1851 - Dreizehn Seelen für den Satan
gefasst. In einer geschmeidigen Bewegung drehte ich mich zur Seite und wich ihrem Ansturm auf diese Weise geschickt aus. Susan wurde vom eigenen Schwung weitergetragen. Im nächsten Moment krachte sie auch schon aus vollem Lauf gegen die Kellerwand. Ein erstickter Schmerzlaut stieg aus ihrer Kehle auf.
Aber auch das hatte sie nicht endgültig gestoppt.
Langsam drehte sie sich wieder zu mir um. Blut rann aus Susans Nase. Aus ihren Augen blitzte jetzt der blanke Hass.
Ich leckte mir über die Lippen und machte mich für den nächsten Angriff bereit. Wenn ich Glück hatte, verausgabte sie sich so sehr, dass ich irgendwann leichtes Spiel mit ihr hatte. Es war nur eine winzige Hoffnung, doch besser als nichts.
Wieder stürzte sie mit ausgestreckten Armen auf mich zu. Dabei erwies sie sich als lernfähig, denn sie ahnte meine Ausweichbewegung voraus. Während eine Krallenhand gezielt nach meiner Kehle griff, packte die andere meinen Haarschopf und riss mir brutal den Kopf nach hinten, um meine ungeschützte Halsgegend weiter zu entblößen.
Susan fletschte gierig die Zähne. Offenbar labte sie sich im Geiste schon an meinem Blut.
Aber so leicht war ich nicht zu haben.
Mit einem beherzten Tritt versuchte ich, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das war eine gute Taktik. Susan geriet ins Straucheln und löste ihre Krallen von mir.
Ihr Bein war leicht eingeknickt und mit schmerzverzerrter Miene hielt sie sich den Oberschenkel. Keuchend versuchte sie Atem zu holen.
Das war der richtige Zeitpunkt, um einen Gegenangriff zu starten.
Mit zwei Schritten war ich bei ihr. Ehe die Besessene reagieren konnte, nahm ich sie fest in den Schwitzkasten.
Susan stieß einen irren Schrei aus. Sofort versuchte sie sich zu befreien. Eine Reihe unglaublich unflätiger Flüche verließ ihren schönen Mund. Aber das beeindruckte mich nicht. Ich hatte in meinem Leben schon Schlimmeres gehört.
Trotzdem erschöpfte mich der Kampf. Ich wusste, ich würde sie nicht bis in alle Ewigkeit bändigen können. Momentan wirkte Susan nicht gerade, als würde ihr in absehbarer Zeit die Puste ausgehen.
Ich dagegen war immer noch angeschlagen von der Attacke des Dorfpfarrers. Jede schnelle Bewegung ließ in mir das Gefühl aufsteigen, als würde mir jeden Moment das Gehirn aus dem Schädel fallen.
Susan gebärdete sich wie eine Furie. Lange würde ich sie nicht mehr halten können, das spürte ich. Schon begann sie sich aus meinem Griff zu winden.
Keuchend ballte ich die Faust und ließ sie dann gegen die Schläfe meiner Gegnerin krachen. Das wirkte!
Susan ließ einen erstickten Schmerzlaut hören. Sie verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war. Sofort knickten ihre Beine ein. Ich merkte, wie ihr Körper in meinen Armen schlaff wurde.
Geschafft!
Vorsichtig ließ ich die Frau zu Boden gleiten. Ich wusste nicht, wie lange ihre Bewusstlosigkeit anhalten würde und überlegte angestrengt, was ich als nächstes tun sollte. Bei einer neuen Attacke würde ich möglicherweise nicht mehr soviel Glück haben.
Schnell zog ich meine Lederjacke aus und streifte danach das Hemd vom Körper, um es in längliche Streifen zu zerreißen, mit denen ich Susan dann fesselte.
Kaum war ich damit fertig und wieder in meine Jacke geschlüpft, erlangte sie auch schon langsam das Bewusstsein zurück. Susans Augenlider flatterten. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, als sie mich mit umnebeltem Blick ansah.
»Was ist passiert?«, brachte sie hervor. Ihre Stimme klang jetzt wieder völlig normal, aber ich wusste, dass ich mich davon nicht beeindrucken lassen durfte. Jederzeit konnte die Hexe wieder Gewalt über sie erringen und auf eine neue Konfrontation wollte ich es nicht ankommen lassen.
»Was glauben Sie denn?«, fragte ich.
»Die Hexe …«, begann Susan gedehnt. »Es war, als hätte sie Besitz von mir ergriffen und mich wie eine Puppe ferngesteuert.«
Sie riss die Augen auf, als die Erinnerung sie mit voller Wucht traf. Gleichzeitig wurde sie knallrot.
»Es tut mir leid, John«, brachte sie hervor. »Ich war nicht ich selbst!«
»Das ist schon in Ordnung«, erklärte ich freundlich, »aber du verstehst sicher, dass ich dich trotzdem gefesselt lassen muss!«
Susan öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, als wir plötzlich eine vertraute Stimme hörten.
»John«, schallte es von außerhalb des Kellers, »bist du hier irgendwo?«
Das war eindeutig Suko. Ich grinste erleichtert. Die Kavallerie war eingetroffen …
***
Der Dorfplatz vor der
Weitere Kostenlose Bücher