1846 - Kreise
Unither und die anderen machte er von vornherein ein denkbar, schlechtes Bild. „Die Hauptwelt der Liga Freier Terraner ..."
„... hat euer Bündnis verlassen. Das ist Fakt."
Die Atmosphäre war gereizt. Die Regie tat ein übriges, das Bild der Menschheit in einem denkbar ungünstigen Licht erscheinen zu lassen. Immerhin war der menschliche Vertreter alles andere als eine Leuchte, Dindra Clandor registrierte das schon nach seinen ersten Sätzen. Unwichtig! Sie schaltete um.
- Aufzeichnung vom 1. Mai 1289 NGZ, verkündete eine Einblendung in die Wiedergabe eines Farmplaneten. Reife Getreidefelder, so weit das Auge reichte, ein wogendes Meer goldgelber Ähren vor einem fast purpurfarbenen Himmel.
Ein Bild des Friedens und der Entspannung. Der Aufnahmeroboter überflog wie mit dem Lineal gezogene Bewässerungsgräben. Schwärme kopfgroßer, mit Zebramuster versehener Schmetterlinge stoben auf und bildeten sekundenlang ein psychedelisches Gewimmel.
In der Ferne erschien die Silhouette einer kleinen Stadt im Gegenlicht. Sie rückte rasch näher.
Ein Aufnahmeschwenk zoomte eine Herde sechsbeiniger, rinderähnlicher Tiere. Friedlich grasten sie in einem energetisch abgegrenzten Areal. Immer noch hatte Dindra keine Ahnung, in welcher Art von Sendung sie gelandet war. Höchstwahrscheinlich eine Dokumentation über Zulieferer von Agrarwelten.
Ein zweiter Zoom-Schritt entlarvte die vermeintliche Idylle.
Mehrere Tiere waren bereits verendet, ihre Bäuche unnatürlich aufgequollen, die Euter schier zum Platzen. Ein anderes stürzte soeben, wurde von starken Zuckungen geschüttelt. Vergeblich sein Bemühen, wenigstens auf vier der sechs kräftigen Läufe wieder in die Höhe zu kommen. Der Schaum vor dem Maul wurde blutig.
Ins Riesige vergrößert erschienen die Augen der gequälten Kreatur auf der Holowand.
Keine dramatischer werdende Musik an dieser Stelle, kein Kommentar. Nur die Einblendung eines Planetennamens sowie galaktischer Koordinaten, die Dindra Clandor nichts sagten. Sie verzichtete darauf, den Servo um eine Erläuterung zu bitten. Irgendwie faszinierte sie die Wiedergabe.
Die Häuser im Hintergrund waren klein und schmuck, von viel Grün umgeben. Eine Märchenstadt, in der es sich zu leben lohnte. Dindra träumte seit Jahren davon, den Lebensabend auf einer solchen Welt zu verbringen. Sicher, im Silo war alles angenehm und leicht, aber auf Dauer sah sie nicht ihre Erfüllung darin.
Vielleicht in sechzig, siebzig Jahren ...
Ein blauer Fleck auf der Straße.
Dahinter ein zweiter.
Mannsgroße Käfer lagen da. Regungslos. Ihre Flügeldecken schimmerten in unterschiedlichen Mustern, die sechs Gliedmaßen waren abgespreizt.
Eine Woge des Glücks durchflutete Dindra beim Anblick der Käfer. Es war eigenartig - sie fühlte sich leicht und glücklich, obwohl sie irgendwo in ihrer Erinnerung ...
Die Aufnahmeoptik glitt weiter. Einige Meter entfernt stob ein Schwarm armlanger, geflügelter Schlangenwesen auf. Sie attackierten den Störenfried. Deutlich waren in der Wiedergabe blutverschmierte Mäuler mit einer Vielzahl winziger nadelspitzer Zähne zu sehen. Die Tiere waren Aasfresser, gegen moderne Technik konnten sie sich nicht durchsetzen.
Gazkar! Wie Schuppen fiel es Dindra Clandor von den Augen. Die toten Käfer waren Gazkar, sie gehörten zu den Fremden, die wie eine Heimsuchung über die Milchstraße hereingebrochen waren.
Unbarmherzig erfaßte die Optik die fast schon skelettierten Überreste eines menschlichen Körpers.
Gierig schlugen zwei der Flügelschlangen ihre Zähne ins Fleisch.
Weitere Tote. Fünf, zehn, zwanzig ... Sie lagen dicht beieinander, als hätten sie sich hier aus irgendeinem Grund versammelt. Und zwischen ihnen Gazkar und knorrige, baumähnliche Kreaturen. Im ersten Erschrecken hätte Dindra sie wirklich fast für kleine Bäume gehalten, doch das ergab keinen Sinn. Auch vor diesen Fremden machten die Aasfresser nicht halt.
Hunderte von Toten, und es sah aus, als hätte keiner sich gegen den Tod gewehrt. Nicht einer, der versucht hätte, davonzulaufen oder sich zur Wehr zu setzen.
Sich wehren? Wogegen?
Dinnie schüttelte entschieden den Kopf. Eine quälende Übelkeit begann sich in ihren Eingeweiden breitzumachen, ein Gefühl, als müsse sie sich im nächsten Moment übergeben. Trotzdem fiel es ihr schwer, den Blick von der Wiedergabe zu lösen.
Raumsoldaten in SERUNS bewegten sich jetzt zwischen den Toten, nahmen Messungen vor. Sie töteten die Rinder, die mit aufgedunsenen
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