1830 - Der Tod lässt grüßen
wieder geöffnet hatte, es sehen musste.
Zuerst geschah nichts. Nur in seinem Gesicht malte sich der Ausdruck eines gewissen Schreckens ab. Es lag nicht an mir, sondern an dem Kreuz.
Er drehte den Kopf zur Seite und keuchte: »Weg! Nimm es weg! Ich kann den Anblick nicht ertragen! Weg damit …«
Er schrie noch einige Worte, die ich nicht verstand. Dann saugte er tief die Luft ein, er sammelte Kraft und versuchte, sich aus Sukos Griff zu befreien.
Das war nicht möglich, denn mein Freund hielt ihn eisern fest.
Ich ging noch immer auf ihn zu und hielt dann dicht vor ihm an.
Ich hielt meinen rechten Arm gesenkt. So sah er das Kreuz noch nicht, aber Sekunden später musste er es sehen. Es sei denn, er schloss die Augen, was er nicht tat.
Und dann sah er es!
Er schrie und schloss die Augen, er riss den Mund auf, er beschimpfte mich. Zwischendurch holte er Luft und heulte dabei.
Suko und ich wussten nicht, was mit ihm los war, und mein Freund sagte zu mir: »Bring ihn wieder zur Vernunft.«
Ich wusste, was er damit meinte. Ich musste bei ihm einfach den Test machen, und das bedeutete, dass ich ihn mit dem Kreuz berührte. Wehren konnte er sich nicht. Er musste die Berührung hinnehmen, und ich hatte das Gefühl, als würde er völlig durchdrehen. Er schrie in schlimmen Tönen. Er verdrehte die Augen und wäre zusammengebrochen, wenn Suko ihn nicht gehalten hätte.
Aber das war nicht alles.
Es gab noch eine Steigerung, mit der weder Suko noch ich gerechnet hatten. Plötzlich stand er in Sukos Griff still. Keine Bewegung mehr, nichts. Er stand einfach nur da und hatte seinen Mund weit aufgerissen. Er schloss ihn auch nicht. Ich konnte hineinschauen, und dann sah ich etwas, was mir den Atem verschlug.
Der gesamte Mund bis zum Rachen hin war mit einem gelben Licht ausgefüllt …
***
Sofort kamen mir die anderen beiden toten Killer in den Sinn. Sie waren nach ihren Taten gestorben. Man hatte ihre hohlen Körper gefunden, die innen verbrannt waren. Und man hatte keine Erklärung gefunden. Möglicherweise stand ich kurz davor.
Dieses helle Licht, das sich wie Feuer verhielt und einen Menschen verbrannte, musste dafür verantwortlich sein.
Das hatte ich nicht erwartet. Auf keinen Fall hatte ich den Mann töten wollen, aber es war schon zu spät. Das ungewöhnliche Licht hatte ihn bereits verbrannt. Es hatte nur kurze Zeit gebraucht, um den Mann zu vernichten.
Arne Dufour sackte in Sukos Griff zusammen. Mein Freund und Kollege hielt ihn nicht länger im Arm. Er ließ ihn zu Boden gleiten, wo er liegen blieb.
»Ich denke nicht, dass er noch lebt«, sagte er.
»Ja …«
Mehr brachte ich nicht hervor. Ich war frustriert. Ich war sauer, dass wir nicht anders gehandelt hatten. Aber ich wusste auch nicht, was ich sonst hätte tun sollen.
Er lag am Boden. Suko untersuchte ihn und nickte mir zu. »Ich habe mich nicht geirrt. Er ist tot.«
»Korrekt. Aber warum ist er gestorben?«
»Das kann ich dir genau sagen. Es hing mit deinem Kreuz zusammen. Es war zu stark für ihn. Man kann schon sagen, dass dieser Typ kontaminiert war. Ja, so muss man das sehen. Man hat ihn für die andere Seite aktiviert, und so etwas kann das Kreuz nicht goutieren.«
Da hatte Suko recht. Innerlich fluchte ich. Ich hätte das Kreuz nicht einsetzen dürfen, aber wer konnte das vorher sagen? Ich jedenfalls nicht.
Suko sagte: »Ich denke, dass er schon hier in der Nähe war, als man ihn losgeschickt hat. Er konnte seinen Auftrag nur nicht ausführen, weil wir schneller waren. Deshalb frage ich dich, wer oder was ihn erwischt hat.«
»Die Magie des Matthias.«
»Meinst du?«
Ich wunderte mich. »Bist du anderer Ansicht?«
Suko nickte. »Ich denke da an den Stein. Sein Geheimnis haben wir noch nicht gelüftet. Er ist sicher nicht grundlos als Treffpunkt ausgesucht worden.«
»Ja, das kann zutreffen.«
»Dann sollten wir uns mal mit ihm beschäftigen«, schlug Suko vor, »die Zeit muss sein.«
Ich hatte nichts dagegen.
Das Wetter änderte sich. Das helle Tageslicht verschwand, es wurde dunkler, und auch die Konturen des Steins weichten irgendwie auf.
Er gab kein Zeichen von sich.
Er stand einfach nur da. Aber ich hatte ihn berührt. Ich hatte auch die Blitze in seinem Innern gesehen. Da hatte er reagiert, und jetzt wollten wir, dass er es wieder tat.
Wir umrundeten das Grabmal und suchten nach einer Schwachstelle. Auch Suko fasste den Stein mehrmals an und versuchte es wieder mit der Dämonenpeitsche. Er erzielte keinen
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