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1854 - Ein Bote Thoregons

Titel: 1854 - Ein Bote Thoregons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Galornin. „Was du erlebt hast, hast du deiner eigenen inneren Einstellung zu verdanken. Nur wer frei ist von Gedanken, die dem Frieden der Galornen widersprechen, kann Ce Rhiotons Haus ungehindert betreten. Alle anderen werden zu Gefangenen ihrer eigenen Anschauung, sehen sich dem Spiegelbild ihrer Psyche ausgesetzt. - Du dachtest daran, die Fremden zu töten ..."
    Was wußte Kaif Chiriatha von ihm, wie tief war sie in sein Innerstes vorgedrungen? Foremon fühlte sich bloßgestellt, er preßte den Mund zusammen und senkte den Kopf. So weit, daß er gerade noch unter den breiten Knochenleisten hervor die Galornin sehen konnte.
    Er selbst sollte die Vision verursacht haben? Aber die Doppelrumpfraumer hatte er bestimmt nicht aus sich heraus erzeugt. Eher erschien es ihm, daß sich Erinnerungen Ce Rhiotons mit seiner eigenen Vorstellung vermengt hatten.
    Foremon spürte jetzt, daß die Wände die Ausstrahlung des zweiten Boten von Thoregon ausatmeten - in einer Art und Weise, als stünde Ce Rhioton persönlich neben ihm. Der Wächter erschauerte.
    Er folgte Kaif Chiriatha durch den Vorraum in ein Empfangszimmer. Kostbare Teppiche dämpften seine Schritte, doch der Flausch war unangenehm, für Foremon eine Qual. Er war es gewohnt, hartes Gestein unter den Füßen zu haben, alles andere erzeugte nur Gefühle, als würde er haltlos umhertaumeln.
    Krampfhaft bemüht, sicheren Stand zu bewahren, bekam Foremon nicht alles mit, was Kaif Chiriatha sagte.
    „... hat Ce Rhioton zurückgelassen, als er vor langer Zeit ging, und genau das werde ich dir zeigen."
    Er wagte nicht, die Galornin zu fragen. Sie hätte ihn für unaufmerksam gehalten, für einen Schwätzer und Wichtigtuer.
    „Sieh es dir an, Foremon! Ich bitte dich, mir zu sagen, was du dabei empfindest und was du damit anfangen kannst ..."
    Schon wieder schien ihre Stimme in weiter Ferne zu verklingen. Der Wächter konzentrierte sich auf die beiden silberfarbenen Metallsäulen, jede so hoch, daß sie einem Galornen bis über die Körpermitte reichte.
    Auf einer der Abschlußplatten lag die Miniatur eines galornischen Raumschiffs, kleiner als zwei Handspannen. Foremon betrachtete das Modell mit demselben Interesse, mit dem er einen tauben Stein begutachtet hätte: Es war ihm egal. Nachbildungen solcher Schiffe gab es bestimmt unzählige; sie waren Kram, den niemand brauchte, unnötiger Ballast.
    „Ich weiß nicht", murmelte der Knochenmann. „Damit kann ich nichts anfangen. Wozu stellen Galornen sich solchen Tand ins Haus?"
    Er erwartete keine Antwort und wandte sich der anderen Säule zu.
    Ein Stein lag darauf, ungefähr so groß wie der Kopf eines Kindes. Dieser Stein war nicht einmal bearbeitet, ein Brocken, wie man ihn überall finden konnte, von brauner Färbung, mit dichten, dunklen Adern durchsetzt ...
    Jäh war Foremon wie elektrisiert. Er spürte die Schwingungen des Steins, ein unendlich vertrautes Gefühl, das er dennoch seit endlos lang anmutenden Wochen vermißte.
    Kein Zweifel, dieser Stein stammte aus der Ebene des Pilzdoms. Es war Basalt von Galorn.
    Sanft, zärtlich beinahe, glitten Foremons Hände die Säule hinauf. Er erstarrte schier, als seine Fingerspitzen den braunen Stein berührten.
    Der Wächter der Basaltebene begann zu morphen.
     
    *
     
    Der Stein schien blasenwerfend aufzubrechen. Zuerst verschwamm die feine Zeichnung rund um Foremons Finger, gleich darauf begannen alle Linien ineinanderzufließen wie unterschiedliche Flüssigkeiten, die miteinander vermengt wurden. Erste zähe Tropfen entstanden und hinterließen unübersehbare Spuren.
    Augenblicke später schien der Stein zur Wachskugel geworden zu sein, die wie unter großer Hitzeeinwirkung schmolz. Er zerfloß förmlich auf der Säule.
    Angespannt verfolgte Kaif Chiriatha das Geschehen. In ihren Gedanken klangen die letzten Worte Ce Rhiotons nach, die er zu ihr gesagt hatte, bevor er Helter Baaken verlassen hatte.
    Hatte der zweite Bote damals schon gespürt, daß er von seiner Mission nicht zurückkehren würde? Eines Tages, hatte er gesagt, würde ein Adlat von außerhalb der Pentrischen Wolke erscheinen, den niemand kannte und mit dem niemand gerechnet hatte. Er würde, was kein anderer Adlat jemals wagte, nach Ce Rhioton verlangen.
    „... sollte dieser Fall tatsächlich eintreten, Kaif Chiriatha, dann wird es deine Aufgabe sein, den Adlaten in mein Haus zu geleiten und ihm hier das geäderte braune Steinobjekt auf der zweiten Säule vorzuführen ..."
    Daran dachte die Galornin,

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