1830 - Der Tod lässt grüßen
Erfolg.
»Pech«, murmelte er.
»Wir kriegen ihn noch geknackt«, sagte ich gepresst.
»Aber dein Kreuz hat auch nichts gebracht.«
Es stimmte. Nur wollte ich nicht aufgeben. Der Stein musste zerstört werden oder zumindest seine innere Kraft. Dass es die gab, davon war ich überzeugt. Es war nur schwer, an sie heranzukommen.
»Also ich muss passen«, sagte Suko. »Ich weiß nicht, wie es weitergehen könnte. Vielleicht sollte man ihn durch eine Explosion zerstören. Dann hätten wir Ruhe.«
»Ja, kann sein.«
Ich stand ebenso wie Suko vor dem Grabmal. Nur hielt ich mein Kreuz in der Hand, aber das zeigte mir keinen Weg. Am und im Stein tat sich diesmal nichts.
Es war schon seltsam, aber ich war mir sicher, dass es dafür einen Grund gab.
»Sollen wir passen, John?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil Matthias durch den Tod des Luxemburgers eine Niederlage erlitten hat. Der Killer konnte seinen Job nicht ausführen, und das wird ihn sauer aufgestoßen sein.«
»Dann meinst du, dass er sich selbst mit uns beschäftigen wird?«
»Ich kann es mir zumindest vorstellen.«
»Und du glaubst, dass es hier passiert?«
»Ja.«
»Dann warten wir ab.«
»Genau.«
Es war mittlerweile noch dunkler geworden. Über uns zogen sich die Wolken zusammen. Der Wind war gar nicht mehr zu spüren. So war die Luft auch schwüler geworden.
Suko und ich standen beieinander. Wir hielten uns vor dem Stein auf und starrten auf seine glatte Fläche. Zu reden gab es nichts mehr zwischen uns, wir warteten und wussten beide nicht, ob das auch Sinn hatte.
Ich hatte das Kreuz offen vor meine Brust gehängt. Es sollte ein Schutz sein, und ich lauerte auch jetzt noch darauf, dass sich der Stein meldete. Für mich war er so etwas wie eine Brücke in die magische Welt.
»Wie lange sollen wir warten?«
»Das weiß ich auch nicht, Suko.«
»Aber du glaubst immer noch an einen Erfolg?«
»Das hoffe ich.« Ich war echt sauer. »Ich will mich einfach nicht so abspeisen lassen, aber das ist meine Sache.«
Diesmal war es Suko, der die Geduld verlor. Er sagte: »Ich glaube nicht, dass noch etwas passiert.«
»Gib uns noch eine Chance.«
»Klar, ich lasse dich doch nicht im Stich und haue einfach ab. Wir ziehen das gemeinsam durch und …« Im nächsten Moment stockte Suko der Atem. Er zischte etwas und hob dann die Hand, um nach vorn zu deuten. »Da tut sich was.«
Er meinte damit den Stein, und damit hatte er genau den Nagel auf den Kopf getroffen.
Es geschah im Stein.
Etwas zeichnete sich auf seiner Oberfläche ab. Es war ein Gegenstand, der in einem hellen Grüngelb strahlte. Er war von innen erleuchtet, aber in den Augenhöhlen hatte sich das meiste Licht angesammelt.
Suko lachte leise auf. »Ich hatte recht«, sagte er, »oder auch du. Weißt du, was das ist?«
»Ja, ein Totenschädel!«
***
Knallgelbe Augen, ein offenes Maul, in dem sich ebenfalls das Licht verteilte, ein wenig schwächer als in den Augen, und im übrigen Schädel war das Leuchten noch schwächer.
»Und jetzt?«, fragte Suko. »Was sollen wir tun?«
»Deine Peitsche bringt nichts. Das haben wir erlebt. Ich denke, dass ich es mit dem Kreuz versuche und es unter Umständen auch aktiviere.«
»Okay, tu das.«
»Und du hältst mir den Rücken frei?«
Suko lachte. »Ich bin in diesem Fall außen vor. Jedenfalls fühle ich mich so.«
Ich wollte meinem Freund nichts vorschreiben und wartete ab, ob sich etwas an diesem gelben Totenschädel bewegte.
Nein, es tat sich nichts. Der Schädel blieb so, wie er war, und ich ging auf ihn zu. Ich wollte die direkte Konfrontation mit dem Kreuz.
Es kam alles anders. Und es geschah nicht von unserer Seite her, sondern von der anderen. Der Totenschädel meldete sich auf seine Art und Weise.
Es geschah in den Augen. Sie waren hell, aber jetzt zeigte das Licht seine wahre Kraft, und es blieb nicht auf die beiden Augen beschränkt. Es löste sich von innen.
Plötzlich jagte etwas auf mich zu. Ich duckte mich unwillkürlich, und die beiden Strahlen huschten an mir vorbei. Ich atmete auf. Dann wollte ich mich wieder um den Totenschädel kümmern, aber mir fiel auf, dass Suko hinter mir war und sich nicht gemeldet hatte.
Ich drehte mich um.
Dan sah ich ihn.
Er lag am Boden wie ein Toter!
***
Zunächst mal tat ich nichts. Ich musste den Anblick verkraften. Dass es so enden würde, das hätte ich nicht gedacht, und ich spürte, dass es bitter in mir aufstieg.
Ich machte mir Vorwürfe, und zugleich hatte ich auch Angst um
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