1843 - Die Falle der Sensenfrau
hörten gespannt zu, auch Julian ließ sich nichts entgehen.
Er gab sogar einen Kommentar. »Das war er. Er hat sie geschickt. Seine Bluthunde.«
Ignatius fragte: »Von wem spricht er?«
»Sariel«, sagte ich. »Er heißt Sariel.«
»Ein Engel?«, fragte Ignatius.
Ich zog die Lippen in die Breite. »Kann man so sagen, aber eigentlich nicht wirklich.«
»Bitte, John, das musst du mir erklären.«
Ich tat ihm den Gefallen und begann mit einer Frage. »Du kennst die Grigori?«
»Ja, ich kenne sie. Wer die Nephilim kennt, der muss auch sie kennen.«
»Das ist gut.«
»Und weiter?«
»Es liegt auf der Hand, Ignatius. Sariel ist ein Grigori, der überlebt hat.«
Der Chef der Weißen Macht schwieg. Er musste erst mal nachdenken. Er schaute zu Julian hin, und ich ahnte, welche Gedanken ihn beschäftigten. Er sprach ihn auch aus.
»Ist Julian sein Sohn?«
Unser Schützling erschrak. Er hatte alles gehört und schluckte heftig. »Nein, nie, nein. Ich bin es nicht. Ich will es nicht sein, versteht ihr?«
»Wer sind denn deine Eltern?«, fragte Ignatius.
»Grigori. Mehr kann ich nicht sagen.«
»Und wie stehst du zu Sariel?«
Julian trank einen Schluck Wasser. »Ich weiß es nicht. Da bin ich überfragt. Ich kenne ihn auch nicht gut.«
»Verstehe«, sagte Ignatius. »Und wo bist du bisher gewesen?«
Ich sagte: »Jetzt sind wir hier. Wir haben ja telefoniert, Ignatius. Und du hast zugestimmt, ihm einen Platz zu geben. Ich denke, dass er hier einigermaßen sicher ist.«
»Das kannst du jetzt nicht mehr sagen.«
»Ach? Warum nicht?«
»Denk mal nach. Mein Leibwächter wurde getötet, und deshalb …«
Ich winkte ab. »Sicher, das hatte ich nur vergessen.« Ich sah Suko an. »Dann müssen wir die Prioritäten anders setzen, denke ich mal. Oder was meinst du?«
»Wie denn?«
»Ich glaube nicht, dass er hier besonders sicher ist. Ich denke, dass wir gezwungen sind, ein neues Versteck oder einen neuen Aufenthaltsort für ihn zu suchen.«
Auch Julian hatte mich gehört und erschrak. Er streckte mir seine Hände entgegen. »Nein, nein, bitte nicht. Ich will es nicht. Bitte, das lasst sein.«
»Du willst bleiben?«
»Ja, wo soll ich denn hin? Ich kann nicht immer fliehen. Ich muss mich stellen.«
»Das meine ich auch«, sagte Ignatius. »Ich habe nichts dagegen, wenn er bei uns bleibt.«
»Sicher. Aber du bist dir auch darüber klar, was passieren kann?«
»Ich schlafe nicht, John.«
»Okay, dann belassen wir es dabei. Julian kann bei dir bleiben. Suko und ich fliegen wieder zurück nach London.«
»Das könnt ihr. Aber nicht sofort.«
»Wie meinst du das?«
»Ja, nicht sofort. Ihr werdet doch zumindest noch eine Nacht bleiben, um herauszufinden, ob alles in Ordnung ist oder in Ordnung bleibt.«
Wir lachten beide, und ich sagte: »So schnell wirst du uns nicht wieder los.«
»Das ist gut.« Er stand auf. »Dann kann ich euch jetzt eure Zimmer zeigen. Und du kannst mitkommen, Julian. Dein Zimmer zeige ich dir später.«
»Gut.«
Das passte mir nicht so recht. Ich war dafür, dass wir Julians Zimmer vorher sahen, damit wir wussten, wo wir hinzugehen hatten, falls etwas schiefgehen sollte.
Ignatius tat uns den Gefallen.
Hier gab es keinen Luxus. Aber es war alles vorhanden, was man benötigte, auch eine Dusche.
»Können wir dich allein lassen, Julian?«, fragte Ignatius.
»Sicher. Ich bin doch kein Angsthase.«
»Sorry.«
»Dann bis später«, sagte ich.
»Ja, bis dahin …«
***
Unsere Zimmer lagen im anderen Trakt. Hier wurden Besucher untergebracht. Es gab nur wenige Räume, und jeder Raum war mit zwei Betten bestückt. Da jedoch genügend frei waren, hatten wir uns für zwei Zimmer entschieden, die sich gegenüber lagen.
Wir nahmen unsere Reisetaschen mit, und Ignatius folgte mir in den Raum. Er schloss die Tür und fragte: »Wie schlimm ist es wirklich?«
Ich setzte mich auf das Bett und hob die Schultern an. »Ich kann es dir nicht sagen, Ignatius. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Sariel sich Julian holen will.«
»Warum?«
»Sorry, ich habe keine Ahnung, was er mit ihm vorhat. Er ist ein Nephilim, das steht fest.«
»Aber er riecht nicht.«
Die Bemerkung sagte mir, dass Ignatius über die Nephilim Bescheid wusste.
»Ja, das ist wohl wahr, er riecht nicht. Ich habe das auch anders erlebt. Wahrscheinlich gibt es Ausnahmen.«
»Das kann sein, John. Und du gehst davon aus, dass man Julian umbringen will?«
»Ja.«
»Noch mal gefragt. Was ist der Grund?«
»Ich kenne ihn
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