1830 - Der Tod lässt grüßen
hatte Suko den Mann erreicht, packte dessen rechten Arm und bog ihn herum. So war es ein Leichtes, ihm die Waffe aus der Hand zu nehmen.
Er ging nicht zur Seite, sondern baute sich vor ihm auf – und ließ ihn in die Mündung der eigenen Waffe schauen.
Genau da waren die fünf Sekunden vorbei und alles lief wieder normal ab, auch für mich, denn ich war ebenfalls für die kurze Zeitspanne außer Gefecht gesetzt worden.
Ich sah, dass mein Partner jetzt den Revolver in der Hand hielt. Er hatte noch Zeit, mir einen Blick zuzuwerfen und zu lächeln.
Der Waffenlose stand da und verstand die Welt nicht mehr. Er starrte auf seine leere Hand, wobei er den Kopf einige Male schüttelte.
Dann geriet Suko in sein Blickfeld und damit auch die eigene Waffe. Jetzt verstand er gar nichts mehr.
Suko nickte ihm zu. »Manchmal pokert man eben zu hoch. Jetzt sind wir an der Reihe. Wie heißen Sie?«
Der Mann antwortete auf Sukos Frage mit einer Gegenfrage. »Wie haben Sie das gemacht? Ich – ich – habe den Revolver nicht mehr.«
»Ich bin eben ein Zauberer. Ich will jetzt Antworten haben. Noch mal: Wie heißen Sie?«
Jetzt schaute der Mann auch mich an. Ich sagte nichts und überließ Suko das Feld.
»Arne Dufour«, sagte der Mann.
»Ein ungewöhnlicher Name für England«, sagte ich.
»Ich stamme aus Luxemburg.«
»Schon gut. Und warum wollten Sie uns töten? Weil er – Matthias – es Ihnen befohlen hat?«
Er nickte.
»Wissen Sie denn, was mit Ihnen passiert wäre, wenn Sie uns getötet hätten?«, fragte ich ihn.
»Nichts, wieso? Es wäre mir gut gegangen. Das können Sie mir glauben.«
»Bestimmt nicht«, sagte ich.
»Und warum nicht?«
»Weil Sie gestorben wären. Ja, Sie wären ebenfalls getötet worden.«
Er schwieg, aber er schüttelte auch den Kopf. »Wieso sollte ich getötet werden?«
»Weil dann die Spuren gelöscht wären. Niemand hätte Ihrem Auftraggeber etwas nachweisen können.«
Er wusste nicht, ob er lachen sollte oder nicht. Er starrte mich nur an. In seinem Hirn schienen sich die Gedanken zu überschlagen, denn wenn ich seinen Blick richtig deutete, dann versuchte er, mich einzuschätzen. Und es konnte auch sein, dass er eine gewisse Furcht vor mir verspürte. Aber sicher war ich mir leider nicht.
Ich starrte ihn an. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Warum war er so verunsichert, auch wenn er versuchte, dies nicht zu zeigen? Er konnte oder wollte mich nicht mehr anschauen, immer wieder ging sein Blick zur Seite.
Für mich stand fest, dass er beeinflusst war. Ich dachte an die anderen Männer, die gemordet hatten und dann von innen verbrannt waren.
Warum war das passiert? Und warum bei ihm nicht? Er hatte keinen Menschen erschossen, und ich fragte mich, ob das der Grund dafür war.
Ich dachte an mein Kreuz. Es steckte in der Tasche. Ich fühlte nach und glaubte, eine schwache Wärme zu spüren. Das kam nicht von ungefähr. Es musste eine Quelle in der Nähe geben, und ich war mir sicher, dass ich diese Quelle kannte.
Sie stand vor mir.
Als ich einen Schritt nach vorn und auf den Mann zuging, bemerkte ich in dessen Haltung eine gewisse Anspannung. Er schien sich bereit zu machen, so rasch wie möglich zu verschwinden, aber das würde er nicht schaffen. Denn dagegen würde auch Suko etwas haben.
»Bleiben Sie stehen!«, fuhr er mich an. Ein Zeichen, wie unsicher er war.
Ich lächelte schmal. »Ich denke nicht daran!«
»Ich will es aber!«
Langsam ging ich weiter. »Warum denn? Warum wollen Sie es?«
Er ging zurück – und kam genau einen Schritt weit. Dann war Suko da und hielt ihn fest.
»So nicht, mein Freund!«
Und ich näherte mich ihm. Er sah es, und seine Furcht steigerte sich. Er warf den Kopf von einer Seite zur anderen. Er stieß keuchend die Luft aus, dann schrie er kurz auf und danach wimmerte er.
Hätte Suko seine Arme nicht fest im Griff gehabt, er hätte sich bestimmt losgerissen. So konnte er nur seine Beine bewegen, und das tat er, denn er trampelte auf dem Boden herum.
Warum hatte er so große Angst vor mir? Was hatte ich an mir, dass er so reagierte?
Er fluchte, als ich noch näher an ihn herantrat. Er zuckte in Sukos Griff, doch er hatte die Augen geschlossen. Er wollte nichts sehen, und ich ahnte, warum er vor mir Angst hatte. Ich trug etwas bei mir, das er spüren musste. Und dabei konnte es sich nur um das Kreuz handeln.
Noch steckte es in meiner Tasche. Das änderte ich jetzt. Ich holte es hervor und hielt es so hin, dass Arne Dufour, der die Augen
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