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1854 - Ein Bote Thoregons

Titel: 1854 - Ein Bote Thoregons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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forderte ich.
    Der Blick seiner glühenden Sehzellen schien mich zu sezieren.
    „KEMPEST hat nicht befohlen, dich zu bewaffnen."
    „KEMPEST konnte nicht vorhersehen, in welche Situation wir geraten würden. Das Schiff wird wütend sein, wenn keiner von uns Tribath erreicht. Vor allem wird es dann erneut Jahrtausende sinnlos warten müssen."
    Das Argument stach. KEMPEST sehnte sich nach neuen Schlachten, aber allein war das Schiff nicht in der Lage, den Raumschiffsfriedhof zu verlassen. Dazu brauchte es mich.
    Keine Minute später hielt ich einen verdammt schweren Impulsstrahler in der Armbeuge. Der Roboter hatte die armlange Abstrahlvorrichtung kurzerhand aus seinem Körper ausgeklinkt. Die Konstruktion war alles andere als für menschliche Hände entwickelt. Auch eine vernünftige Ummantelung fehlte; ich mußte fürchten, mir schon beim ersten Schuß das Fleisch von den Knochen zu brennen. Kühlspiralen, das Energiereservoir und ein unpraktisch angebrachter Auslöser lagen innerhalb eines verkanteten Gitterstabes.
    Ich war nahe daran, die Waffe sofort auf den Roboter abzufeuern. Wenn ich großes Glück hatte, konnte ich ihn mit dem ersten Schuß außer Gefecht setzen. Falls nicht, blieb mir wahrscheinlich kaum noch Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Denn dann starb ich entweder in seinem konzentrierten Feuer, oder ich wurde von den Trümmern des explodierenden massigen Körpers ebenfalls zerfetzt.
    „Es genügt, wenn einer von uns nach Tribath gelangt", setzte ich nach. „Egal wer."
    „KEMPEST benötigt dich", widersprach der Koloß.
    „Also bist du ersetzbar", folgerte ich sofort. „Deine Aufgabe ist es nur, mir den Weg nach Tribath zu ermöglichen. Ist das richtig?"
    „Ja."
    „Was wird geschehen, sobald wir gemeinsam die Sperren der Galornen durchbrochen haben? Wir benutzen den Transmitter?"
    „Ja."
    „Und wir gelangen wirklich nach Tribath?"
    Eine hochwertige Syntronik benötigte bestenfalls Nanosekunden, um ein Problem wie dieses mit allen Aspekten zu analysieren. Der Roboter antwortete schnell, dennoch glaubte ich ein leichtes Zögern wahrzunehmen.
    „Die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt siebenundachtzig Prozent."
    „Wo liegt die Unwägbarkeit?"
    „Die Möglichkeit besteht, daß der Transmitter von, zentraler Stelle aus umprogrammiert wird." .
    „Wir könnten im Hyperraum enden?"
    „Ja."
    Das war die Mentalität der alten Galornen. Nach ihr handelte KEMPEST und damit auch der Kampfroboter.
    „Das darf nicht geschehen", sagte ich. „KEMPEST braucht mich, denn ich bin der neue Kommandant der Kriegsflotte. Du mußt deine Existenz aufgeben, um KEMPEST den Neubeginn zu ermöglichen."
    „Es genügt, wenn ich kämpfe."
    Der Koloß richtete neutralisierende Strahlenbündel auf die uns umgebenden Schirmfelder, in denen erste Strukturrisse sichtbar wurden.
    Wie lange dauerte diese Situation inzwischen? Mir erschien es wie eine kleine Ewigkeit, tatsächlich aber waren wohl erst wenige Minuten verstrichen. Wenn ich den Blick hob, sah ich ein Raumschiff langsam tiefer sinken. Das zweite schwebte hoch über der Stadt.
    „Du wirst es nicht schaffen", stellte ich fest. „Den Energiereserven der anfliegenden Raumschiffe hast du nichts entgegenzusetzen. -Uns bleibt nur noch eine Möglichkeit."
    Worauf warteten die Galornen? Sie dachten nicht daran, den Roboter offen anzugreifen, versuchten nach wie vor nur; ihn aufzuhalten. Ihre offen zur Schau gestellte Hilflosigkeit wirkte überaus beklemmend.
    „Neutralisation läßt zu wünschen übrig", schnarrte der Koloß. „Der Einsatz ultimativer Waffen wird erwogen."
    „Die Galornen werden die Sprungkoordinaten manipulieren", eröffnete ich. „Das ist nicht im Sinne von KEMPEST Also bin ich gezwungen, mich scheinbar auf die Seite der Degenerierten zu schlagen, ich muß dich zerstören, um glaubhaft zu wirken. Nur wenn die Galornen mich für einen Freund halten, kann ich ungehindert bis zum Transmitter gelangen und hindurchgehen. Es gibt keine andere Möglichkeit."
    „Ich verstehe", sagte der Roboter.
    Die Waffe in meinen Händen wog schwer. Gab es einen Fehler in meiner Planung? Was, falls die Raumschiffe unversehens das Feuer eröffneten? Auch wenn sie nicht über Vernichtungswaffen verfügten, kleinere Desintegratoren oder Thermogeschütze für die Asteroidenabwehr waren zweifellos vorhanden.
    „Öffne deinen Schirm!" befahl ich. „Du wirst das Feuer erwidern, sobald ich dich angreife, mich aber verfehlen. Davon hängt es ab, ob die Galornen mich

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