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1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

Titel: 1825 - Schreie aus dem Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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herab. Es war alles normal, aber aus dieser Normalität heraus gab es die Veränderung innerhalb weniger Sekunden.
    Mein Kreuz meldete sich durch einen harten Wärmestoß.
    Zugleich riss der junge Mann seinen Mund auf. In den Augen leuchtete das Gefühl der Panik. Und als ich genauer hinschaute, war alles anders geworden.
    Da sah ich den jungen Mann zwar noch, aber er hatte sich verändert. Er war zu einem Skelett geworden!
    ***
    Das war es. Ich schüttelte den Kopf. Ich glaubte an eine Täuschung, aber das war sie nicht. Ich hörte das Skelett stöhnen und blickte in das Gesicht, das nicht völlig vom Fleisch befreit war. Da hing die Haut noch in Fetzen herab, und dann riss sich der junge Mann los und ging zwei, drei Schritte zurück.
    Ich stand auf, wollte ihm folgen und sah, dass er wegrannte. Okay, ich hätte ihm nachlaufen können, was ich in diesen Augenblicken nicht wollte. Es hätte zu viel Aufsehen erregt. Der Kerl lief mir nicht weg. Und sehr viele Haltestationen gab es für den Zug nicht.
    Die Frau, die mich bedient hatte, geriet wieder in mein Blickfeld. Gezahlt hatte ich noch nicht, das konnte ich jetzt nachholen. Bei der netten Bedienung passierte nichts. Sie reichte mir die Rechnung, die ich in Euro beglich, und auch ein Trinkgeld dazu legte. »Oh, merci …«
    »Keine Ursache. Da habe ich noch eine Frage.«
    »Bitte.«
    Ich beschrieb den jungen Kellner und fragte: »Ist das ein Kollege von Ihnen?«
    »Ja, das ist Meinhard.«
    »Und weiter?«
    »Ich kenne ihn nicht. Er ist eine Aushilfe.«
    »Fährt er die Strecke zum ersten Mal?«
    »Ja.«
    »Aha.«
    »Warum fragen Sie?«
    Ich winkte ab. »Ach, das ist nicht so wichtig. Er ist mir eben nur aufgefallen.«
    »Ja, okay.« Sie war ein wenig verunsichert, was ich durchaus verstehen konnte, aber ich hatte Klarheit haben wollen und sie auch bekommen. Dieser Meinhard war eine Aushilfe. Er gehörte nicht zum Standard-Personal. Und er war nicht nur eine Aushilfe, denn hinter ihm steckte mehr, viel mehr.
    Und so schoss mir die Frage durch den Kopf, ob er der Einzige im Zug war, den ich in seiner zweiten Gestalt gesehen hatte. Wenn nicht, dann hatten wir eine Menge Feinde im Zug. Ich ging mal von dem Schlimmsten aus.
    Jetzt war es wichtig, dass ich Harry Stahl Bescheid gab, damit auch er sich darauf einstellen konnte. Ich stand auf und verließ meinen Tisch. Der Speisewagen hatte sich nicht weiter gefüllt. Die wenigen Fahrgäste hatten von dem Vorgang nichts mitbekommen.
    Weit hatte ich es nicht. Zwei Wagen lagen dazwischen. Ich musste auch an den Toilettenräumen vorbei, die jeweils am Beginn oder am Ende eines Wagens lagen.
    Eine Tür öffnete sich, als ich den Wagen verlassen wollte und ich mich bereits auf dem Übergang befand. Mehr aus Zufall schaute ich hin und sah den Aushilfskellner aus der schmalen Toilette kommen. Ich sah ihn, er sah mich. Innerhalb einer winzigen Zeitspanne wechselte seine Mimik in helles Erschrecken. Er wollte verschwinden und das schaffte er nur, wenn er sich wieder nach hinten in die kleine Toilette warf.
    Das tat er auch.
    Ich aber warf mich nach vorn und war bei ihm, bevor er die Tür zuschlagen konnte …
    ***
    Hinter mir drückte ich die Tür ins Schloss. Ich brauchte Meinhard nicht mal nach hinten zu schieben, er lehnte schon am kleinen Waschbecken und starrte mich aus großen Augen an.
    Tja, wie sollte ich ihn beschreiben? Er war ein Bündel von Angst. Er zitterte, und ich überlegte wirklich, ob ich ihm das Kreuz zeigen sollte, das sich schon bemerkbar gemacht hatte, was ich zunächst mal ignorierte.
    Ich ließ den Mann in Ruhe, denn ich wollte, dass er wieder zu sich selbst fand.
    Das dauerte.
    Ich hatte Geduld und wartete ab, bis sich seine Atmung beruhigt hatte.
    »Okay, du bist Meinhard, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ich heiße John, und ich denke, dass wir uns nicht streiten, sondern versuchen sollten, eine Einigung zu finden.«
    »Ich kann nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich muss wieder zurück.«
    »Aha. Und wohin?«
    Ich erwartete eine Antwort, doch ich erhielt keine, abgesehen von einem Kopfschütteln.
    »Du willst es nicht sagen?«
    »So ist es.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist nichts für lebende Menschen, glaube mir. Es ist anders, als man denkt.«
    »Du hast mich neugierig gemacht.«
    »Das weiß ich«, sagte er schniefend. »Du bist ja auch ein besonderer Mensch.«
    Ich musste lächeln. »Wieso das denn?«
    »Das habe ich gespürt. Ich war plötzlich schwach und stand dicht vor der Vernichtung.«
    »Aha. Bist du

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