1866 - Am Ende einer Hoffnung
Vorteil, nicht erst experimentieren zu müssen, zumal unklar war, wann mein Gegenüber die Injektion überwinden und wieder aufwachen würde.
„Er schläft bestimmt noch eine Weile", behauptete Satros. „Die Zusammensetzung hätte ausgereicht, ein Dutzend Terraner ins Reich der Träume zu schicken."
Ich sagte ihm, was er tun mußte, um Zugang zu Dateninhalten zu finden. Arme und Beine des Physanders begannen mittlerweile zu zucken.
Eine nochmalige Injektion.
„Wir müssen uns trotzdem beeilen", forderte ich.
„Ich habe eine Leitung!" rief Murgor in dem Moment. „Unkeer kommuniziert mit Chaerodern in anderen Produktionsstätten auf Tolk-7, sie reden über fünfdimensionale Technik, über eine Vergrößerung des Reichweite des Tangle-Scans und die dazu nötigen Umbauten."
Der Posbi fuhr weitere Werkzeuge aus seinem Körper aus und schuf neue Verbindungsstellen.
„Das Ellipsoid dient offensichtlich auch der Koordination von Hyperfunkaktivitäten sowie der Speicherung vieler Gespräche."
„Du kannst den Speicher abrufen?" wollte ich wissen.
„Ich bin mir nicht sicher. Es gibt eine Sperre. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent löse ich bei dem Versuch, die Sperre zu umgehen, Alarm aus. Willst du, daß ich die Sperre ausschalte?"
Mein Blick wanderte hinüber zu dem bewußtlosen Physander. Würde sein Verschwinden registriert und Alarm ausgelöst werden?
„Nein", sagte ich deshalb. „Noch nicht. Ich brauche eine Möglichkeit, auch kommende Gespräche abzuhören."
Satros hatte es inzwischen geschafft, in den persönlichen Speicher des Physanders einzudringen und Daten zu kopieren. Für die Übersetzung brauchte er nur kurze Zeit. Das brachte uns die Erkenntnis, daß der Ingenieur lediglich von untergeordneter Bedeutung war, damit befaßt, alle Systeme in Intervallen zu prüfen.
Andere Physander waren für andere Kontrollen verantwortlich und bedienten sich ebenfalls der Technik des Ellipsoids.
Jeweils alle vier Tage wiederholte sich ein Kontrollgang.
Noch etwas stellte Satros fest: In den dicken Rohrsträngen floß tatsächlich abgepumptes Grundwasser; Tolk-7 barg unter seiner Wüstenoberfläche die Überreste eines einstigen Meeres. Das Wasser wurde nicht nur zur Kühlung bei einigen Fertigungsschritten verwendet, sondern letztlich ebenfalls als biologischer Nährstoff, es schien überaus reich zu sein an gelösten organischen Anteilen.
Wie es den Anschein hatte, filterten die Tolkander diese gelösten Stoffe heraus, trockneten und reicherten sie auf die schon bekannte Weise an und preßten Barren Bourree daraus, die von Gliederschiffen in die Brutblase gebracht wurden ...
Gebracht worden sind.
Die Wüstenwelt, die auf den ersten Blick tot und ohne jedes Leben erschien, barg dennoch eine eigene Spezies. Die röhrenförmige Flora existierte tief im Sand verborgen in Form vom Wasser umspülter Keime. Sie waren kaum größer als dreißig bis vierzig Zentimeter, doch sobald Bren-Nach-Un-Kat auf seiner unregelmäßigen Bahn die solaren Materieschwaden durchlief, begannen sie eine überraschende Verwandlung und wuchsen zu mehrere hundert Meter großen Gebilden heran, die sich an der Planetenoberfläche austobten.
Ihr Leben dauerte ein paar Stunden, vielleicht einen Tag, je nachdem wie lange sie den Energieschleiern ausgesetzt waren. Danach verwesten sie ebenso schnell, wie sie entstanden waren, doch in der kurzen Frist ihres Daseins zerstörten sie, was ihnen im Weg stand. Nach anfänglichen schweren Verlusten hatten die Tolkander deshalb ihre Raumschiffe zur Vernichtung der wachsenden Pflanzen eingesetzt. Seitdem waren ihre Anlagen auf dem Planeten nicht mehr beschädigt worden.
Hin und wieder wurden die unregelmäßig geformten Keime auch in den Wasserleitungen entdeckt, und sie hatten schon einige Male Schäden angerichtet. Offensichtlich bewirkten Streustrahlungen hochenergetischer Fertigungsmaschinen ebenfalls Wachstumseffekte, wenn auch nur in wesentlich geringerem Umfang als die Sonnenmaterie.
Als der Physander trotz des Deflektorfelds auf mich aufmerksam geworden war, mußte er an ein Aufbrechen einer dieser Kreaturen geglaubt haben.
Einen Augenblick lang spielte ich mit dem Gedanken, den Physander zu töten und ihn neben die Leitungsstränge zu legen. Skrupel hätte ich nicht gehabt, ich hätte ihn sogar mit eigenen Händen ins Jenseits befördert, auch wenn das keinen einzigen Galaktiker wieder lebendig machte.
Von Anfang an war ich’ darauf vorbereitet gewesen, mehrere Tage auf
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