1837 - Nacht-Phantom
dachte an die vielen Fledermäuse. Sie alle waren hungrig. Die alle wollten Blut, und er ging davon aus, dass sie es sich nicht nur bei den Tieren holen wollten, sondern auch bei den Menschen.
Die lebten nicht weit weg. Nur ein paar Meilen, dort lag Forest Hill. Und genau in die Richtung waren die Fledermäuse geflogen.
Als Cummings daran dachte, wurde ihm beinahe übel. Aber diese Reaktion brachte ihn nicht weiter. Er musste etwas tun oder wenigstens versuchen, etwas in die Wege zu leiten.
Der Schäfer bot zwar das Bild eines Mannes wie vor hundert Jahren und mehr, aber er hatte sich doch auf die moderne Zeit eingelassen und sich ein Handy besorgt.
Es lag in seinem Wagen in einer Kiste, in der er auch seine anderen persönlichen Unterlagen verwahrte.
Er wollte anrufen und hätte sich am liebsten mit den beiden Fremden kurzgeschlossen. Das ging jetzt nicht. Außerdem wusste er nicht, wie er sie erreichen konnte.
Er hatte die Telefonnummer einer bestimmten Person gespeichert. Der Mann hieß Walter Freeman und war von Beruf Polizist.
Ob er die Blutsauger stoppen konnte, das war mehr als zweifelhaft. Aber er sollte zumindest Bescheid wissen, und vielleicht gelang es ihm auch, die Menschen zu warnen.
Der Schäfer wählte die Nummer und wartete darauf, dass sich Freeman meldete, weil er am Abend meistes zu Hause war …
***
Walter Freeman saß am Tisch, starrte auf seinen leeren Teller und hielt das Telefon noch in der Hand. Er musste es schon fest umklammern, denn es hatte sich Schweiß in seiner Hand gesammelt, ein zuverlässiges Zeichen, dass er nervös war und zugleich auch ängstlich, denn was ihm der Schäfer erzählt hatte, war ungeheuerlich.
Er hätte gern mit seiner Frau darüber gesprochen, aber die war zu ihrer kranken Mutter gefahren und würde auch die Nacht über bleiben. Da war sie zumindest außer Gefahr.
Nicht aber er.
Und auch nicht die Menschen hier in Forest Hill.
Denn wenn alles stimmte, waren unzählige Fledermäuse auf dem Weg in die Stadt – und begleitet von einer Gestalt, die ein echter Vampir war.
So richtig konnte Freeman es nicht glauben, aber er wollte sich auch keinen Vorwurf machen lassen und sah sich als Polizist in die Pflicht genommen, auch wenn er längst Feierabend hatte.
Die Wohnung des Mannes befand sich im Rathaus über seinen Diensträumen. Noch immer dachte er über den Anruf des Schäfers nach. Die Fledermäuse akzeptierte er ja, aber dieser Vampir war wohl eine Gestalt, die mehr der Fantasie des Mannes entsprungen war.
Das war die eine Seite. Es gab auch noch eine zweite. Freeman kannte Errol Cummings recht gut, und er schätzte ihn nicht als einen Aufschneider ein. Betrunken hatte er ihn auch noch nicht erlebt, und deshalb wunderte er sich noch mehr über dessen Ausführungen.
Vampire!
Ja, die gab es wohl. Aber mehr im Kino und nicht in der Wirklichkeit. Es sei denn, man zählte Fledermäuse zu dieser Gruppe. Dann stimmte alles.
Bisher hatte er am Tisch gesessen. Jetzt stand er auf und stellte seinen Teller auf die Spüle.
Freeman schaute aus dem Fenster – und zuckte zusammen.
Da war etwas!
Da flog etwas durch die Luft. Er hatte nur einen Schatten gesehen. So kam er auf den Gedanken, einen Vogel gesehen zu haben, aber das traf nicht zu, denn plötzlich sah er den Schatten erneut, und das nicht weit von einer Laterne entfernt. Das Licht ließ ihn größer aussehen, als er tatsächlich war. Und seine Form glich auch nicht der eines Vogels, obwohl das Wesen Schwingen besaß.
Der Polizist schluckte. Ja, er hatte sich nicht getäuscht. Das war tatsächlich eine Fledermaus, die sich dort für einen Moment gezeigt hatte.
Da – jetzt wieder!
Walter Freeman schnappte nach Luft. Plötzlich konnte er das Tier besser beobachten, weil es sich umgedreht hatte und auf das Fenster zuflog, hinter dem der Polizist stand.
Es klatschte gegen die Scheibe und fiel nach unten. So entschwand das Tier seinem Blick, und Walter atmete auf.
Es war weg, aber das war bereits die zweite Fledermaus, die er in kurzer Zeit gesehen hatte. So etwas war ihm neu. Okay, er kannte diese Tiere, aber dass sie als Schwarm kommen würden, wie der Schäfer gesagt hatte, das war ihm doch suspekt.
Der Polizist überlegte, wie er sich verhalten sollte. Er wäre sich feige vorgekommen, wenn er sich jetzt hier in seiner Wohnung versteckt gehalten hätte. Nein, er musste raus.
Für ihn gab es keine andere Lösung. Er ging in den Flur, dort hing seine Jacke, die er überstreifte. Und dann tat
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