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1867 - Der TraumtÀnzer

Titel: 1867 - Der TraumtÀnzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ab. Die Tür sprang auf. Dahinter, in den verdunkelten Fluren, regte sich nichts.
    In fliegender Hast eilte er von Tür zu Tür. Manjanr’es und ihre Eltern wohnten für arkonidische Verhältnisse ärmlich. In seiner Vorstellung hatte sie immer wie eine Prinzessin gelebt. Hätte er sie zu einem späteren Zeitpunkt kennengelernt, er wäre vielleicht ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen und hätte sie aus dieser Wohnung herausgeholt.
    Zu spät. In meinen Leben paßt es nicht. Immer entweder zu früh oder zu. spät. Und jetzt träume ich euren Tod.
    Die letzte Tür führte in ein schäbiges Mädchenzimmer. Auf dem Bett lag Manjanr’es und malte mit einem verklärten Gesichtsausdruck Formen in die Luft.
    Sie war nackt. Benjameen versuchte nicht hinzusehen, nicht unter diesen Umständen, nicht als Eindringling und Voyeur. Aber das Schlimmste kam erst noch: Manjanr’es war nicht allein. Bei ihr lag ein Junge. Benjameen kannte das Gesicht; der andere stammte aus einer Parallelklasse, in der wohlhabende Adlige unterrichtet wurden. Er war außerdem größer und stärker als Benjameen und einer von den Typen, bei denen Mädchen zu tuscheln anfingen, wenn sie eben vorbeigegangen waren.
    Eine Zeitlang starrte Benjameen auf das Bild. Es ekelte ihn an.
    Manjanr’es hatte einen Freund. Sie hatten wahrscheinlich miteinander geschlafen, und jetzt malten sie Kreise, ohne der bleichen Gestalt in der Tür einen Blick zu schenken.
    Er wäre vor Scham gestorben, wenn sie ihn erkannt hätte. Benjameen wurde übel. Er mußte die Tür schließen. Als er draußen war, fing er zu schluchzen an, und es hörte nicht mehr auf, bevor er wieder auf der Straße war.
    Benjameen versuchte zu begreifen, daß er sie nicht mitnehmen konnte.
    Genausowenig konnte er mit diesem Wissen weiterleben.
    Die Ursache des Unglücks war er selbst. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als zu sterben.
    Wenn seine Träume aufhörten, dann würde Arkon Ivielleicht aus der Trance erwachen. Goedda würde möglicherweise platzen wie ein Luftballon. Und Manjanr’es konnte mit ihrem adligen Freund bis in alle Ewigkeiten glücklich leben.
    Benjameen von Jacinta stieg ins Taxi zurück, ließ sich zum nächsten Transmitter fliegen, dann sprang er zum Anwesen derer von Molatt zurück. Er verkroch sich in seinem Bett, den Kopf barg er unter der Decke.
    Seine Augen tränten wieder. Diesmal hatte es mit Erregung nichts zu tun, dieses Mal weinte er, weil er die Wirklichkeit nicht ertragen konnte. Manjanr’es war das einzige Wichtige gewesen, was es in der Welt gab, und er hatte sie verloren, bevor er ein einziges Mal mit ihr hatte sprechen können.
    Die Möglichkeiten zum Sterben kannte er auswendig. Er konnte von einem hohen Bauwerk springen.
    Das Dach eines Trichterturms reichte völlig aus. Er konnte auch ein Medikament an sich bringen, das ihm einen schmerzlosen Tod verschaffte. Während er dann hinüberdämmerte, würde Arkon aus der Totenstarre erwachen.
    Benjameen spürte eine überwältigende Müdigkeit. Sterben konnte er auch morgen noch, dann aber ganz bestimmt. Er schlief mit verheulten Augen ein.
     
    4.
     
    Einszweidrei Traumtänzer: Ich habe einen Traum. Ich bewege mich durch eine Gebirgslandschaft. Seltsamerweise scheint sich die Landschaft auf einen sehr kleinen, zerknitterten, ineinander gefalteten Ausschnitt zu beschränken. Was ich sehe, ist eine Welt in einer Kugel. Eine Hohlwelt. Ein Vulkan ist das Zentrum, ich sehe die weißen Firnkappen und einen Krater, der vor zehntausend Jahren zum letzten Mal Lava gespuckt hat. In einem Gebirgssee staut sich Schmelzwasser.
    Ein Mann mit einem Arm bewegt sich durch die Trockensteppe, die den Vulkan umgibt, ein schlaksiger Kerl mit hölzern wirkenden Bewegungen.
    Diesen Mann habe ich vorher nie gesehen. Seine äußere Erscheinung läßt auf einen Terraner schließen.
    Er beeindruckt mich sehr, weil ich magische Kräfte in ihm erblicke. Der Mann ist Einszweidrei. Selbst im Traum begreife ich noch den Unsinn, der in dieser Aussage liegt. Einszweidrei. Wesen können alles mögliche sein, aber nicht das.
    Mein Blick wandert fort von der Gestalt des Einarmigen. Ich erblicke ein zweites Geschöpf. Es ist flaschengrün und besitzt vier Augen. Ich empfinde es als noch seltsamer als den Terraner, der Einszweidrei ist: Mit einemmal begreife ich, daß aus dieser beschränkten Welt Arkons Verhängnis kommt. Nicht ich bin es, der die Welt vernichten wird, dieses eine Mal gibt es einen anderen Schuldigen. Es ist das

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