1854 - Ein Bote Thoregons
Wege gab es im Bereich von Baaken Bauu häufig. Er hatte solche Wege vom Gleiter aus gesehen und sie unwillkürlich mit seinen Erwartungen verbunden.
Wenige Schritte vor einer elegant überdachten Vorhalle blieb Kaif Chiriatha stehen. ‘ „Du bist am Ziel, Foremon", sagte sie mit bedeutungsvollem Unterton. „Das ist Ce Rhiotons Haus. - Aber Rhioton ist schon seit langer Zeit abwesend, und niemand kennt seinen Aufenthaltsort. Deshalb ist der zweite Bote von Thoregon durch Rhodan und Bull nicht gefährdet."
„Die beiden sind heimtückisch ..."
Kaif Chiriatha lächelte zuversichtlich. Ihre Geste deutete der Wächter ungefähr so, als hätte sie gesagt: „Warten wir es einfach ab."
„Du mußt sie töten", stieß Foremon hervor. „Wenn du es nicht kannst, werde ich es tun."
„Nein!"
„Jemand muß den Fremden Einhalt gebieten."
Die Galornin schritt schneller aus als zuvor. Foremon hatte Mühe, ihr zu folgen.
Schon bevor sie das Haus betraten, das weder verschlossen noch sonstwie gegen unbefugten Besuch gesichert war, spürte der Wächter die Aura des zweiten Boten. Sie war unverkennbar. Wenn er Ce Rhioton am Zugang zur Brücke in die Unendlichkeit begegnet war, hatte er stets diese überwältigende Ausstrahlung wahrgenommen, die den Boten zu einem der wenigen Auserwählten machte.
Kaif Chiriathas Körper löste sich auf. Von einem Augenblick zum anderen, als hätte sie nie existiert.
Foremon reagierte nicht schnell genug. Alles um ihn her verschwand plötzlich hinter einer flirrenden Hitzewand. Er spürte einen schwachen Sog ...
... und eine Strahlung, die weit intensiver war als die Emissionen von Galornenstern.
*
Ein purpurfarbener Himmel wölbte sich über ihm, schattiert von blaßgelben Wolkenschleiern, die ein in der Höhe heftiger Wind durcheinanderwirbelte. Im Zenit stand eine große gelbe Sonne und dicht über dem Horizont ein roter Riese. Ein erhebender Anblick.
Foremon spürte taubes Gestein unter den Füßen. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand, und fragte sich, ob er einen Transmitterdurchgang hinter sich gebracht hatte. Vielleicht war das Abstrahlfeld in der Türöffnung verborgen. Denn daß die Sonnen nicht zu Helter Baaken gehörten, war offensichtlich.
Ein Raumschiff schwebte über den Himmel. Es erinnerte an zwei miteinander verbundene eiförmige Raumer der Galornen, doch etwas Ähnliches hatte der Wächter nie zuvor gesehen.
Das Doppelei verschwand hinter dem Horizont.
„Was soll ich hier?" rief Foremon. „Kaif Chiriatha, das gefällt mir nicht. Wo bist du, Kaif Chiriatha?"
Die Galornin war verschwunden. Hatte sie ihn an diesen Ort geführt, um sich seiner auf elegante Weise zu entledigen?
Er war noch nicht weit gegangen, höchstens fünfzehn Schritte. Zögernd blickte Foremon um sich. Der Boden bot ihm keine Nährstoffe, selbst das Licht beider Sonnen sättigte ihn nicht.
Fünfzehn Schritte ... Von Kaif Chiriatha keine Spur.
Foremon ging langsam und mit Bedacht auf seiner Spur zurück, deshalb registrierte er die Veränderungen sofort.
Er sah Pflanzen wachsen; kräftige Wurzeln tasteten vor ihm über den Boden, während zugleich dornenbewehrte Ranken ein dichtes Geflecht woben. Wenige Augenblicke noch, dann war er gefangen ...
Schatten streiften ihn. Bizarre Farne, zwanzig Meter und höher aufragend, breiteten ihre Wedel über ihm aus.
Vergeblich versuchte er, die Ranken abzuwehren, die sich an seinen Beinen in die Höhe wanden.
Schmerzhaft stachen die Dornen ins Skelett. Und sie saugten ihm die Kraft aus dem Körper.
Nur langsam begann Foremon zu verstehen, daß er sich nach wie vor im Vorraum des Galornenhauses aufhielt. Die fremde Umgebung war nicht real, jedenfalls nicht hier und nicht jetzt. Irgendwann hatte Ce Rhioton die Welt der Doppeleiraumer besucht, und seine persönlichen Eindrücke wirkten in der Wohnung fort.
In einigen Kabinen der PEGOOM waren ebenfalls Erlebnissequenzen früherer Bewohner gespeichert gewesen, nur vergleichsweise blaß und undeutlich. Foremon sah sich erst jetzt gezwungen, intensiver darüber nachzudenken.
Die Dornenranken zogen sich an seinem Körper höher. Sie würden ihn für immer festhalten.
Bedrohlich pendelte ein Ast vor seinem Gesicht. Foremon verkrallte beide Knochenhände in das zuckende, weiche Etwas. Gleichzeitig schossen Ranken auf ihn zu und schlangen sich um seine Arme und den Oberkörper.
Foremon spürte, wie seine Körperflüssigkeiten aufzuwallen begannen. Er war gefangen, zur Reglosigkeit verurteilt,
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