1836 - Fratze des Unheils
nickte. »Ja, der Teufel. Er ist ihr Freund. Er liebt seine Dienerin und gibt ihr alle Freiheiten. Er wollte nicht, dass die Menschen sie töten. Er hat seine schützende Hand über sie gehalten.«
»Dann geht es ihr gut?«
»Das denke ich.«
»Und sie ist im Wasser?«
»Klar. Wo sollte sie sonst sein?«
Eric Fischer lächelte.
»Kann ich sie denn sehen?«, fragte er.
»Keine Ahnung. Ich jedenfalls habe sie gesehen.«
»Wie sah sie aus?«
»Wie Sie!«
Er zuckte leicht zusammen. »Meinen Sie damit mein Gesicht?«
»In der Tat.«
Das war eine Antwort gewesen, die ihm gefallen hatte, denn er strahlte plötzlich.
Eric Fischer hatte genug gehört. Er war zufrieden, er brauchte mich nicht mehr. Er setzte sich in Bewegung und schaute dabei an mir vorbei, denn ich war nicht mehr interessant für ihn.
Da ich nah am Wasser stand, brauchte er nur ein paar Schritte zu gehen, um die auslaufenden Wellen zu erreichen.
»Wo wollen Sie hin?«, fragte ich.
»Weg.«
»In den See?«
»Geht Sie das was an?« Er sagte nichts mehr. Ich hätte ihm gern noch ein paar Fragen gestellt, aber die Zeit war vorbei, denn Fischer ging es um etwas anderes.
Ich hatte ihm verraten, wo Osana zu finden war, und jetzt setzte er seinen Vorsatz in die Tat um.
Er ging ins Wasser.
Ich hörte es platschen, als er seine Beine bewegte. Er ging zielsicher und ich hatte mich kaum umgedreht, da sah ich, dass ihm das Wasser schon fast bis zu den Hüften reichte.
»He, bleiben Sie hier!«
Er ging weiter, hob dabei die rechte Hand, schnippte mit den Fingern und ging weiter, als würde er auf einer normalen Straße gehen und nicht im Wasser.
Was konnte ich tun?
Sollte ich mir überhaupt darüber Gedanken machen oder es einfach laufen lassen? Ich spielte tatsächlich mit dem Gedanken, ihm nachzulaufen, doch dann ließ ich es bleiben, denn ich sah, was passierte. Die andere Seite hatte bemerkt, dass ihr jemand gefolgt war, und ich sah, wie sich etwas näherte.
Und das huschte über die Wasserfläche. Es war für mich nur so etwas wie ein Schein oder ein Funkengebilde, aber es kam recht schnell näher und wurde dann langsamer, als Eric Fischer es ebenfalls entdeckt hatte.
Er stand fast bis zum Hals im Wasser. Und auch der helle Fleck war nicht mehr weit entfernt. Er musste noch ein kleines Stück weit gleiten. Ich sah ein Gesicht als Lichtschimmer unter Wasser.
Er nahm an Helligkeit zu, und plötzlich durchbrach etwas die Wasseroberfläche.
Es war die Hexe Osana.
Eric Fischer jubelte auf, als er sie sah. Dann warf er sich ihr entgegen, als wäre sie die beste Freundin der Welt. Er umklammerte ihren Oberkörper. Ich sah, dass für einen Moment ihre Köpfe dicht beisammen waren, dann tauchten beide ab.
Mir war klar, dass ich Eric Fischer nie mehr wiedersehen würde. Er war zu der Person gegangen, bei der er sich wohl fühlte. Die Hexe hatte sich seiner angenommen und ihn mit in ihr Reich gezogen.
Ich stand am Ufer und wusste nicht, wie ich zurück in meine Zeit gelangen sollte. Aber ich ging davon aus, dass es die Verbindung noch gab, die Eric Fischer ermöglicht hatte, in diese Zeit zu gelangen.
Aber wo sollte ich anfangen zu suchen?
Der Gedanke war kaum in meinem Kopf aufgezuckt, als ich schon so etwas wie eine Antwort erhielt.
Ich spürte, dass sich mein Kreuz leicht erwärmte. Dann sah ich hinaus auf den See und entdeckte plötzlich auf dem Wasser stehend eine Gestalt.
Es war die tote Hexe.
Sie wirkte recht groß, und sie streckte mir beide Hände entgegen, als wollte sie mich in ihr unterirdisches Reich holen.
»Das schaffst du nicht«, sagte ich und holte mein Kreuz hervor. »Es ist stärker. Bestelle der Hölle einen schönen Gruß von mir, denn ich habe die Nase voll.«
Mehr sagte ich nicht, drehte mich um und ging weg vom See. Ich wollte mir einen Platz für den Rest der Nacht suchen und am anderen Morgen einen neuen Versuch starten, wieder zurück in meine Zeit zu gelangen. Wie das geschehen sollte, das wusste ich nicht. Aber ich hoffte, dass dieses magische Tor noch offen war.
Ich erreichte einen schmalen Weg und musste mich entscheiden, ob ich zu einer Ansiedlung hinwollte oder hier in Seenähe blieb, um einen Platz für die Nacht zu finden.
Es war besser, wenn ich ein Dach über den Kopf bekam, also hin zur Ansiedlung und dort schauen, wie die Dinge lagen. Vielleicht fand ich ja einen ruhigen Ort.
Als ich eine Buschgruppe sah, die an einem Hang wuchs, spürte ich meine Beine. Die Büsche würden mir für den Rest der
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