1868 - Hoffnung der Tolkander
Atlan hatte sein Volk manchmal verflucht, trotzdem blieb auch er ein Arkonide und vergaß nicht, was sie in der Vergangenheit alles geschaffen hatten.
Er schob das Schweigen auf das Kritzelsyndrom. Es war ja bekannt,daß befallene Welten kaum mehr auf Anrufe reagierten und Störungen von außen als sehr unangenehm empfanden.
Nachdem der offizielle Weg verwehrt war, blieb ihm nur die IPRASA. Aber auch das war nicht einfach und gelang erst über mehrere Umwege und in Außenstellen sitzende Agenten.
Die Informationen waren mehr als dürftig, auch die Agenten selbst hatten kaum mehr Kontakt zu den Befallenen. Die Lage war verzweifelt, das konnte Atlan sich vorstellen.
Die IPRASA konnte nichts tun, vor Ort konnte niemand eingesetzt werden, ohne in den verheerenden Einfluß zu geraten. Der Überfall auf die FARGO vor wenigen Wochen und ihr „Absturz" in den Bann des Philosophen waren das aktuellste Beispiel. Ein Posbi-Kommando war schlicht unmöglich, da Arkons Regierung dem niemals zustimmen würde.
Er konnte nichts tun, und deshalb stiefelte er, düster vor sich hin grübelnd in seiner geräumigen Unterkunft herum.
Dann endlich - Nachricht von Myles und Dao-Lin!
*
„Wir sind ebenfalls auf dem Weg ins Solsystem", berichtete der Wissenschaftler.
Er sah ziemlich müde aus, Sorgenfurchen hatten sich in Stirn und Wangen gegraben, aber er platzte fast vor Mitteilungsdrang.
„Alles zieht sich nun im Zentrum zusammen", bemerkte der Arkonide sarkastisch, um Myles Kantor erst einmal Luft holen zu lassen.
Das gab Dao-Lin Gelegenheit, ihn zu begrüßen. Sie fragte ihn nicht nach dem Befinden von Ronald Tekener; sicherlich stand sie direkt in Verbindung mit der Station. Seit dem Tod der Zwillinge und dem mutmaßlichen Ende Alaskas wirkte sie zurückgezogener, stiller; wenngleich ihr Gesicht nichts ausdrückte.
Aber es war nun einmal so: An Sorgen gewöhnte man sich nie. Atlan wußte ja, wie es in ihm selbst aussah.
„Leider bringe ich keine guten Nachrichten", fing Myles an. „Immerhin konnten wir einiges auswerten.
Die merkwürdigen Signale, die wir von überall her aus der Milchstraße empfangen, können tatsächlich als eine Art Herzschläge hyperraumbezogener Organismen bezeichnet werden."
Atlan fühlte, wie Kälte seinen Rücken hinaufkroch. „Die Philosophen ...", murmelte er. „Also doch ..."
Obwohl alle Anzeichen dafür gesprochen hatten, hatte er bis zu diesem Moment gehofft, er würde sich täuschen - es wären nur Nachwehen oder etwas anderes, Greifbareres.
„Ja, leider. Da haben wir uns getäuscht. Sie verwehten nicht.. Die Philosophen sind mit einiger Wahrscheinlichkeit weiterhin in ihren Hyperblasen eingeschlossen, und wir kommen nicht an sie heran. Nicht mit unseren technischen Mitteln. Nach dem Schock über Goeddas Tod sind sie wieder aktiv geworden, und diesmal benötigen sie keine Entwicklungszeit."
„Und wir stehen wieder am Anfang."
„Wir haben uns damit beschäftigt, einige Impulse zurückzuverfolgen, und zwar diejenigen, die du auf Tolk-7 empfangen hast. Damit konnten wir zwei weitere Quellen ausfindig machen: Plophos im Eugaul-System und die Topsiderkolonie Kimako."
Atlan war überrascht. „Hierüber liegt mir noch nichts vor!"
„Das ist auch noch brandheiß", entgegnete Myles. „Und zwar sind wir erst durch meine Nachforschungen darauf gestoßen, daß sich dort das Kritzelsyndrom bereits verbreitet hat. Wir haben nur nichts davon erfahren, weil es sich auf Plophos vollkommen im verborgenen abspielte - in Form einer Geheimsekte.
Die ersten, die es erwischt hatte, waren irgendwelche HokuspokusLeute. Sie suchten nach weiteren Erleuchteten und nahmen sie sozusagen unter ihre Fittiche; damit bemerkte kaum einer die Veränderung, bis es zu spät war. Auf Kimako erwischte es dieRegierung als erste, und die unterdrückte jegliche Meldung nach draußen - um unter sich zu bleiben, wie wir das ja schon andernorts erlebt haben."
„Dann müssen wir sofort handeln."
„Wir haben bereits über Flame Gorbend zwei NOVA-Schiffe angefordert, die MASSADA und die HARUNA", berichtete der Wissenschaftler. „Sie operieren jeweils in der Nähe von Plophos und Ertrus mal sehen, was wir erreichen. Wir treffen bald bei dir ein."
Die Wartezeit bis zum Eintreffen der beiden Freunde zog sich in die Länge wie mit Klebstoff vermischter Haferbrei.
Atlan wechselte den Aufenthaltsort von seiner Unterkunft in die Zentrale der GILGAMESCH, um alle Informationen ohne Zeitverzögerung zu erhalten, und
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