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1868 - Hoffnung der Tolkander

Titel: 1868 - Hoffnung der Tolkander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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durch die „Schule des Sterbens" geschickt wurden. Für zehn Minuten herrschte hier sozusagen ein völliger Blackout.
    Für weitere acht Tage waren die Menschen dem geänderten, unvermindert furchtbaren Einfloß des Philosophen ausgesetzt: Das verhängnisvolle Kritzeln hatte aufgehört, aber der Nebel um den Verstand hatte sich nicht ganz gelichtet. Die Reparaturarbeiten wurden weitergeführt, aber nun im Schneckentempo und mit häufigen Diskussionen, welchen Sinn das noch hätte. Möglicherweise wurde bei diesen Reparaturen auch mehr kaputtgemacht als instand gesetzt.
    Immerhin galt es jetzt, den Lehren des Philosophen zu folgen und sich darauf vorzubereiten, irgendwann einmal in Goedda. aufzugehen.
    Brr Tsinga litt nahezu die ganze Zeit über an unerträglichen Kopfschmerzen, denen durch Medikamente nicht beizukommen war. Clark Mahony stand vor einem Rätsel, und er mußte sich erneut fragen, ob er tatsächlich alles über die junge Psychologin wußte. Je mehr Sorgen er sich über sie machte, desto mehr klagte sie über Schmerzen. Sie konnte nicht mehr arbeiten; je mehr Menschen in ihrer Nähe waren, desto unerträglicher wurde es für sie.
    Gepeinigt zog sie sich in ihre Kabine zurück, um über sich und den Sinn des Lebens nachzudenken.
    Irgendwie spürte sie einen fernen Gedanken, daß bald die höchste Erfüllung zu erreichen sei - im Bauwerk aufzugehen. Sich darin aufzulösen. Zu sterben.
    Sie konnte nicht einmal Jafkos Nähe ertragen; der Husslar zeigte sich völlig verstört, und sie brachte ihn in einer ausbruchssicheren Zelle unter und beauftragte einen Roboter, sich rund um die Uhr um ihn zu kümmern.
    Als Brr ganz allein war, ebbte der Wunsch zu sterben allmählich in ihr ab; er blieb nur ein Impuls im Hintergrund. Nur wenn sie mit anderen zusammentraf, wurde dieser Wunsch geradezu übermächtig; jedoch konnte sie sich nicht an den Diskussionen darüber beteiligen, weil sie dann jedesmal von den Kopfschmerzen flachgelegt wurde.
    Isoliert in ihrer Kabine, führte sie die Aufzeichnungen fort, bis sie auch dann keinen vernünftigen Gedanken mehr zustande brachte. Möglicherweise würde sie sich eines Tages daran gewöhnen, aber jetzt war es genug.
    Clark Mahony schien auf denselben Gedanken gekommen zu sein wie sie, denn er besuchte sie und schlug ihr vor, sie in künstlichen Schlaf zu versetzen, bis er die Ursache ihrer Schmerzen herausgefunden hätte.
    Sie lehnte die völlige Bewußtlosigkeit ab, bat ihn jedoch um ein starkes Mittel, um die meiste Zeit zu verschlafen und wenigstens in den wachen Momenten Notizen machen zu können.
    Danach war sie weitgehend ausgeschaltet; für Jafko wurde gesorgt (darauf achtete Clark Mahony), und das Bordleben schien sich zu normalisieren.
    Am 18. Juli war dann plötzlich alles vorbei, und alle erwachten wie aus einem dumpfen Traum.
    Schlagartig begriffen sie; daß der Einfluß des Philosophen auch auf sie seine volle Wirkung entfaltet hatte.
    Mehrere Besatzungsmitglieder litten noch einige Tage unter den Nachwirkungen der Todessehnsucht, aber ohne ernsthafte Folgen.
    Bré Tsinga erhob sich von ihrem Krankenlager, völlig wiederhergestellt, von einer Sekunde zur anderen.
    Sie verspürte nicht einmal für eine Minute Nachwirkungen und kümmerte sich sofort um die weniger Glücklichen, die ihrer Hilfe bedurften. Sie holte Jafko zu sich zurück, der sich überglücklich zeigte, aber noch lange verstört wirkte.
    Danach studierte sie ihre Aufzeichnungen. „Heiliger Zestrin", flüsterte sie zutiefst schockiert. „Was ist nur mit mir geschehen ..."
    Die Aufzeichnungen waren absolut unbrauchbar, „das Werk eines komplett paranoiden, neurotischen Schizophrenikers, aber ohne jegliche Genialität, sondern im absoluten Wahnsinn", wie sie Jafko erklärte.
    „Daraus ließe sich nicht mal mehr ein annäherndes - und schon gar kein menschliches - Persönlichkeitsprofil erstellen. Wir haben uns doch für so vernünftig gehalten, daran kann ich mich noch genau erinnern - wenn sonst schon an nicht mehr viel. Was wurde uns da nur angetan ... und warum ist es jetzt vorbei?"
    Erle Thomas ließ die Reparaturarbeiten nun mit Höchstgeschwindigkeit vorantreiben und nahm Kontakt mit Flame Gorbend auf, um herauszufinden, was geschehen war - weshalb sie alle gerade noch einmal davongekommen waren.
    So erhielt sie den Bericht, daß ihre Rettung dem Einsatzkommando von Atlan, Myles Kantor, Dao-Lin-H’ay und den besonderen Psi-Kräften der Herreach zu verdanken war: Goedda war tot, das Bauwerk

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