1868 - Hoffnung der Tolkander
Unglück schon suizidgefährdet und in Behandlung gewesen waren.
Nachdem nun alles wieder in geordnete Bahnen kam, wurde auch Bré Tsingas Gefühl optimistischer.
Vielleicht war es vorbei ...
Doch da wurde sie plötzlich von Erle Thomas zu einer Besprechung gebeten, und das schlechte Gefühl war sofort wieder da. Bré fühlte, wie sich ihre feinen Nackenhärchen aufstellten und ein unangenehmes Kribbeln auslösten, als sie die Besorgnis der Kommandantin spürte.
„Schlechte Nachrichten", meldete sie. „Von überall her aus der Galaxis kommen Meldungen über ein neuerliches Auftreten des Kritzelsyndroms. Flame Gorbend war zwar glücklich, von mir zu hören, daß Olymp nicht davon betroffen ist; allerdings trifft das auch auf keinen anderen der bisher befallenen Planeten zu. Das Problem scheint sich verlagert zu haben."
„Das bedeutet, die Philosophen haben überlebt", sagte Bré Tsinga. Warum nur trogen sie nie ihre Ahnungen?
„Es gibt keine Beweise dafür", äußerte sich Erle Thomas vorsichtig.
„Welche Beweise benötigen wir noch, wenn das Kritzelsyndrom erneut auftritt? Es fängt alles wieder von vorne an!"
„Zumindest sind noch nicht zweiundfünfzig Systeme davon betroffen. Das heißt, daß nicht unbedingt alle Philosophen überlebt haben."
„Das heißt noch gar nichts, Erle, und das weißt du genau", meinte die Sabinnerin kühl. Sie mochte es nicht, wenn man sie ihrer Jugend und mangelnden Erfahrung wegen nicht für ganz voll nahm. Bei manchen Gelegenheiten konnte sie das sogar sehr übelnehmen. „Versuch nicht, mich zu beruhigen, ich bin schließlich ausgebildete Psychologin."
Der Kommandantin gelang ein schwaches Lächeln. „Tut mir leid. Das macht man automatisch so."
„Und was ist nun geplant?"
„Ich habe schon alles mit den anderen besprochen. Wir werden wie geplant zum Solsystem abfliegen.
Cistolo Khan erwartet dich bereits, um alles Weitere zu veranlassen. Das bedeutet - wir werden dich hier auf der FARGO einige Zeit leider nicht mehr sehen."
„Äh ...", machte Bré. „Hoffentlich ist ihm bekannt, daß ich nicht allein bin?"
Diesmal lachte Erle. „Keine Sorge, über Jafkos Streiche ist er schon hinreichend aufgeklärt worden. So etwas spricht sich herum. Ihm ist auch bekannt, daß du ohne deinen Husslar nirgends hingehst - und damit ist der Fall erledigt." Sie reichte der Psychologin einen Datenträger. „Darauf findest du alle Neuigkeiten. Mach dich damit vertraut; ich lasse dir regelmäßig neue Informationen zukommen. Wir können bald abfliegen, als Ankunftszeit ist der dritte August geplant."
„Sehr gut. Hier auf Olymp sind wir auch fertig. Wenn tatsächlich noch mal alles von vorn anfängt, sollten wir keine Zeit verlieren."
*
Der Datenträger bot nicht allzu viele Informationen. Er enthielt den Kurzbericht über Atlans Einsatzkommando und die Vernichtung der Großen Mutter der Krieger, Goedda.
Bré erfuhr dabei auch, daß kurz vor diesem Erfolg die beiden unsterblichen Mutantinnen Mila und Nadja Vandemar den Tod gefunden hatten. Nach der Explosion war mit einiger Sicherheit ein weiterer der Unsterblichen gesehen worden: Alaska Saedelaere. Ob der ehemalige Maskenträger tot war, wußte keiner, aber es war anzunehmen. Wie sonst hätte er die Explosion der Brutblase überleben können?
Drei tote Unsterbliche - ein schwerer Schlag für die Cameloter. Bré kannte sie alle zwar nur vom Namen und gelegentlichen Presseinformationen her, dennoch fühlte sie sich ein wenig berührt. Was mochte in den anderen vorgehen, so langjährige Freunde und Wegbegleiter zu verlieren?
Doch das war nur ein kurzer Gedanke. Weder für die - von ihr weit entfernten - Unsterblichen noch für deren Problematik interessierte sie sich besonders; seit den letzten Wochen hatte sie schon einige Leute mehr sterben sehen. Manche, die während des Angriffs der Igelschiffe schwer verwundet worden waren, kämpften weiterhin um ihr Leben. Die Ereignisse überall in der Galaxis verliefen seit der Invasion der Tolkander dramatisch. Sich zu sehr damit auseinanderzusetzen machte nur verrückt und nahm den Lebensmut.
Jafko kam lautlos angeschlichen und setzte sich neben sie. Er erwartete weder Streicheleinheiten, noch umschmeichelte er seine Freundin; er wollte ihr lediglich nahe sein und die Gefühle mit ihr teilen. Das war seine Art der Kommunikation und Unterstützung. Der Husslar hatte sofort bei ihrer Rückkehr in die Unterkunft begriffen, daß die Lage sich geändert hatte und wieder
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