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184 - Die Herren von Sydney

184 - Die Herren von Sydney

Titel: 184 - Die Herren von Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn und Stephanie Seidel
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hatte.
    Inzwischen war das Haus zum Tummelplatz von Kakerlaken und Nagetieren verkommen. Die Familie eines geschäftstüchtigen Einäugigen hatte das Parterre besetzt und ausgebaut. Wer hier nächtigte, durfte sich nicht vor Ungeziefer fürchten.
    Die Stunden vergingen. Es wurde dunkel. Noch immer herrschte in Sidnee Grabesruhe. Sogar Einauge und seine Kinder trauten sich nicht ins Freie. Den ganzen Tag über, berichteten sie, hatten sich die Truppen des Hohen Hauses wie die Vandalen aufgeführt.
    »Sie haben ein halbes Dutzend Fürsten der Kristianer auf einem Fuhrwerk durch die Straßen gefahren. Ihre Kutten waren zerfetzt. Einige haben geblutet. Alle waren grün und blau geschlagen. Sie sahen schrecklich aus.«
    Einauge schüttelte sich. »Ich glaub zwar nicht an Götter und so ‘n Scheiß, Harry, aber ich finde, irgendwo muss auch ‘ne Grenze sein. So darf man Menschen doch nicht behandeln.« Er zog die Nase hoch. »Schon gar nicht Menschen, die für die Armen und Kranken da sind und sich den Arsch aufreißen, wenn es darum geht, jemandem beizustehen, der in Not ist.« Einauge sah aus, als hätte er gern ausgespuckt. »Wenn ich so was seh, Harry, krieg ich sooo’n dicken Hals; dann hab ich das Gefühl, ich müsste jemandem in den Arsch beißen!«
    Kaplan Willie nickte. »Ich empfinde ganz ähnlich, obwohl ich ein böses Wort wie beißen nie in den Mund nehmen würde.«
    Einauge lachte. »Du bist ‘n Pfaffe von echtem Schrot und Korn«, meinte er. »Typen wie euch muss geholfen werden!« Er trat ans Fenster und lugte hinaus. »Wenn ihr einen Plan habt, um diese Säcke zur Snäkke zu machen, sagt mir Bescheid. Ich kenne alle schrägen Vögel in der Stadt. Wenn die eins nicht ausstehen können, sind es Typen, die ihnen das Geschäft vermiesen! Denkt euch was aus, um sie abzuschaffen, dann schick ich meine zwölf Kinder raus und trommle euch im Laufe der Nacht ein Heer zusammen.«
    Nikodeemus und Kaplan Willie schauten zuerst sich und dann Roney an.
    »Und ich zeige euch, wie man ins Hohe Haus reinkommt, ohne dass uns die Posten am Eingang zu sehen kriegen«, sagte der Ex-Lieutenant.
    Einauge grinste, als er merkte, dass es hinter der Stirn des Geistlichen und des Gelehrten klickte. »Wenn man jemanden finden könnte, der mutig genug ist, käme man sicher ganz gut übers Dach rein. Einigen Freunden von mir sind nämlich vor ein paar Wochen zwei Drachenflieger ins Netz gegangen. Die Burschen konnten sich zwar mit ihren überlegenen Waffen den Weg freischießen, aber die Gleiter mussten sie zurücklassen…«
    »Ach, wirklich?« Kaplan Willie schaute irgendwie eigenartig drein – als müsse seine linke Hirnhälfte Einauges Aussage missbilligen, während die rechte sich darüber freute.
    Die Stimmung besserte sich. Kaplan Willie, der zerknirscht auf und ab gegangen war, rieb sich die Hände.
    Magister Nikodeemus, der brütend am Fenster gestanden hatte, fasste sich ans Kinn und marschierte nachdenklich im Kreis. Vogler und Clarice, die bisher bleich auf einer Liege gesessen und ihre langen Finger geknetet hatten, schauten sich an, als stünden sie miteinander in telepathischer Verbindung.
    »Wir sind nach Sydney gekommen, um eure Kultur kennen zu lernen«, sagte Clarice schließlich. »Aber was haben wir gesehen? Barbarei und Unterdrückung. Menschen wurden verletzt und getötet, andere entführt, und ein Tempel wurde unter Feuer genommen.«
    »Wir sind entsetzt über die Methoden, mit denen die so genannten Herren dieser Stadt gegen ihre Bürger vorgehen«, sagte Vogler. »Jemand, der solche skrupellose Methoden anwendet, hat nicht das Recht zu herrschen. Unsere Regierungsform auf dem Mar-«
    »Danke, Vogler!«, unterbrach ihn Quart’ol, bevor der Marsianer seine Herkunft verraten konnte, was sicher nicht ohne Komplikationen geblieben wäre. »Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.« Er drehte sich zu Nikodeemus und Willie um. »Ihr seid nicht allein, Freunde! Die Kristianer können auf uns zählen!«
    Wie schön, dachte Roney. Was für eine wunderbare Koalition: ein Deserteur, ein Pfaffe, ein schmales Handtuch von einem Gelehrten, drei dünne Touristen und ein Kneipenwirt verbünden sich, um eine Regierung zu stürzen.
    Tolle Idee.
    Dann trat er vor. »Auf mich natürlich auch«, sagte er und fügte in Gedanken hinzu: Es gibt im Hohen Haus nämlich jemandem, mit dem ich noch einen Vultuur zu rupfen habe…
    Kaplan Willie nickte. »Schön. Dann bitte ich um Vorschläge…«
    »Ich hab ‘ne Idee.« Roney

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