1839 - Besuch aus der Hölle
wütend mit dem rechten Fuß auf. »Und was hast du getan?«, fauchte sie. »Wo ist dein Begleiter, auf den du gesetzt hast? Na, wo steckt er denn? Er ist nicht da, er hat sich verzogen. Er ist feige. Er hat dich verlassen.«
»Das stimmt nicht. Einer wie er verlässt mich nicht. Du irrst dich.«
»Dann hol ihn doch her.«
»Keine Sorge. Er wird noch kommen.«
»Da bin ich gespannt.«
»Das kannst du auch.«
»Und wo steckt sie? Kannst du mir das sagen?«
»Nein.«
»Sie ist unsere Feindin«, sagte Carina. »Sie ist nicht allein. Sie wird ihre Freunde warnen, und so sind wir nicht mehr sicher, das weiß ich auch.«
»Wir sind immer sicher.«
»Ach ja?« Ihr Blick war an Schärfe kaum zu übertreffen. »Wie kommst du denn darauf?«
Er lachte. »Wer will mich denn töten? Kannst du mir das sagen? Ich bin schon tot. Man kann mich nicht mehr töten. Ich habe mich in gute Hände begeben.«
»Das stimmt. Dich kann niemand mehr töten. Aber was ist mit mir? Hast du dir darüber schon mal Gedanken gemacht?«
»Klar.«
»Aha. Und wie sehen die aus?«
»Du musst den Weg gehen, den auch ich gegangen bin. Dann ist alles in Ordnung. Du musst dich darauf verlassen, dass man dich will. Dass man dir einen Begleiter schickt. Einen aus dem finsteren Reich, den das Höllenfeuer gestärkt hat. Und wenn du dich daran gewöhnt hast, dann gibt es keine Angst mehr vor dem Tod.«
»Ich müsste also sterben wie du?«
»Das ist sicher.«
Sie schwieg. Sie dachte über alles nach, und sie fragte sich, ob sie das wirklich wollte. Jetzt war sie noch ein Mensch. Das sollte sie aufgeben. Der Tod sollte Sieger sein, um sie dann wieder abzugeben, weil die Macht der Hölle es so wollte.
Das war verrückt, das war kaum zu fassen und nachzuvollziehen. Ihre Wut war verraucht, denn jetzt ging es einzig und allein um sie und ihr Schicksal.
»Nun, hast du dich entschieden?«
»Ich warte noch.«
»Okay, aber nicht zu lange, denn Geduld ist nicht eben die Stärke der Hölle …«
***
Ja, das war er!
Es gab keinen Zweifel. Das war ein brennender Mann, und er scheute sich nicht, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Damit hatte er auch uns überrascht, und ich flüsterte: »Das gibt es doch nicht!«
»Und ob es das gibt«, murmelte Suko und drückte bereits die Tür auf. Aber er stieg noch nicht aus, ebenso wie ich, denn wir beide wollten nichts überstürzen. Wir wollten ihn jedoch schon schnappen, bevor er Unheil anrichten konnte.
Nah stand er.
Er bewegte sich auch nicht. Er schaute sich nur um, wie jemand, der nach einem Weg sucht, den er gehen will. Noch hatte er sich nicht entschieden, er wartete noch ab.
»Auf wen wartet er, John?«
»Keine Ahnung. Bestimmt nicht auf uns.«
Oder hatte er uns doch entdeckt? Zumindest schaute er in unsere Richtung. Er sah auch die anderen Menschen, die zu Neugierigen geworden waren. Sie hatten ihn gesehen, ebenso wie der Rufer, und jetzt wollten sie wissen, was das für einer war, der da vom Feuer umspielt wurde. Er brannte nicht nur, er brannte sogar lichterloh, und er verging nicht. Für mich war es der Begleiter aus der Hölle, und wir mussten die Chance nutzen, ihn zu stellen.
Ich warf Suko einen fragenden Blick zu. »Bist du bereit?«
»Sicher. Aber wie willst du vorgehen? Willst du laufen und schießen oder warten, bis wir ihn erreicht haben?«
Ich hatte mein Kreuz hervorgeholt und hängte es mir über. Jetzt baumelte es vor meiner Brust. »Wir werden normal gehen, denke ich. Er wird uns sehen, und er wird dann gezwungen sein, zu reagieren. Etwas tun muss er ja.«
»Gut, einverstanden.« Suko hatte seine Dämonenpeitsche hervorgeholt und schlug einmal den Kreis. So konnten die drei Riemen aus der Öffnung rutschen.
Ich fragte: »Was willst du damit?«
»Keine Ahnung, John. Aber vielleicht kann ich das Feuer löschen. Möglich ist alles.«
Ich wollte ihm nicht dreinreden und nickte nur. In den letzten Sekunden hatten wir uns bereits bewegt, aber wir waren mehr auf die Umgebung konzentriert, und die sagte uns, dass sich die Gaffer schon zurückhielten und nicht näher an den brennenden Mann herankamen.
Allerdings waren die uniformierten Kollegen alarmiert worden. Und zwar diejenigen, die Streife gingen. Die schrillen Töne ihrer Pfeifen waren deutlich zu hören.
Wir gingen nebeneinander her.
Der Flammenmann stand noch immer auf derselben Stelle. Er schien harmlos zu sein, sich einen Spaß zu machen, um die Menschen als Zeugen anzulocken.
Daran glaubten wir nicht. Der hatte
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