Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1846 - Kreise

Titel: 1846 - Kreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Verwünschung. Der einzelne Sessel - fürchterlich; er mochte für den Moment ganz passabel wirken, aber keinesfalls auf Dauer. Viel zu hart die geometrische Form, das war Einsamkeit, aber nicht die Gemütlichkeit, die sie sich wünschte. Ron würde fragen, was sie sich dabei gedacht hatte.
    „Wenig ...", murmelte Dindra im Selbstgespräch. „Ganz offensichtlich."
    Mit den Antigravplättchen stürzte sie sich auf die anderen Elemente der Sitzgruppe. Einen zweiten Sessel plazierte sie neben den ersten. Damit wurde der Farbklecks größer, war aber irgendwie noch immer nicht zufriedenstellend.
    Dindra stand da und schüttelte den Kopf. Dann hastete sie weiter, stellte um, verschob, machte rückgängig. Ihr Kopfschütteln blieb. Auch als sie die Trividwand mit einer knappen Umprogrammierung zur Bildung gitterförmiger Muster veranlaßte.
    Irgendwie paßte das alles nicht zusammen.
    Sie stapelte, schichtete Sitzelemente übereinander. Eine kleine Pyramide, das war es, was ihr vorschwebte - kein Würfel, keine balkenförmige Gruppierung, etwas, das nach oben hin spitz zulief. Möbel aus reiner Formenergie wären das Nonplusultra gewesen, Formen eben, die sie beliebig hätte umgestalten können.
    Aber aus finanziellen Gründen bestand nur ein kleiner Teil des Kinderzimmers aus Formenergie. Dort war der Einsatz zweckmäßig.
    In Gedanken versunken legte Dindra die Fingerspitzen beider Hände aneinander und formte auf diese Weise die Konturen einer Pyramide. Als sie zwischen den Fingern hindurchblickte, konnte sie sich wenigstens ungefähr vorstellen, wie die Wohnraummöblierung aussehen würde.
    Nicht übel, befand sie in Gedanken. Gar nicht mal so schlecht.
    „Was ist hier los? Dinnie, was machst du?"
    Ronald war zurückgekommen. Sie hatte gar nicht auf die Zeit geachtet. Ohne von ihrer Betrachtung durch die Finger hindurch abzulassen, murmelte sie irgendwas, das sie selbst nicht verstand. Im nächsten Moment fühlte sie sich an den Schultern gepackt und von hinten in die Arme genommen. Sie wehrte sich nicht dagegen, versteifte sich nur unwillkürlich. Wenn Ron sie in den Nacken küßte, konnte er sonst immer alles von ihr haben. Heute nicht.
    Langsam bog sie die Finger, formte eine Art Wabenmuster.
    „Was ist los mit dir, Dinnie?" flüsterte Ron dicht an ihrem Ohr. „Meditierst du?"
    Als sie immer noch nicht reagierte und Ron fester zudrückte, glitten ihre Finger ineinander.
    Geräuschvoll stieß sie den angehaltenen Atem aus.
    „Stör mich nicht!"
    „Hm", machte Ronald enttäuscht. „Ich hätte Ines’ Einladung zum Abendessen annehmen sollen. Meine Frau verfällt in einen esoterischen Trip und läßt mich hungern. Das war heute wieder ein verdammt anstrengender Tag." Er stutzte. „Was ist mit den Möbeln los? Turmbau zu Babel oder was?"
    Was seinen Schönheitssinn anbetraf, war Ron schon immer ein Banause gewesen. Dinnie funkelte ihn wütend an und ließ seufzend die Arme sinken. Er war auch ein Banause, was Ines anbetraf. Die Frau war keine Schönheit, aber sie hatte etwas, das die Männer anzog wie eine offene Flamme die Motten. Hatte er nicht vor einigen Wochen davon gesprochen, daß Ines in seine Abteilung versetzt worden war?
    „Dein Essen steht in der Ausgabe", sagte sie kühl.
    Vergeblich versuchte sie, sich auf die geometrischen Formen zu konzentrieren, die ihr durch den Sinn schossen. Doch Ines’ schiefes Gesicht schien sie aus jeder der gedachten Pyramiden heraus anzuglotzen.
    „Sie ist häßlich", stellte Dindra fest.
    „Wer?
    „Ines."
    Ronald begann hellauf zu lachen. Er schien sich ausschütten zu wollen vor Heiterkeit.
    Auf dem Absatz fuhr Dindra herum, die Hände zu Fäusten verkrampft. Auslachen ließ sie sich nicht, nicht von Ron und auch sonst von keinem.
    Ihr Mann balancierte soeben die dünne Terkonitplatte aus dem Ausgabefach. Nicht sehr geschickt.
    Jedenfalls fielen die sorgsam aufgeschichteten Fruchtwürfel in sich zusammen und verteilten sich über den Boden. .
    „Was soll der Blödsinn?" prustete Ronald, immer noch sichtlich erheitert, während erdie Platte abstellte. „Daß du mit den Möbeln spielst, akzeptiere ich noch, aber mit dem Essen?"
    Dindras Lippen bebten. Eigenhändig hatte sie die Früchte gewürfelt, nach Farben sortiert, gestapelt. Den Käse ebenfalls. Und was tat Ron? Er zog absichtlich einen der unteren Brocken heraus und brachte damit auch den Käsebogen zum Einsturz.
    „Du ..." Dindra atmete schwer. „Du ..." Spöttisch grinsend hatte er alles zerstört,

Weitere Kostenlose Bücher