1859 - Duell in der Traumblase
aus’ dem Drüben wäre er längst verloschen.
Dreur ließ die Jünger Kreise ziehen, zapfte ihnen mentale Kräfte ab, so viel wie nur möglich. Den Überschuß erhielt Jenseitsdreur. ‘ Er kämpfte mit aller Macht darum, daß er seinen Tastsinn wiederfand. Nach einer Zeitspanne, die ihm wie eine Ewigkeit erschien, gelang das auch. Allerdings war es nicht die alte Wahrnehmungsfähigkeit, sondern etwa so, als hätte er plötzlich die Lider hochgezogen und die Augen geöffnet.
Jenseitsdreur erschrak. Wie war das möglich?
Er verfügte über eine Art Rundumsicht, die nicht sehr weit reichte. Verzweifelt versuchte er, an seinem Körper hinabzuschauen. Alles, was er sah, war ein Trümmerhaufen aus Gestein, dazwischen zerstörte technische Geräte.
Er begriff, daß er auf die Reste des Schuppens starrte.
Mitten im Schutt erblickte er grüne Gewebefetzen. Das Gewebe gehörte zu seinem Körper; besser gesagt, es hatte zu seinem Körper gehört.
Die Fetzen lagen überall. Jenseitsdreur besaß keinen Körper mehr. Er stellte sich der furchtbaren Erkenntnis, daß er nur noch als mentales Feld existierte. Sein Geist wäre längst verweht, vielleicht in den Hyperraum verflogen, hätte Dreur die Reste nicht künstlich stabil gehalten.
Große Mutter ... Jenseitsdreur ist tot!
Er hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, was nun werden sollte. Panik erfaßte ihn. Eine Weile konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Jenseitsdreur war beinahe sicher, daß er in diesem Zustand den Kilimandscharo nicht mehr spiegeln konnte.
Für Goedda bedeutete das soviel wie ein Todesurteil. Er wußte nicht, was der Eindringling in der Hohlwelt verloren hatte. Aber er sah, daß seine Aktion für das wertvollste Lebewesen des Universums das Ende brachte.
Es gab keine Möglichkeit, das Unheil noch aufzuhalten. Ohne Jenseitsdreur besaß der Boden keine Stabilität. Ohne formende Kraft würde sich der Kilimandscharo bald wieder in Proto-Materie verwandeln.
Oder - und das schien ihm noch schlimmer - der Boden löste sich einfach auf.
Dreur beschaffte im Drüben ungeheure Energiebeträge. Jenseitsdreur mußte leben. Um jeden nur denkbaren Preis.
Er schaute sich angsterfüllt um.
Wo der Eindringling geblieben war, konnte er nicht sagen. Jenseitsdreur wußte nicht, ob es einen Vorteil brachte, wenn er den Fremden weiterhin verfolgte. Behelligen konnte er ihn in diesem Zustand mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr.
Aber irgend etwas mußte er tun. Abwarten führte in den Tod.
Jenseitsdreur begann, über der Ortschaft zu kreisen. Er sah die Schatten von Lebewesen, die sich im Drüben bewegten, die lediglich ihre Seelen herüberschickten. Doch die Schatten verblaßten bereits.
Ohne Jenseitsdreur, der alle drei Sekunden ihr Spiegelbild erneuerte, würden sie nicht mehr lange zu sehen sein. Das komplizierte Räderwerk kam bereits zum Erliegen.
Was jetzt noch funktionierte, wurde von seinem Zwilling gespeist. Er wußte, daß Dreur ‘den Aufwand nicht lange durchstehen konnte.
Der Geist des Jenseitsdreur vergrößerte den Radius seiner Kreise. Und dann stieß er auf das erste Loch.
Der Hyperraum brach zum ersten Mal durch. Es ging noch schneller als befürchtet.
Und dann war da noch etwas.
Jenseitsdreur erblickte plötzlich eine Gestalt. Ihre Kontur war scharf gezeichnet. Die Gestalt hatte nichts mit den Schatten gemein, sie verblaßte nicht, sie erstarrte nicht zur Reglosigkeit.
Im Gegenteil, sie bewegte sich auf eine schwer erklärbare Weise vorwärts, auf einer Art Stangengestell mit zwei Rädern. Die Vorwärtsbewegung schien ihm auffallend langsam. Mit einer Teleportation gelangte man sehr viel schneller und sehr viel effizienter ans Ziel.
Er begriff, daß es sich bei der Gestalt um den Eindringling handelte.
Jenseitsdreur empfand eine ungeheure Aufwallung von Haß. Er mußte den Fremden töten, besser jetzt als nie; nur wußte er nicht, auf welche Weise.
Als er sich auf die Gestalt stürzen wollte, traf ihn ein mentaler Schlag.
„Aufhören! Ich werde ihn bestrafen!"
Nein!
Es war ein Zeichen. Dreur hatte sich in den Gang der Dinge eingemischt.
Jenseitsdreur verstand, was sein Zwilling ihm verdeutlichen wollte: Der Eindringling hatte ihn zwar getötet anderseits war er die letzte materiell stabile Lebensform in der Parzelle.
Der Fremde stellte so gesehen seine einzige Chance dar. Verzweifelt überlegte er, auf welche Art er das Wesen für seine Zwecke benutzen konnte.
*
Saedelaere erwachte. Der Hyperraum hatte
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