1851 - Dreizehn Seelen für den Satan
Leben. Mir dagegen waren die Hände gebunden. Ich konnte keine brutale Gewalt anwenden. Immerhin war Susan nur ein Opfer meiner unheimlichen Gegnerin.
Aber tatsächlich tat die Hexe nun genau das, wovor ich mich insgeheim gefürchtet hatte. Sie veranlasste Susan, mich zu attackieren.
Und dieser Angriff erfolgte schnell und brutal.
»Dann eben so!«, zischte die Blondine, um sich dann mit einem Fauchen auf mich zu stürzen.
Ich stieß einen erstickten Schrei aus, als sie mit ihren langen Fingernägeln durch das Gesicht kratzte, um dort blutige Furchen zu hinterlassen.
Mehr erschrocken als verletzt schrie ich auf und stieß meine Gegnerin zurück.
Aber diese war offenbar entschlossen, mich nicht in Ruhe zu lassen. Die Zurückweisung musste sie härter getroffen haben, als ich angenommen hatte. Gekränkte Hexenehre vielleicht.
Alles Verführerische war jedenfalls nun von ihr abgefallen. Stattdessen hatte sich Susan in eine mordlustige Furie verwandelt. Ich konnte es deutlich in ihren Augen lesen. Sie war entschlossen, mich zu töten.
Oder mich zumindest derart zu bearbeiten, bis ich endlich den Mund aufmachte.
Aber da hatte sie sich mit dem Falschen angelegt!
Grimmig hob ich die Fäuste, um mich gegen meine unheimliche Gegnerin verteidigen zu können, falls es nötig wurde.
In diesem Moment sprang sie mir mit einem wütenden Fauchen an die Kehle und prallte mit ihrem vollen Körpergewicht gegen mich. Durch die Wucht wurde ich von den Füßen gerissen. Hart knallte ich auf den Betonboden des Kellers.
Und dann hockte Susan auch schon mit irrem Blick über mir. Ihre krallenartig gekrümmten Finger griffen nach meiner Kehle …
***
Suko machte einen Schritt auf den Dorfpfarrer zu.
»Also«, wiederholte er noch einmal, »wo steckt mein Partner? Sie wissen doch etwas!«
Er musterte den massigen Priester eindringlich. Der Mann hatte getrunken. Seine Fahne konnte man zehn Meilen gegen den Wind riechen. Außerdem hatte er furchtbare Angst.
Der Chinese verlegte sich auf einen etwas sanfteren Tonfall. Es brachte schließlich nichts, wenn er den Mann noch weiter verängstigte.
»Nun reden Sie schon«, forderte er ihn auf. »Wir sind schließlich hier, um ihnen zu helfen.«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen«, presste der Reverend hervor.
»Aber Sie wissen es«, konstatierte Suko.
Ein stummes Nicken war die Antwort.
»Kommen Sie, lassen Sie sich nicht die Würmer aus der Nase ziehen!«
Die Schultern des Geistlichen sackten nach unten. Suko erkannte, dass er ihn fast soweit hatte.
»Sie sind doch sicher hier drin«, versuchte er sanft seine letzten Bedenken zu zerstreuen. »Vor der Hexe müssen Sie keine Angst haben!«
»Meinen Sie?«, fragte der Pfarrer. »Ich meine, sie könnte doch einfach die Kirche anzünden und mich so ins Freie locken …«
Suko atmete tief durch. Da hatte der Pfarrer natürlich recht.
»Dann hätte sie das gewiss schon längst getan«, glaubte er. »Sie scheint Respekt vor diesem Ort zu haben. Auch ihre Diener setzen keinen Fuß über die Schwelle. Verstecken Sie sich meinetwegen in der Sakristei. Ich werde mich mit meinem Kollegen um die Hexe kümmern!«
Die Augen des Pfarrers blitzten dankbar auf.
»Gemeindehaus«, flüsterte er dann unendlich leise.
»Ja?«, fragte Suko und hoffte, dass sein verängstigtes Gegenüber noch etwas konkreter wurde.
»Er ist im Keller des Gemeindehauses eingesperrt, zusammen mit einer jungen Frau«, antwortete der Pfarrer auch tatsächlich.
»Und wo genau ist das?«, wollte Suko wissen. Das Dorf war zwar nicht sonderlich groß, aber er ersparte sich gerne unnötige Suchaktionen. Zumal wenn die Straßen Morleys von mordlustigen Besessenen wimmelten …
»Das Gemeindehaus ist ein länglicher Flachbau in einer Seitenstraße schräg hinter unserer Kirche«, erklärte der Geistliche willig. »Es befindet sich unmittelbar neben dem alten Friedhof. Sie können es gar nicht übersehen!«
Suko lächelte. »Danke«, sagte er schlicht.
Schon wollte sich der Chinese abwenden, um sich auf den Weg zu machen, als ihn der Pfarrer unvermittelt zurückhielt.
»Warten Sie«, bat er und nestelte in seiner Soutane.
Gespannt wartete Suko, was er wohl für ihn in Petto hatte. Als die Hände des Pfarrers wieder zum Vorschein kamen, riss er überrascht die Augen auf.
»Das sind die Sachen ihres Freundes. Die Hexe gab sie mir zur Aufbewahrung«, erklärte der Reverend.
In der Tat hielt er Johns Ausrüstung in den Händen. Da waren die Beretta, das Kreuz und
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