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1854 - Ein Bote Thoregons

Titel: 1854 - Ein Bote Thoregons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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knorrigen Baumes heraus einen faustgroßen Stein warf. Das waren primitive Mittel, um die Struktur des Schirmfeldes herauszufinden, doch der Dicke hatte keine andere Wahl.
    Der Stein verglühte in einem irrlichternden Aufblitzen. Und der Baum wurde zur Fackel, weil der Kampfroboter den Angriff umgehend erwiderte.
    Gleichzeitig projizierte der Koloß ein Hologramm des Parkareals, wie es sich seinen Sensoren darbot.
    Unser Standort war markiert, ebenso der nächste wichtige Transmitterkreis. Die Distanz betrug höchstens fünfhundert Meter, doch dazwischen hatten die Galornen gestaffelte hochenergetische Sperren aufgebaut.
    Obwohl als neuer Kommandant ausersehen, war ich für den Koloß nur Mittel zum Zweck. Entsprechend unsanft behandelte er mich.
    Ich begann mich zu fragen, ob die Galornen möglicherweise auf die Idee gekommen waren, den Transmitter zu manipulieren. Dann war das wenige, was sie boten, eher ein Rückzugsgefecht, das den Roboter bei Laune halten sollte.
    Abschalten durften sie den Transmitter nicht. Indem Fall bestand die Gefahr, daß der Roboter unkontrolliert reagieren- und seine Zerstörungskraft entfalten würde. Sinnvoller war es da schon, die Transmitterstrecke umzuprogrammieren. Ein bedauerlicher Unfall, und der Kampfkoloß würde für immer im Hyperraum verschwinden aber ich mit ihm.
    Kein angenehmer Gedanke. Alaska Saedelaeres früheres Maskengesicht schien mich indem Moment herausfordernd anzugrinsen.
    Ich fragte mich, ob die Galornen meinen Tod wirklich billigend in Kauf nehmen würden. Die Antwort war für mich ein klares „Nein". Sobald der Kampfroboter den Transmitterkreis erreichte, würde er mit mir zusammen nach Tribath abgestrahlt werden.
    Warum eigentlich nicht? Die Vorstellung, in dieser mir immer noch fremden Galaxis endlich über ein eigenes Raumschiff zu verfügen, dessen Technik zudem weiter entwickelt zu sein schien als die terranische, war verlockend. Nur gab ich mich nicht der Illusion hin, wirklich anzunehmen, ich könnte KEMPEST übergehen oder gar ausschalten. Das Schiff sehnte sich nach Raumschlachten, nach der Zerstörung von Planeten oder ganzen Sonnensystemen. Wie lächerlich nahmen sich dagegen die Probleme zweier Terraner aus, die vor allem den Weg in ihre Heimatgalaxis suchten? Und nebenbei Informationen über Thoregon und das gigantische Bauwerk, das innerhalb der Pentrischen Wolke von den Galornen konstruiert wurde und das auf irgendeine noch unverständliche Weise mit der Milchstraße oder gar dem Solsystem zu tun hatte?
    Der Kampfroboter verlangsamte vorübergehend seine Geschwindigkeit. Augenblicke später sah ich ein bis dahin nicht wahrnehmbares Schirmfeld vor uns unter wehenden Schleiern in Auflösung begriffen. Die Galornen wichen der drohenden Gewalt - eine andere Erklärung dafür hatte ich nicht, denn der Roboter hatte nicht einen einzigen Schuß auf die Sperre abgeben müssen.
    Was um alles in der Welt hatten die Galornen vor? Kapitulierten sie wirklich in heilloser Verwirrung?
    Nicht mehr weit vor uns lag der freie Platz mit dem Transmitter, hundert mal zweihundert Meter messend, mit glatten grauen Platten gepflastert und umsäumt von zahlreichen Bungalows. Der Blick auf das eigentliche Stadtzentrum war von hier aus ungehindert.
    Abermals eine Verlangsamung der Bewegungen. Das Glühen der Sehzellen wurde merklich intensiver.
    „Was ist?" wollte ich wissen.
    „Energiefelder noch unbekannter Herkunft", schnarrte der Kampfroboter, „ein undefinierbares Zusammenwirken von Traktorstrahlen und normalenergetischen Schirmsegmenten."
    „Kannst du sie überwinden?"
    „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die erforderlichen Analysen vorliegen."
    „Wir müssen uns sofort befreien."
    Der Koloß reagierte nicht. Offensichtlich erachtete er meine Feststellung als rein rhetorisch.
    „Punktbeschuß aus verschiedenen Richtungen würde die Segmente so weit schwächen, daß sie deinem konzentrierten Feuer nicht lange standhalten?"
    „Das erscheint plausibel."
    „Wir schaffen es also nur gemeinsam, zum Transmitter vorzudringen."
    Unzählige Variationen schossen mir durch den Kopf; alle erschienen im einen Moment praktikabel, offenbarten im nächsten aber schon ihre Schwachstellen. Ich wußte nicht, wie die Galornen reagieren würden.
    Falls sie mich mit Schirmfeldern stoppten und der Kampfroboter an meiner Loyalität zu zweifeln begann, würde er nicht zögern, mich zu töten. Nein, Plantagoo war nicht der Ort, an dem ich sterben wollte.
    „Gib mir eine Waffe!"

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