1866 - Am Ende einer Hoffnung
Transformexplosionen stammten, nur noch die fahlen Partikelschleier des Roten Riesen, die sich bogenförmig über den Nachthimmel spannten.
Ich stapfte weiter, hatte bewußt darauf verzichtet, den Antigrau zu aktivieren. Auch die Posbis quälten sich mehr oder weniger mühsam durch den Sand.
Fahler Lichtschein geisterte über den Horizont. Vom Kamm der nächsten Hügelkuppe aus sah ich wenig später die Anlage der Tolkander vor uns liegen. Obwohl nur ein Teil der Produktionsstätten von gleißenden Scheinwerfern erhellt wurde, war die Fläche gigantisch. Die Invasoren wühlten sich tief in die Kruste des Planeten. Im Tagebau wurden Erze und andere bedeutende Rohstoffe gewonnen und gereinigt. Alles überflüssige Material wanderte in die Desintegration, die zugleich einen Teil der benötigten Energien lieferte.
Förderanlagen, Bandstraßen, Fabrikationshallen ... Der SERUN machte es mir leicht, Einzelheiten zu erkennen. Hunderte von Metern tief reichten die Wunden, die die Tolkander dem Planeten zugefügt hatten.
Noch acht Kilometer bis zu den ersten Bauwerken.
7.
Zwei Raumer der LFT waren von dem Ablenkungsmanöver nicht zurückgekommen. Die Auswertung der Aufzeichnungen anderer Flotteneinheiten ergab, daß sie von Igelschiffen abgeschossen worden waren und sich innerhalb von Minutenfrist in expandierende Glutbälle verwandelt hatten. Unter diesen Umständen mit Überlebenden zu rechnen war illusorisch, es gab auch keine Anzeichen dafür, daß Rettungskapseln oder gar Beiboote der Vernichtung entkommen waren.
„Hört denn dieser Wahnsinn nie auf?"
Gerines Frage kam aus tiefer Seele. Sie wußte, wovon sie redete, war sie doch selbst lange Zeit Flottenkommandantin des Kristallimperiums gewesen. Bis sie sich im Jahre 1279 NGZ strikt geweigert hatte, auf eine von den Linguiden initiierte Friedensflotte zu schießen - einhundert unbewaffnete Schiffe verschiedener Milchstraßenvölker.
Wegen Feigheit vor dem Feind war sie zum Tod verurteilt worden. Heute noch entsann Gerine sich jeder Einzelheit, wachte manchmal mitten in der Nacht schweißgebadet auf und verwünschte die Borniertheit vieler Machthaber. Daß Atlans IPRASA sie befreit hatte, war eine jener Fügungen, die letztlich den Glauben an eine übergeordnete Gerechtigkeit nährten.
Als seiner Stellvertreterin auf der RICO hatte Atlan Gerine zugleich den Befehl über den Gesamtverbund der GILGAMESCH übertragen. Kompetenzschwierigkeiten mit den Kommandanten der anderen Module, auch den drei Unsterblichen an Bord, gab es nicht.
Der Anruf des Oberkommandierenden der LFT-Flotte im Tucani-Sektor, Eiser Crawland, erreichte Gerine während einer wohlverdienten Ruhephase. Sie nahm das Gespräch in ihrer Kabine entgegen.
„Ich habe leider ungute Neuigkeiten", begann Crawland.
Wie lange mochte er schon nicht mehr geschlafen haben? Die tief in den Höhlen versunkenen Augen, die blutunterlaufenen Tränensäcke, ja sogar das merkliche Vibrieren in seiner Stimme verrieten der Arkonidin, daß Crawland mit seinen Kräften Raubbau trieb. Wahrscheinlich stand er bereits unter Aufputschmitteln, die ihm das trügerische Gefühl unbegrenzter Leistungsfähigkeit gaben. Gerine kannte das zu gut: Auch sie hatte früher den Fehler gemacht, sich für unersetzlich zu halten - und in gewisser Weise war das sogar richtig gewesen. Jeder andere Flottenkommandant an ihrer Stelle hätte mit den Linguiden kurzen Prozeß gemacht. Ein paar Stunden mehr Schlaf, und die Besatzungen von hundert teils altersschwachen Raumern hätten ihr Engagement für den Frieden in einem Inferno mit dem Leben bezahlt. Dachte Eiser Crawland ähnlich?
Der grauhaarige Raumfahrer schwieg.
Atlan! durchzuckte es Gerine plötzlich siedendheiß. Das Unternehmen Tolk-7 ist gescheitert.
Warum schwieg er noch immer?
„Atlan ist tot?" stieß die Arkonidin mit belegter Stimme hervor. „Ist es das, was du mir sagen willst?"
„Nein." Crawland schüttelte den Kopf. „Eine Nachricht von Tolk-7 werden wir erst erhalten, sobald für Atlan und die Posbis keine Entdeckungsgefahr mehr besteht. Das kann Tage dauern."
Natürlich hatte sie das gewußt. Aber wer reagierte derzeit nicht überreizt? Gerade der Tucani-Sektor war nach der Vernichtung Goeddas ein Pulverfaß, das jeden Augenblick hochgehen konnte.
„Ich bin froh, daß Schiffe vieler galaktischer Völker in der gemischten Flotte vertreten sind", sagte Crawland. „Allen Streitigkeiten zum Trotz ergibt sich daraus ein Gefühl der Solidarität. Und
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