185 - Die drei Gesichter des Todes
angesprochen, weil sie mit Horace Vargas zusammenarbeitete.
Wir verließen das Grab. Außer uns befand sich niemand auf dem kleinen Friedhof.
»Nicht enttäuscht«, antwortete ich auf ihre Frage von vorhin, »aber überrascht.«
»Sie denken, das ist kein Job für ein Mädchen, nicht wahr?« Sie schaufelte rasch wieder Erde auf den Sarg.
»Sind Sie anderer Meinung?« fragte ich.
»Würde ich sonst hier sein? Es gibt keine echten Männerjobs.«
Aha, eine Emanze, dachte ich und fragte nach ihrem Namen.
»Ich heiße Isabel«, sagte sie. »Ich habe den Auftrag, Sie in ein Haus zu bringen. Dort erfahren Sie, wie es weitergeht.«
***
Magos Spur war noch so frisch, daß ihr Mr. Silver folgen konnte. Er kümmerte sich nicht um den Menschenauflauf hinter sich, sondern konzentrierte sich auf die magische Fährte, die der Jäger der abtrünnigen Hexen nicht verwischt hatte.
Vielleicht dachte er, das wäre nicht nötig.
Mr. Silver profitierte von dieser Unvorsichtigkeit. Während Lance Selby sich mit der Polizei unterhielt, versuchte der Ex-Dämon, den Schwarzmagier einzuholen.
Mago hatte sich mit Chrysa in südlicher Richtung abgesetzt. Möglicherweise war sein vorläufiges Ziel das Gebäude der Underground Station.
In den Schächten, Tunnels und Stollen konnte sich der Schwarzmagier gut verbergen.
Für Menschen war Magos Spur nicht wahrzunehmen. Der Ex-Dämon machte sie für sich mit Hilfe seiner Magie sichtbar. Allerdings verblaßte sie auch für ihn sehr schnell, deshalb mußte er sich beeilen.
Damit rechnete der hinterhältige Schwarzmagier.
Er hatte nicht vergessen, die Spur zu verwischen. Er hatte sie absichtlich zurückgelassen. Sie führte den Verfolger auf eine Falle zu.
Mr. Silver erkannte sie nicht.
Erst als es zu spät war, durchschaute der Hüne das falsche Spiel des Gegners. Das Gitter, das den Luftschacht der U-Bahn abdeckte, brach, und Mr. Silver stürzte in die Tiefe.
Mago hatte die Schachtwände mit schwarzer Kraft beschichtet. Jedesmal wenn Mr. Silver sie berührte, bekam er einen schmerzhaften Schlag, der ihm gleichzeitig auch Kraft raubte.
Zorn hämmerte in den Schläfen des Ex-Dämons.
Er hatte Mago unterschätzt. Der Jäger der abtrünnigen Hexen hatte ihn hervorragend ausgetrickst. An eine Fortsetzung der Verfolgung war nun nicht mehr zu denken.
Mago hatte sich zu einem beruhigenden Vorsprung verholfen.
Mr. Silver dachte das nicht gern, aber es sah sehr schlecht für die weiße Hexe aus. Der Schwarzmagier hatte reichlich Zeit, sie für ihre Abtrünnigkeit grausam zu bestrafen.
***
Das Haus, in das mich Isabel brachte, sah phantastisch aus. Es stand auf einem Hang, und von der Terrasse sah man nicht nur weit auf den Atlantik hinaus, sondern auch hinauf zum schneebedeckten Gipfel des Pico de Teide.
Isabel hatte offenbar Gefallen an mir gefunden.
So etwas spürt man. Außerdem war da hin und wieder so ein gewisser Blick, ein kleines Lächeln, eine kurze Berührung… Dieses Mädchen wollte offensichtlich, daß ich mich für seine Hilfe auf eine ganz bestimmte Weise erkenntlich zeigte.
Geld war nur ein Teil ihres Lohns.
Sie wollte auch Sex.
Und sie war verführerisch schön, aber ich war nicht frei. Wie sollte ich ihr das klarmachen, ohne sie zu verletzen? Sie hatte viel für mich getan. Ich war ihr zu Dank verpflichtet.
Jedoch nicht auf diese Weise.
»Machen Sie es sich bequem, Tony«, sagte sie. »Entspannen Sie sich. Ich möchte mit Ihnen auf Ihre wiedergewonnene Freiheit anstoßen, das schlagen Sie mir doch hoffentlich nicht ab.«
»Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren«, gab ich lächelnd zurück.
»Ich bin Horace Vargas dankbar.«
»Wofür?«
»Daß er es mir ermöglichte, Ihnen zu helfen.« Ihre Stimme wurde dunkler. »Und nun sind Sie hier - mit mir - allein in diesem Haus…« Ihr Blick nahm einen hungrigen Ausdruck an.
Sie schien von damenhafter Zurückhaltung nichts zu halten. Was sie haben wollte, nahm sie sich einfach. Da sie sehr schön war und einen begehrenswerten Körper hatte, war sie wahrscheinlich noch nie auf Schwierigkeiten gestoßen.
Sie brachte roten Landwein aus Icod des los Vinos und füllte zwei funkelnde Bleikristallgläser. Ihr Glas stieß mit einem hellen flirren gegen das meine.
»Sie sehen sehr gut aus, Tony. Sie gefallen mir«, sagte sie unkompliziert.
Ich lächelte. »Normalerweise sollte der Mann die Komplimente machen.«
»Bekomme ich eines zu hören?« fragte sie, während ihr Blick träge an mir auf und ab glitt.
»Sie
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