185 - Die drei Gesichter des Todes
und holte dich aus dem Sarg.«
»Warum hast du das getan? Du hättest nur dafür zu sorgen brauchen, daß ich im Sarg bleibe, und dein Auftrag wäre ausgeführt gewesen.«
Xematha schaute mich ernst an. »Ich habe dich gestern nacht in der Zelle gesehen, Tony. Als es Avilas nicht schaffte, dich zu töten, war ich froh, glaubst du mir das?«
»Nein.«
»Auch wir haben Gefühle, Tony«, sagte Xematha. »Ich empfinde sehr viel für dich.«
»Wir sind Feinde.«
»Das müssen wir nicht sein«, sagte Xematha. »Laß uns vergessen, daß wir in getrennten Lagern stehen.«
»Das ist unmöglich.«
»Nur für kurze Zeit«, schlug Xematha vor. »Nur für heute. Ich möchte, daß du mit mir schläfst, Tony Ballard. Nur dieses eine Mal.«
»Und was wäre danach?« fragte ich spröde.
»Hinterher würden wir uns trennen.«
»Und dein Auftrag?«
»Ich kann ihn nicht ausführen. Die schwarze Macht muß damit jemand anderen betrauen. Ich bin zum erstenmal in meinem langen Leben weich. So etwas ist mir noch nie passiert.«
»Befürchtest du nicht, von Asmodis als Versagerin abgestempelt zu werden?«
»Das ist mir egal«, antwortete Xematha leise. Sie streckte die Hand aus und streichelte meine Wange. Jene Hand, mit der sie gemordet hatte. »Durch dich habe ich erfahren, wo meine Grenzen sind. Ich kann sie nicht überschreiten. Vielleicht muß ich sterben, wenn ich unverrichteter Dinge in die Hölle zurückkehre, aber das ist mir lieber, als dich zu töten. Das kann ich einfach nicht. Du darfst mich nicht hassen, Tony. Wir können beide nichts für unsere Herkunft. Man hat mich im Sinne der Hölle erzogen. Gutes zu tun ist im Reich der Verdammnis ein verabscheuungswürdiges Verbrechen, wie du weißt. Wenn man das ein Leben lang eingetrichtert bekommt, glaubt man daran.« Xematha wollte, daß wir alle Fesseln abstreiften und uns von allen Zwängen lösten. Es sollte nur noch sie und mich geben. Alles andere sollte unwichtig sein.
Verdammt noch mal, wie konnte sie annehmen, daß ich fähig war, auch nur einen Augenblick die beiden Toten dort unten zu vergessen?
»Wir schweben frei im Raum - irgendwo zwischen Gut und Böse«, sagte Xematha. »Wir gehören nirgendwohin, gehören für kurze Zeit nur einander. Du hast gesagt, daß du mich begehrenswert findest. Geben wir unserem Verlangen nach. Genießen wir den Augenblick.«
Sie war eine grausame, gewissenlose Mörderin. Das konnte ich unmöglich mit einer schnellen Handbewegung vom Tisch fegen. Selbst wenn es Vicky nicht in meinem Leben gegeben hätte, wenn ich frei und ungebunden gewesen wäre, hätte ich nicht mit dieser Vollstreckerin aus der Hölle schlafen können.
Sie legte ihre schmale Hand auf meine Brust und drängte mich zurück.
»Setz dich aufs Bett«, verlangte sie. »Es wird sehr schön sein, Tony. Du wirst es nicht bereuen.«
Zum Teufel, ich bereute es schon, daß ich so lange nichts gegen sie unternahm. Wenn ich nicht ihr Typ gewesen wäre, hätte sie mich eiskalt abserviert. Es war reiner Zufall, daß sie mich anziehend fand, das mußte ich mir ständig vor Augen halten.
Sie verschonte mich nur, weil sie mich haben wollte, aber sie sollte mich nicht kriegen.
Ihr geschmeidiger Körper begann sich aufreizend zu wiegen. Sie trug ein taubengraues Wollkleid, das sich wie eine zweite Haut an ihren aufregenden Leib schmiegte.
Mit allem, was sie tat, versuchte sie mich für sich zu gewinnen. Sie griff nach hinten, und ich hörte das leise Ratschen eines Reißverschlusses.
Sie ist das Böse in Luxusverpackung! sagte ich mir. Du wirst ihren Verführungskünsten nicht erliegen! Sie kommt nicht an dich heran!
Xematha schob das Kleid über ihre wohlgerundete Schulter. Ich begriff nicht, wie sie mich so liebevoll ansehen konnte. Sie war meine Todfeindin.
Wenn ich eine Waffe besessen hätte, mit der ich ihr etwas hätte anhaben können, hätte ich sie - trotz ihrer unbestrittenen Schönheit - auf der Stelle vernichtet.
Sie ließ das Kleid über ihre üppigen Brüste gleiten.
»Laß dir Zeit«, sagte ich heiser. »Nicht so schnell!«
Sie lächelte. Ihr gefiel, was ich sagte. Sie glaubte, ich wäre endlich auf ihre Linie eingeschwenkt, doch in Wirklichkeit wollte ich nur Zeit gewinnen.
Jede Minute, die ich Xematha hinhielt, war äußerst wertvoll.
Sie schälte sich langsamer aus der grauen Wollhülle, und ich zählte insgeheim nervös die Sekunden. Wie lange mußte ich noch warten?
Xematha streifte das Kleid über ihre runden Hüften und ließ es über den
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