtungen des Regierungsgebäudes liefen hier unten zusammen. Schmutz war das
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