1839 - Besuch aus der Hölle
sie jetzt ansprach. Sie hoffte, dass sich die andere Seite noch zurückhielt.
Jemand sprach. Es war Carina Dawson gewesen, deren Stimme sehr leise klang, obwohl die Sprecherin nicht weit entfernt von ihr stand.
Warten, darauf hoffen, dass alles klappte. Sie hielt auch weiterhin die Augen geschlossen, so konnte sie sich besser konzentrieren. Zudem wusste sie, dass sie eine Weile brauchte, bis die Macht des Serums wirkte und sie verschwinden ließ.
Wo steckte Dawson?
Sie spürte noch die normale Welt. Sie nahm die Gerüche wahr, was ihr bewusst machte, dass sie noch eine Strecke vor sich hatte. Wenn sie jetzt sie Augen geöffnet hätte, wäre nichts geschehen. So musste sie warten und darauf hoffen, dass Peter Dawson nicht zu schnell angriff.
Wieder verging Zeit.
Glenda strengte sich wahnsinnig an. Sie konzentrierte sich hart, und es war sogar ihr Stöhnen zu hören, wodurch Carina anfing zu lachen.
»Na«, höhnte sie, »drückt die Angst schon so stark, dass du stöhnen musst?«
Glenda hörte sie. Allerdings war die Stimme wie aus weiter Ferne an ihre Ohren geklungen, was ihr so etwas wie einen neuen Schub der Hoffnung gab. Das deutete schon darauf hin, dass sie ihrem Verschwinden ein kleines Stück näher gekommen war.
Sie schaltete alles aus, was sie stören konnte. Sie wusste auch, dass sie im letzten Drittel der Vorbereitung angekommen war, und dass es jetzt zur Sache ging.
Sie stand mit beiden Beinen auf dem Boden. Und trotzdem spürte sie bereits die schwachen Schwankungen, die von einer bestimmten Seite auf sie zu schwangen.
Das war der Anfang.
Und jetzt riskierte sie es. Sie öffnete die Augen und war auf alles vorbereitet, und sie sah jetzt denjenigen, den sie auch erwartet hatte.
Sir Peter stand in seinem Zweitkörper vor ihr. Sie sah ihn jetzt aus der Nähe, und sie sah noch etwas Bestimmtes. Er war doch nicht so kompakt, wie es den Anschein gehabt hatte. Sie hatte das Gefühl, durch ihn schauen zu können.
Er grinste!
Sie grinste nicht.
Er war siegessicher.
Glenda aber war konzentriert, und sie war an einem Punkt angelangt, an dem sie die Augen nicht mehr schloss. Sie konnte sie offen lassen, und dann sah sie, wie Peter Dawson seine Hände hob und sie in die richtige Position brachte.
Glenda bekam alles mit. Sie sah auch, dass Sir Peter seine Finger spreizte und so der ideale Würgegriff entstand. Es war klar, dass die Hände auf ihre Kehle zielten. Der andere wollte sie erwürgen.
Das konnte Glenda nicht zulassen. Nicht mal im Ansatz, und sie wechselte ihre Blickrichtung, um zu schauen, wie weit sie noch von einem Verschwinden entfernt war.
Nicht mehr weit.
Der Boden schlug bereits Wellen, das gesamte Zimmer hatte sich verkleinert. Da waren die Wände zusammengerückt, und die Decke hatte sich nach unten bewegt.
Es musste so weit sein …
Dann spürte sie plötzlich die Berührung an ihrem Hals. Es waren die Finger, obwohl sie sich nicht so anfühlten, aber das mussten sie einfach sein.
War jetzt alles aus?
Jemand schrie. Aber nicht Glenda Perkins. Es war eine andere Stimme, die durch das Zimmer schwang. Und es war auch kein Schrei der Angst, sondern eher einer der Überraschung, und das hatte seinen Grund.
Glenda Perkins war verschwunden!
***
Peter Dawson hatte morden wollen. Seine Hände hatten sich schon fast um den Hals geschlossen, da aber war die Person verschwunden, als hätte sie sich aufgelöst.
Er griff noch mal zu.
Seine Hände fassten ins Leere. Die Frau war nicht mehr da.
Das sah auch Carina Dawson. Sie konnte es ebenfalls nicht glauben und stöhnte auf. Es war ein Laut der Wut und ein Zeichen, dass sie sich auf der Verliererstraße befand. So einfach war es für sie nicht, dies alles zu verkraften, und nach einem kurzen Schock fasste sie sich wieder und sprach ihren Mann an.
»Wo ist sie?«
»Keine Ahnung.«
Damit gab sie sich nicht zufrieden. »Wo, verdammt, ist diese Person hin?«
»Ich weiß es doch nicht!«
Beide waren von der Rolle. Beide suchten das Zimmer ab, aber da stand niemand mehr. Sie waren allein, und Carina Dawson schrie los. »Wie ist so etwas nur möglich?«
Der Zweitkörper bewegte sich zuckend. Er war nervös. Es hätte nur noch gefehlt, dass er Feuer spuckte.
»Weg also! Sie ist uns über.«
Carina konnte es nicht fassen. »Dabei haben wir immer gedacht, so gut zu sein …«
»Das sind wir auch.«
»Ha, ha.« Sie lachte ihm ins Gesicht. »Nein, wir sind nicht so gut, überhaupt nicht. Sie hat uns reingelegt …« Die Frau trat
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