1839 - Besuch aus der Hölle
Ma, da brennt ein Mann!«
Dieser eine Satz alarmierte uns.
Zum Glück standen die Fenster offen. So hatten wir auch freie Sicht.
Wir schauten nach rechts in den kleinen Park, in dem einige Zuschauer stehen geblieben waren und in eine bestimmte Richtung blickten.
Das taten wir auch.
Und wir mussten kein zweites Mal hinsehen, denn wir sahen tatsächlich den brennenden Mann …
***
Es war nicht zu fassen. Es war eine so normale Szene, aber Glenda hatte noch im Ohr, dass sie hier sterben sollte. Hier in diesem Haus, und das durch einen Mörder, der eigentlich selbst tot war und nur in seinem feinstofflichen Zweitkörper existierte.
Sie drehte leicht den Kopf und warf Carina einen fragenden Blick zu. Die musste leise kichern und sagte danach: »Ja, du hast dich nicht verhört, es ist so, wie es ist. Wir können keine Zeugen gebrauchen. Du hättest dich nicht so weit aus dem Fenster lehnen sollen.«
»Ach ja? Habe ich das? Wenn ich es getan habe, dann nur für dich. Ich wollte, dass es dir gut geht. Ich wollte, dass einer in der schweren Zeit bei dir ist.«
»Ich weiß. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir keine Zeugen gebrauchen können. Du musst diesen Weg gehen, und denke daran, das Jenseits ist nicht so schlimm. Kann sein, dass du Glück hast und dir der Teufel auch seine Hand entgegenstreckt.«
»Darauf kann ich verzichten.«
»Sag das nicht.« Carina drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger. »Stell dich den Dingen, die unausweichlich sind. Du kannst es nicht mehr in deinem Sinne korrigieren.«
»Okay.«
»Dann bereite dich auf deinen Tod vor. Er wird dich an sich heranziehen, das hat er mir gesagt. Und du kannst sogar stolz sein. Nicht jeder erlebt eine Begegnung mit seinem Astralleib.«
»Schon gut, ich bin ganz verrückt danach.«
Carina kicherte. »Wäre ich an deiner Stelle auch.«
Glenda überlegte, was sie unternehmen konnte. Sie war jemand, der sich nicht freiwillig aufgab. Sie würde sich wehren, aber sie fragte sich auch, wie sie das gegen einen Zweitkörper schaffen sollte, der zwar wie ein normaler Mensch aussah, aber trotzdem keiner war.
Zwischen ihm und Glenda gab es noch eine Distanz. Und nichts wies darauf hin, dass die Gestalt sie schnell überwinden wollte. Sie tat nämlich erst mal nichts und wartete. Wahrscheinlich wollte sie, dass sich die Angst bei Glenda steigerte.
Für sie gab es nur eine Möglichkeit. Sie musste das einsetzen, was sie oft gar nicht wollte, aber für sie schon mehrmals sehr nützlich gewesen war. Ihre Fähigkeit eben, sich von einem Ort zu einem anderen beamen zu können. Sich aufzulösen und sich woanders wieder zusammenzusetzen. Davon träumte die Menschheit. Theoretisch war so etwas möglich, sagten die Physiker, aber es würde einen immensen Aufwand an Energie bedeuten.
Aber hier regierte die Magie. Sie machte vieles möglich. Sie setzte sich auch über irdische Gesetze hinweg.
Ich werde mich konzentrieren müssen, schärfte Glenda sich ein. Ich darf keinen Fehler machen …
Sie warf noch einen letzten Blick auf Carina Dawson. Die stand erwartungsvoll auf der Stelle. Von ihr würde Glenda keine Unterstützung bekommen. Sie hatte sich mit der neuen Lage arrangiert.
Etwas musste sie noch sagen. »Es kann sein, dass wir uns als Zweitkörper wiedertreffen. Ja, das wäre doch was. Ich würde sogar auch zu deiner Beerdigung kommen.«
»Danke, darauf kann ich verzichten.«
Auch Glendas Galgenhumor war jetzt verschwunden, denn ab jetzt musste sie sich auf einen Gegner konzentrieren. Das war Sir Peter Dawson. Oder vielmehr sein Astralleib.
Und er kam!
Er löste sich von der Stelle und bewegte sich auf Glenda Perkins zu. Er ging auf dem Boden, nicht darüber hinweg, das sah sie sehr deutlich, und da sie nichts hörte, ging sie wirklich von einem feinstofflichen Wesen aus.
Sie wollte die Gegenwehr aufbauen, sich nicht auf Gewalt einlassen. Für sie gab es andere Möglichkeiten. Wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt waren, dann konnte es ihr gelingen, sich wegzubeamen, und das überall hin.
Davon wusste Dawson nichts, und seiner Frau war Glendas Gabe auch unbekannt.
Aber es war nicht so einfach, diese Fähigkeit zu aktivieren.
An nichts anderes denken.
Nur konzentrieren.
Sich auf das Verschwinden vorbereiten.
Der anderen Seite nichts zeigen, aber trotzdem die Augen schließen, denn das war wichtig. Sie hörte nichts. Auch nicht ihren eigenen Atem, den hatte sie reduziert, und Glenda wusste auch, dass sie nicht reagieren würde, wenn man
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