1851 - Dreizehn Seelen für den Satan
Kirche hatte sich unterdessen mit Leben gefüllt. Aus verschiedenen, kleinen Straßen strömten Menschen herbei. Sie bewegten sich langsam und mit ruckenden Bewegungen. Einige von ihnen brachten Gefangene mit sich.
Es handelte sich dabei um Menschen, die in dieser Nacht zu Ehren des Satans geopfert werden sollten.
Verzweifelt wehrten sie sich gegen ihre Peiniger, denn im Gegensatz zu diesen waren sie noch Herr ihrer Sinne. Ein Blutopfer war nur halb soviel wert, wenn sich das entsprechende Opfer dabei nicht im Zustand geistiger Klarheit befand.
Die Menschen waren an den Händen gefesselt. Die Füße hingegen konnten sie frei bewegen. Schließlich sollten sie selbst zum Ort des Rituals gehen können.
Endlich dort angekommen wurden sie gezwungen, sich in einer kreisförmigen Formation auf den asphaltierten Boden des Dorfplatzes zu legen.
Elf Personen waren es, die man hergebracht hatte. Lediglich zwei der Opfer fehlten noch.
Am anderen Ende des Platzes löste sich jetzt eine Frauengestalt aus der Dunkelheit. Dayna war es, die gekommen war, um ihr Werk zu betrachten.
Als sie die hingestreckten Dorfbewohner sah, lächelte die Hexe zufrieden. Sofort hob sie ihre Laune wieder merklich.
Die Erinnerung daran, wie sie das Blakely-Mädchen geistig unterworfen hatte, um es in den erfolglosen Kampf gegen diesen Sinclair zu schicken, stand ihr noch überdeutlich vor Augen, aber langsam verflog Daynas Wut.
Zwar wusste sie jetzt immer noch nicht, was es mit dem rätselhaften Oberinspektor auf sich hatte, doch in weniger als einer Stunde würde das ohnehin bedeutungslos sein. Dann nämlich würde sich sein Blut in einem Sturzbach auf den kalten, schmutzigen Asphalt ergießen.
Der Gedanke an den vergossenen Lebenssaft ließ ein verzücktes Lächeln auf die Lippen der Hexe treten.
Mit merklicher besserer Laune näherte sie sich dem Opferkreis und betrachtete das Werk ihrer zahlreichen Diener. Sie nickte befriedigt.
Nun wurde es Zeit, die beiden letzten Todeskandidaten zu holen, damit sie ihre Plätze im blutigen Spektakel einnahmen.
Dayna musterte ihre Dienerschaft, dann wählte sie zwei bullige Kerle aus, die sie begleiten sollten. Zwar hatte sie eigentlich keinen Geleitschutz nötig, doch sie wollte kein Risiko eingehen. Dass Sinclair es verstand, mit seinen Fäusten umzugehen, hatte sie ja schon miterlebt, als sie von Susan Besitz ergriffen hatte.
Die Hexe gab den beiden Männern einen Wink, dann setzte sie sich auch schon in Bewegung, um sich auf den Weg zum Gemeindehaus zu machen.
Während sie einen Fuß vor den anderen setzte, dachte Dayna nach. Sie hatte Sinclair und das Mädchen ganz bewusst dort unten gemeinsam eingesperrt, da sie gespürt hatte, dass er etwas besonderes war. Dass sie nun niemals herausfinden würde, was es mit ihm auf sich hatte, wurmte sie zwar, aber die Blutopfer gingen natürlich vor.
Ihn hatte sie auserwählt – und ihn würde der Teufel auch bekommen.
Wenn Dayna einmal eine Entscheidung getroffen hatte, wich sie höchst selten noch einmal davon ab. Damit war sie während ihres unendlich langen Lebens bisher immer gut gefahren.
Die schöne Hexe blickte zum Himmel empor. Abermals schienen sich ihre Augen am Vollmond förmlich festzusaugen. Sie spürte deutlich, dass es immer stärker auf Mitternacht zuging.
Dayna wusste, wie streng die Hölle mit ihren Dienerinnen verfuhr, sofern diese ihren Pflichten nicht nachkamen. Gelang es ihr nicht, die versprochenen Blutopfer darzubringen, so würde sie abermals zu altern beginnen. Und dann war jede Chance auf Wiedergutmachung vertan.
Heute Nacht galt es!
Daran bestand kein Zweifel. Zwar hatte der Teufel nicht mit ihr gesprochen, doch das Wissen war da. Sollte sie auch dieses Mal versagen, so würde sie Qualen erleiden, die sie sich nicht einmal in ihren schlimmsten Alpträumen vorstellen konnte.
Darauf verzichtete Dayna gern. Sie liebte ihr langes, niemals endendes Leben viel zu sehr, als dass sie es leichtfertig aufs Spiel gesetzt hätte.
Hinter einer Straßenecke sah die Hexe jetzt den markanten Flachbau des Gemeindezentrums auftauchen, in dem sich ihre beiden Gefangenen befanden. Kurz blieb sie stehen und musterte den schmucklosen Bau. Dann jedoch gab sie sich einen Ruck.
»Kommt«, befahl sie ihren beiden Begleitern. »Es wird Zeit!«
Die Männer wussten, was von ihnen erwartet wurde. Auch wenn sie sich wie tumbe Zombies bewegten, konnten sie doch schnell agieren, falls es nötig werden sollte.
Dayna grinste süffisant.
Eigentlich
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